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Trump und Blumenthal: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Ja, ich weiß, dass Sie, weil ich Amerikaner bin, neugierig sind, wie ich mich zu Donald Trump verhalte. Normalerweise lass ich mich auf Gespräche über Politik oder Religion nicht ein…

Doch soviel möchte ich sagen: Ich bin froh, dass ich nicht „Trump“ heiße, obwohl der Name nicht ganz ohne ist. Immerhin: „Trump“ auf Englisch hat dieselbe Bedeutung wie im Deutschen „Trumpf“. Außerdem hört man - in beiden Sprachen - das Wort „Triumph“ heraus- und „Trompete“ (trumpet).

Für einen Politiker ist ein derartiger Name wahrhaftig ein Lottosechser.

Für einen Schriftsteller finde ich den Namen völlig ungeeignet…

weil ich sofort an die engl. Vokabeln denke, die sich mit „Trump“ reimen: etwa „plump“ (dicklich), “lump“ (Beule), „ hump“ (Buckel), „bump“ (auch Beule), „dump“ (niedergekommene Bude), „stump“ (Stumpf), „rump“ (Hinterteil). Manche dieser Wörter können außerdem als unflätige Zeitworte benutzt werden.

Ein Schriftsteller braucht einen Namen, der rhythmisch, wohltuend, und auch keck klingt. Das tut „Trump“ nicht. „Mark Twain“ hingegen sehr wohl.

Was mich betrifft: Schon mit elf Jahren hab ich mir wegen des empfundenen Wohlklangs den Namen „P.J. Blumenthal“ angelegt. Das tat ich, weil sich mein urspr. Vorname „Paul“, (zumindest auf Englisch) mit meinem Nachnamen „Blumenthal“ (das „th“ klingt wie bei „thing“) reimte. Wenn schon ein Reim, dann muss er irgendwie wohltuend klingen. Mir fallen im Augenblick keine positiven Beispiele ein.

Aber zurück zu Trump. Manchmal beneide ich ihn. Er überlegt nie lange. Er sagt einfach das, was ihm in den Sinn kommt und ändert seine Meinung auf laufender Bahn ohne sich jemals für eine Version seiner Geschichten verbindlich zu entscheiden. Und das funktioniert prima!

Ich hingegen kämpfe ständig um die Worte. Ich schreibe meine Texte mehrmals um, grübele, ringe um die Logik, bin nie ganz sicher, ob ich das Richtige geschrieben habe. Manchmal wird ein Text zehnmal überarbeitet. Und trotzdem bin ich nicht unbedingt zufrieden und meine, ich krieg’s nie richtig hin.

Der irische Lyriker William Butler Yeats stellte einmal fest, er habe beim Schreiben stets Blut geschwitzt. Günther Grass äußerte sich ähnlich. Er habe seine Bücher - das hab ich mal in einem Interview gelesen - oft sechsmal überarbeitet.

Und da steht Trump. Nach seiner Wahl wurde er wegen seiner vielen Widersprüche und, ja, glatter Lügen von einer Journalistin um eine Erklärung genötigt. Seine Antwort: „Ich hab gewonnen, oder?“

Man sagt auf Deutsch, dass Lügen kurze Beine haben. Ich denke, dass Mr. Trump darauf antworten würde: „Und Giraffen haben lange Beine.“

Aber wissen Sie was: Ich denke, dass Politiker und Schriftsteller etwas Wichtiges teilen: Das Lügen dient uns beiden als unentbehrliches Werkzeug.

Ein Schriftsteller, der nicht lügen kann, ist so langweilig wie ein Politiker, der die Wahrheit erzählt. Schließlich will man eine spannende und überzeugende Geschichte erzählen, die jedem gefällt.

Jetzt wissen Sie, was Trump und Blumenthal einigt und unterscheidet. Ich habe das Thema freilich kaum erschöpft: Das ist aber eine andere Geschichte…

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