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Bestens, allerbestens, allerallerbestens

„Guten Tag, meine Damen und Herren. Wir freuen uns heute, Sie auf unserem Flug von Chicago nach Deutschland begrüßen zu dürfen …“

Ja, die übliche Begrüßen-zu-dürfen-Zeremonie per Sprechanlage während eines Lufthansa-Flugs nach Europa. Am Schluss die erwartete Formel: „Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt bei uns und danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.“

Die Übersetzung folgte sogleich. Und am Schluss der verenglischten Aussage: „We wish you a great stay with us and thank you for listening.“

“Great stay” - ist das wirklich das, was mit “angenehmen Aufenthalt” gemeint ist? Früher wünschte Lufthansa einen „pleasant stay“. Daran kann ich mich noch erinnern. Doch Amerika ist mittlerweile ein Land der Superlativen geworden und die Leute bei Lufthansa wollen sich offenbar dem anpassen. Wo man früher „Have a nice day“ turtelte, ist heute „Have a great day“ erforderlich geworden.

In der Wirtschaft und in der Sprache muss man diese Tendenz als inflationär bezeichnen. Wie jede Inflation entsteht sie als schleichender Prozess. Beispiel Getränke: Während meiner Kindheit in den USA bestellte man ein Getränk und erhielt ein Glas mit etwa 200ml Flüssigkeit. Es war die einzige Größe auf der Karte. Eine Auswahl war damals noch unbekannt. Erst das Aufkommen des Fastfoods ermöglichte das Zeitalter der „small“, „medium“ und „large“ Becher. Heute bestellt man einen „super“ Becher und erhält eine Art zylindrischen Sauftrog.

Klar ist, dass dieser Größen-Wahn erst im kranken Kopf eines Marketingmenschen entstanden ist, der damit unterschwellig den Traum des Überflusses verkaufte. Clever, nicht wahr?

Die gute Nachricht: Bisher hat sich dieses Phänomen in Deutschland noch in Grenzen gehalten, vor allem sprachlich. Hauptsächlich begegnet man ihm in amerikanischen Fast-Food-Etablissments. Doch wie lange noch? Schon jetzt sind die Marketingleute im deutschen Werbefernsehen eifrig dabei, die „allergrößten Hits“ der 70. Jahre zu verhökern. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Dinge noch größer werden.

Einstweilen sage ich Ihnen nicht „Machen Sie es gut“, sondern „Machen Sie es besser!

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