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Krieg der Götter – oder "God Mad"

Hurra! Endlich ist es amtlich: Es gibt nicht nur einen Gott.

Wie soll ich sonst das Urteil des hohen Richters Mohamed Apandi Ali in Malaysia verstehen? Ich zitiere: „Der Gebrauch des Wortes Allah ist kein wesentlicher Teil des christlichen Glaubens. Der Gebrauch dieses Wortes wird Verwirrung in der Gemeinschaft verursachen.“

Zum Hintergrund: Es ging um die Frage, ob die katholische Zeitung „Herald“ in Malaysia „Allah“ als Bezeichnung für Gott verwenden darf. Der christlichen Minderheit in Malaysia zufolge, etwa 9% der Gesamtbevölkerung, wird dieses Wort seit Jahrhunderten von Christen als Gottesnamen benutzt. Damit ist jetzt endgültig vorbei.

Ein kurzer Exkurs in der vergleichenden Linguistik: Die arabische Vokabel „Allah“ – genauer: „Allahu“ – bezeichnet in dieser semitischen Sprache den Gottesnamen plus bestimmten Artikel, wörtlich also „der Gott“. Ohne Artikel lautet das Wort auf Arabisch „ilah“, eine Bezeichnung, die übrigens viele Verwandte in anderen semitischen Sprachen hat. Zum Beispiel das hebräische „eloha“ (meistens in der Mehrzahlform „elohim“ gebraucht), Aramäisch „elah“, Babylonisch „ilahi“ usw.

Früher gingen Arabisch Sprechende großzügig mit dem Gebrauch des Gottesnamens „Allah“ als Bezeichnung für die monotheistische Göttlichkeit um. Zufällig besitze ich ein sehr betagtes arabisch sprachiges Altes und Neues Testament. Da erfährt man bereits auf Seite eins, dass am Anfang , Allahu Himmel und Erde schuf.

Ja, das war einmal. Heute ist man halt empfindlicher geworden, im punkto Religion. Aber bitte: Es sind beileibe nicht nur Muslime, die „Gott“ (oder Allah) für sich beanspruchen. Na na. Vor etwa 14 Jahren kandidierte Johannes Friedrich fürs Amt des evangelischen Landesbischofs in Bayern. Damals erfuhr ich in der Süddeutschen Zeitung, dass Friedrich die Meinung vertrat, dass der Gott der judäo-christlichen Religionen ein anderer sei als der Gott des Islam. Ja, das hat er behauptet. (Manche Christen sind immer noch der Meinung, dass der Gott des Alten und der des Neuen Testaments nicht identisch seien: Gott der Rache vs. Gott der Liebe usw. Das nur nebenbei).

Ich war jedenfalls mit dem Standpunkt des Kandidaten Friedrich nicht einverstanden und schickte sofort einen klärenden Leserbrief an die SZ.

Nach wenigen Tagen bekam ich Post von der Zeitung: Man sehe leider davon ab, meinen Brief zu veröffentlichen, hieß es, weil ich meinen Namen nur unvollständig preisgegeben habe.

Mit anderen Worten: Die SZ hielt „P.J. Blumenthal“ für einen unvollständigen Namen. Postwendend antwortete ich auf diese Ablehnung und fragte dabei, ob auch Briefe von E.T.A. Hoffmann und O.W. Fischer in der SZ nicht erscheinen dürften. Man erteilte mir daraufhin eine Sondergenehmigung. Leider zu spät, um dass mein Kommentar über „Gott“ und „Allah“ hätte rechtzeitig erscheinen können.

So ist es mit der Namenpolitik.

Namen sind amen, sog i.

Ich gebe zu: Wenn es um Gott geht, wird die Sache doch noch heikler, und man muss auf alles gefasst sein. So, zum Beispiel, stieß ich Englisch Muttersprachler einmal in einen Fastfood-Laden in Dänemark auf die Worte: „God Mad“. Mei, dachte ich. Sind das ja religiöse Menschen in diesem Fastfood-Laden. Sie sind offensichtlich ganz verrückt nach Gott. „God mad“ bedeutet aber „gutes Essen“ auf Dänsich. So kann man sich täuschen. „Mad“ ist übrigens mit dem deutschen „Mett“ verwandt – und „Mett“ wohl mit dt. „Mette“. Schon wieder ein voller Kreis in die religiösen Belange.

Ich wünsche jedenfalls gute Besserung. Auf Dänisch: God bedring.

In eigener Sache: Bin die nächsten zwei Wochen auf Geheimmission. Die nächste Glosse erscheint voraussichtlich im Anfang November.

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