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Adoptieren Sie einen „Captcha“-Boy! Noch heute!

Kennen Sie Ariful Islam Shaon? Nicht? Die Chancen sind gut, dass er Sie kennt. Er ist zwanzig Jahre alt und studiert an der Universität in Bangladesch. Was genau er studiert, weiß ich nicht – ich tippe auf Betriebswirtschaft.

Ariful spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Gestaltung dieser Seite, also des „Sprachbloggeurs“. Verzeihung, er spielt eine wichtige Rolle bei der Gestaltung vieler Internet-Seiten.

Aber hier rede ich nur von mir:

Fangen wir mit den Spamrobotern an, die den „Sprachbloggeur“ früher mit endlosen Werbesprüchen für gefälschte Potenzmittel aus Asien zu bombardieren pflegten. Diese wurden quasi als „Kommentare“ veröffentlicht. Um dieser Invasion Einhalt zu gebieten, habe ich diese Seite mit einer „Captcha“-Einrichtung ausgerüstet: Das sind jene verformten Buchstaben oder Zahlen, die ein Kommentarschreiber manuell eingibt, wenn er einen Kommentar abgeben will. Mit dem „Captcha“ (vom englischen „capture“, also „(Ab)fang“-)Programm wird Spamrobotern das Handwerk schnell gelegt.

So weit so gut. Jetzt komme ich zu Ariful Islam Shaon. Der clevere Student hat in seiner Heimat eine Firma gegründet und beschäftigt 30 Kommilitonen, die für ihn täglich 3-4 Stunden arbeiten. Sie hocken vor dem Rechner und geben die verformten „captcha“-Buchstaben ein, um dann Werbung für gefälschte Potenzmittel aus Asien als Kommentare beim „Sprachbloggeur“ zu veröffentlichen. Reine Handarbeit. Hut ab.

Arifuls Mitarbeiter bekommen für ihre Arbeit alle zwei Wochen etwa sechs Dollar. Das mag vielleicht sehr mager klingen. In Bangladesch ist das jedoch ein schönes Taschengeld für einen Studenten.

Ariful kennt seine Auftragsgeber nicht. Dies hat er jedenfalls gegenüber einem Reporter der New York Times, Vikas Bajaj, behauptet. Von Bajaj habe ich nämlich diese schillernden Informationen. Ich persönlich möchte für Arifuls Ehrlichkeit, was diese Behauptung betrifft, nicht bürgen. Ist aber egal.

Ariful ist freilich nicht der einzige Jungunternehmer, der in Asien auf diesem Gebiet tätig ist. Sein Kollege „Workcaptcha“, z.B., von freelancer.com (so Bajaj), beschäftige noch mehr „captcha“-Knacker als Ariful.

Der rasende Reporter Bajaj hat verschiedene Menschen aus der Branche interviewt. Einer plauderte besonders ehrlich aus dem Nähkästchen und gab zu, dass die Geschäfte zunehmend schlechter laufen. Fakt ist: Trotz der Unmenge Werbung, die von den fleißigen Mitarbeitern getätigt wird, werden im Laden gefälschte Waren im Wert von gerade mal $200 im Monat verhökert. Im Klartext: Es gibt immer weniger Naivlinge, die bereit sind, gefälschte asiatische Potenzmittel aus der Spamwerbung zu erwerben. Von diesen $200 muss der Unternehmer dann auch das Gehalt seiner „Captcha“-Knacker bezahlen. Der Gewinn ist, gelinde gesagt, zum Kotzen.

Unternehmer wie Ariful und „Workcaptcha“ beginnen neuerdings damit, eine Kostennutzenrechnung zu stellen. Man sieht, was die Zukunft der Branche betrifft, allmählich sehr schwarz.

Auch ich zähle zu den Spielverderbern. Denn bis auf Weiteres werden beim „Sprachbloggeur“ keine Kommentare unvermittelt veröffentlicht. Das heißt: Alle Kommentare werden vom Chef – also mir – höchst persönlich offline begutachtet. Somit habe ich die Möglichkeit, Arifuls Mitteilungen schnell zu löschen. Kein Mensch außer mir sieht sie. Für Arifuls Mitarbeiter wird die ganze Arbeit eine vergebliche Liebesmühe. Sorry, Ariful.

Verstehen Sie mich nicht falsch, liebe Leser des „Sprachbloggeurs“. Um ganz ehrlich zu sein: Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich weiß, dass ich die Studentenschaft in Bangladesch arbeitslos mache.

Daher folgende Bitte: Adoptieren Sie einen Studenten aus Bangladesch! So investieren Sie mit wenigen Dollar oder Euro in eine strahlende Zukunft. Wenden Sie sich an Ariful direkt unter „Billige Potenzmittel“ punkt com. Er wird sich freuen. Sagen Sie ihm: Der Sprachbloggeur hat Sie geschickt.

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