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Das geheimnisvolle Lächeln der Mona Lisa

Zu Beginn ein alter Witz: Ein dummer Student geht baden, und beinahe ertrinkt er dabei. Was macht er? Er beteuert, dass er nie wieder ins Wasser gehen wird, bis er das Schwimmen gelernt hat.

Und noch so ein Hosenreißer: Ein endlos quasselnder Friseur fragt seinen Kunden, "Wie soll ich Ihre Haare schneiden?“ Sagt der Kunde, "Ohne zu reden.“

Wenn Sie Römer – bzw. Römerin – wären, würden Sie in diesem Augenblick ausgelassen "cachinnare“, d.h., sich kugeln vor Lachen. Denn obige Witze stammen vom ältesten (bekannten) Witzbuch der Welt, dem "Philogelos“, zu Deutsch "Gernlachender“, das im 4. nachchristlichen Jahrhundert in lateinischer Sprache die Runde gemacht hat. Möglicherweise ist es noch viel älter. Der griechische Titel und die Namen der Verfasser, Hierokles und Philagrios, weisen auf einen Ursprung in Griechenland hin.

Damit will ich nur sagen, dass die Stimulierung der Lachmuskeln keine Erfindung des „Comedy Central“ ist. Der römische Komödiendichter Plautus – er lebte im 3. vorchristlichen Jahrhundert – machte in seinem Stück "Miles Gloriosus“ (der glorreiche Soldat) unentwegt Wortspiele auf das Wort "testis“, das im Lateinischen sowohl "Zeuge“ wie auch "Hoden“ bedeutet.

Alldies erwähne ich – wie immer – aus rein sprachlichen Gründen. Ich war neugierig zu wissen, warum das Lachen auf Deutsch "Lachen“ heißt. Dies zu beantworten stellte sich einfacher aus, als ich ursprünglich gedacht habe: Dahinter steckt nämlich ein "klak“ oder ein lautmalerisches "klakklak“. Was wir heute als "hahaha“ empfinden, mutete für die Urgermanen wie ein "klakklakklak“ an. Ich denke, dass sich das lateinische "cachinnare“ ("cacaca“) ähnlich erklären lässt.

Ist es nicht komisch, dass Abhandlungen über das Lachen oder über Witze zu den ernstesten und trockensten Themen zählen? Ich weiß, warum: Man will etwas Lebendiges, Zerbrechliches sezieren. Kaum hat man es im Griff, zack!, ist es weg.

Der französische Physiologe Guillaume-Benjamin Duchenne (1806-1875) ist heute aus zwei Gründen bekannt, der erste weniger erfreulich: Er hat den Muskelschwund als Krankheit entdeckt. Doch ebenfalls hat er das "Lächeln“ wissenschaftlich so weit wie möglich untersucht. Er erkannte zwei Arten des Lächelns: Bei der ersten werden die musculi orbiculares oculi – zu Deutsch die Muskeln, die das Auge umringen – beannsprucht. Wer so lächelt, drückt, so Duchenne, wahre Freude aus. Von daher trägt dieses Lächeln heute den Namen "Duchenne-Lächeln“. Wenn man aber nur mit den Muskeln um den Mund lächelt – wie es Bonzen und Promis zu tun pflegen, wenn sie im Blitzlichtermeer waten (oder wie auch wir es tun, wenn einer uns mit dem Fotoapparat bedroht und verlangt, dass wir "cheese“ sagen“), dann ist die Rede von einem "Nicht-Duchenne-Lächeln“, das so echt wirkt wie die Wohnzimmereinrichtung im "Frühstücksfernsehen“.

Was aber verbindet das Lachen so sehr mit dem Lächeln, dass man das Lächeln im Deutschen wörtlich als "kleines Lachen“ charakterisiert? Meiner Meinung nach müßte "lächeln“ "schmunzeln“ bedeuten. Denn ein "Schmunzeln“ ist ein echtes "kleines Lachen“.

Das englische "smile“ – also "lächeln“ – ist mit dem deutschen "schmeicheln“ verwandt. Das leuchtet ein: Jeder lächelt, wenn er schmeicheln will. Ich versuche mir den Menschen vorzustellen, der das Wort "Lächeln" als erster aus der Taufe erhob. Ich verstehe seine Bewegungsgründe aber kaum.

Für ein anderes rätselhaftes Phänomen habe ich jedoch eine Lösung: das des sagenumwobenen Lächelns der "Mona Lisa“. Ich glaube nicht, dass die abgebildete Dame wirklich lächelt. Durch lange Sitzungen beim Meister Leonardo hat sie eher an Blähungen gelitten. Klakklakklak usw.

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