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Spamfibel

Das „Spam Museum“ befindet sich auf dem Spam Boulevard in der Stadt Austen im amerikanischen Bundesstaat Minnesota. Vielleicht fragen Sie sich, was es dort zu besichtigen gibt. Tafeln etwa, auf denen das Wort „Viagra“ in zahllosen dämlichen Variationen geschrieben wird? Freundliche Briefe von der Citibank oder von der Postbank, mit der Bitte, Daten des Geheimkontos preiszugeben? Angebote für Spielkasinos, Pornographie, billige Aktien? Salben, die die Dimensionen von Geschlechtsteilen verändern?

Nein. Hier geht es um das wahrhafte „Spam“, ein Produkt der Firma Hormel. „Spam", ein Kürzel für „spiced ham“, d.h. „gewürzten Schinken“, wird von Hormel seit 1936 produziert und als Dosenfutter verkauft. Heute noch kann ich mich an den Duft einer frisch geöffneten Spamdose erinnern. Er steigt süßsauer in die Nase und…na ja, über die Geschmäcker kann man bekanntlich streiten. Wie dem auch sei: Bis heute ist das „Spam“ der Firma Hormel noch zu erwerben.

Das „Spam“ hat schon immer sein treues Publikum genossen. Auch im Zeitalter des „Fastfoods“. Dennoch bin ich überzeugt, der ehrenhafte Dosenschinken wäre vielleicht peu à peu aus der Mode gekommen und zur Neige gegangen, wäre dieser Produktname nicht vor wenigen Jahren in seiner neuen, gehässigen Inkarnation zu neuer Geltung gekommen. Der Gebrauch von „Spam“ im Sinne einer unangeforderten Massenemailsendung ist noch nicht alt. In meiner Ausgabe des berühmten „The Whole Internet“ aus dem Jahr 1994 kommt es noch nicht vor. Erst seit wenigen Jahren wird die neue, unbeliebte Emailseuche allgemein als „Spam“ bezeichnet.

Eine Mail ist ein sprachliches Phänomen, doch Spam ist, obwohl es uns als Mail erreicht, eher das Gegenteil von Sprache. Sein Ziel ist nicht die Kommunikation, sondern die Anti-Kommunikation. Es ist das schwarze Loch der Erzählkunst. Ich lese meine Spams äußerst selten. Nur heute habe ich mehrere durchblättert, um mich für diesen Blog anzufeuern. Hier ein prima Beispiel von dem, was ich mit Anti-Kommunikation meine: „Mi of miclass cp ct tc Ludanta Retero Archive am laquo Pull am Surrender rule Agora in Folks in compile…“ Alles klar? Ich jedenfalls habe nichts verstanden. Aber so etwas erreichte mich heute. Weitere Spams zitiere ich nicht. Ich möchte nur sagen, dass der wahre Sinn des „Spamming“ darin besteht, richtige Sprache, richtige Kommunikation zu sabotieren. Nicht selten habe ich mich gefragt, welche krankhafte Menschen dahinter stecken. Nun habe ich die Webseite www.spamhaus.org (in englischer Sprache) entdeckt. Klicken Sie sie an, wenn Sie sich näher informieren möchten.

Nur einen Gewinner kenne ich, seit die Spamseuche Überhand genommen hat – und dies nur beiläufig und sicherlich ohne Absicht: die Firma Hormel. Seit es das neue Spam gibt, ist das alte wieder zum letzten Schrei geworden. Guten Appetit!

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