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Darf ich meinen neuen Spammer vorstellen

Er heißt “PingwinekRico”. Oder vielleicht ist “er” eine “sie” oder eine Mehrzahl. Das lässt sich nicht ohne weitere Forschungen feststellen.

Fest steht: „PingwinekRico“ macht sich in letzter Zeit große Mühe, einen Kommentar beim Sprachbloggeur veröffentlichen zu dürfen. Hier eine kurze Liste der Überschriften seiner jüngsten Versuche:

„How You Can Choose The Very Best Free Cams Adult Websites“.

„My Free Cams Related Articles“.

“How To Get A Free Advertising System”.

Sie sehen. Seine Texte sind englischsprachig und scheinen einen pornografischen Hintergrund zu haben. Denn auf sog. „Cam“-Seiten wird hier aufmerksam gemacht.

Neugierig klickte ich auf einen der vielen Kommentare PingwinekRicos, die ich seit Tagen wie Kuckuckseier im Vorveröffentlichungsnest vorfinde. Was ich aber entdeckte, war ein ellenlanger englischer Text. Hier der erste Satz eines “Kommentars” in spe: „So when Tennyson says, ‘Individuality itself seemed to dissolve and fade away into boundless being’, he is accurately describing the experience of transcending. free sex cams...usw.“ Zu Deutsch: “Wenn also Tennyson behauptet, ‚Individualität schien selbst sich aufzulösen und ins endlose Sein dahinzuschwinden‘, beschreibt er mit Genauigkeit das Erlebnis der Transzendenz. Kostenlose sex Cams…usw“
Notabene: Letzte drei Worte erscheinen im „Kommentar“ in „Hypertext“-Format, d.h., als Link zu einer externen Seite, in diesem Fall eine Sexseite.

Der übrige Text – gespickt mit weiteren „Hyperlinks“ – scheint tatsächlich ein Essay über Tennyson (falls Ihnen der Name unbekannt ist, handelt es sich um den viktorianischen Lyriker Alfred Lord Tennyson) oder über die Transzendenz zu sein. Das kann ich nicht 100%ig bestätigen, denn ich habe den ellenbogenlangen Text nur kurz angelesen und schnell wieder gelöscht.

Fest steht jedenfalls: Dieses Format gilt für alle „Kommentare“, die ich in letzter Zeit von „PingwinekRico“ erhalten habe.

Ein hartnäckiger Mensch oder Spammerverein. Aber dann habe ich gedacht: Es wäre interessant, „PingweinekRico“ zu mailen, um zu fragen, was er/sie mit seinen „Kommentaren“ bezweck/t/en. Ich meine: ob er es ernsthaft für möglich hielt, a.) dass ich seinen „Kommentar“ zulassen würde und b.) dass jemand seine ellenlangen Texte in englischer Sprache durchforsten würde, um einen Hinweis auf eine vielleicht mit Virus infizierte Sexseite zu bekommen. Ohnehin: Wenn man unter „Sex Cams“ googelt, bekommt man im Nu 144 mio. Treffer!

Dann kam ich auf die Idee, den Namen/Begriff „PingwinekRico“ selbst zu googeln. Und siehe da: Es waren nur 209 lausige Hinweise.

„PingwinekRico“ erscheint in diesen jedenfalls als „Mitglied“ in verschiedenen Foren: einem übers Pferderennen, einem über Autismus und in einigen in polnischer Sprache. Er scheint außerdem ein Neuling zu sein. Denn seine Spuren lassen sich vor dem Mai 2013 kaum zurückverfolgen. Er wäre gern „Mitglied“ des Sprachbloggeur-Forums, wenn ich nicht jedesmal seine Mails löschte. Aber, so ist das Leben, wie Alfred Lord Tennyson einst sagte.

Eine besonders triftige Spur seines (ja, ich glaube, dass er ein Er ist) Daseins entdeckte ich bei „Stop Forum Spam“, so heißt eine Seite, die Statistiken über Forum-Spanner sammelt. Dort erfuhr ich, dass der geheimnisvolle „PingwinekRico“ seine IP-Adresse in Wroclaw, ehemals Breslau, registriert hat.

Noch eine interessante Entdeckung: Als ich seinen Namen bei Google ursprünglich eingab, fragte mich das Suchprogramm: „Meinen Sie: Pingwinek Rico?“, d.h., als zwei Wörter und nicht ein Wort.

Ich tippte auf diese Alternative und fand Webseiten, die meistens in polnischer Sprache waren. Ich verstehe leider nur wenig Polnisch, und ich wollte meinen lieben Freund M. mit dieser Dummheit nicht belästigen. Ich vermute aber, dass„Pingwinek“ der Name eines Spielers oder einer Figur einer polnischen Gamingseite ist. Denn ich entdeckte tatsächlich einen „Pingwinek“ auf einer solchen Seite.

Ich vermute zudem, dass mein Spammer männlich, polnisch und ohne Deutschkenntnisse ist und dass er als freier Mitarbeiter bei der Spammermafia (oder wie auch immer man sie nennen will) tätig ist. Mit Sicherheit stammen seine ellenlangen englischsprachigen Texte, die mit Hypertext-Links zu Sexseiten gespickt sind, nicht von ihm. Seine Englischkenntnisse sind wahrscheinlich so schlecht wie meine Kenntnisse der polnischen Sprache.

Schade, dass ich Ihnen nicht mehr über „PingwinekRico“ berichten kann. Ich wäre gern bereit, ihm ein richtiges Forum beim Sprachbloggeur anzubieten, wenn er ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern würde. Aber so ist das Leben, sagte Tennyson. Und auch die Spammer haben es nicht so ganz leicht wie es vielleicht manchmal scheinen mag.

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