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Ein gelahrter Vortrag übers "Moderne"

Ha! Auch Google kann nicht alles. Gerade wollte ich im cybernautichen Bereich ergänzende Informationen zur Etymologie des Wortes "modern“ erruieren.

Eine einfache Aufgabe, würde man denken. Pustekuchen!

Folgendermaßen ging ich vor: Ich habe auf Englisch "modern etymology“ als Suchwörter eingegeben und bekam gleich die üblichen 1,2 Millionen Treffer serviert. Leider brachte mich keiner davon weiter. Denn das beliebte Suchprogramm hat "modern“ als erläuterndes Adjektiv zu „etymology“ aufgefasst. Natürlich kam ich damit auf keinen grünen Zweig. Dann habe ich es auf Deutsch mit "modern Etymologie“ probiert. Immerhin kann „modern“ im Deutschen nicht adjektivisch zu "Etymologie“ missdeutet werden. Dafür hätte ich „moderne Etymologie“ schreiben müssen. Aber wieder nichts. Die 162.000 Treffer, die ich innerhalb 0,3 Sekunden erhielt, bezogen sich lediglich auf Seiten, wo beide Wörter, "modern“ und „Etymologie“ – unabhängig voneinander – , anzutreffen wären. Dann versuchte ich es mit dem Begriff „etymology of modern“. Wieder Fehlanzeige. Gleich dachte ich: Was bedeutet "www“? Die klare Antwort: Weh! Weh! Weh!

Ich ließ mich dennoch nicht entmutigen. Nun gab ich "etymological dictionary" als Suchwort ein und, siehe da, ich landete bei www.etymonline.com, einem mir bekannten online Nachschlagwerk. Unter dem Stichwort "modern“ wurde ich endlich fündig.

Nach Etymonline sei "modern" ein Lehnwort aus dem Französischen und bedeutete bereits um das Jahr 1500 “gegenwartsbezogen”. Es stamme vom Lateinischen "modo", zu Deutsch: „gerade eben" oder "gewissermaßen". Das Wort "modern" finde man bereits in Shakespeares Werken im Sinne von "tagtäglich" bzw. "gewöhnlich". Soweit so gut.

In meinen eigenen schlauen Büchern fand ich dann noch Ergänzendes:

Nach Kluge ("Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache") sei "modern" erst im 18. Jahrhundert vom Französischen "moderne" ins Deutsche übernommen worden in der Bedeutung von "derzeitig", "gegenwärtig".

Lutz Röhrich ("Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten“) schreibt, dass der Begriff "à la mode" bereits im 15. Jahrhundert im Französischen belegt sei, um eine "zeitgemäße Kleidertracht" zu beschreiben. Ab 1629 tauche es im Deutschen als "alamodisch" auf, Urform selbstverständlich des heutigen "modisch".

"Moderne" im "modernen" Sinn ist dagegen eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, als es soviele Neuigkeiten gegeben hatte, dass man einen besonderen Begriff brauchte, um diese endlose Frische zu beschreiben.

Übrigens: Für die Altrömer reichte allemal "novus", d.h., "neu", um das auszudrücken, was wir unter "modern" verstehen. In der hebräischen und aramäischen Sprachen der römischen Zeit verwendete man ebenfalls im gleichen Sinn Wörter, die "neu" bedeuteten.

Finden Sie aber nicht, das das Wort „modern" heute allmählich altbacken klingt? Immerhin: Begriffe wie "moderne Kunst" und "moderne Musik" beziehen sich auf Werke, die mittlerweile über 100 Jahre alt sind. Auch das Modewort "postmodern" vergilbt bereits. Aber alles nicht wunderlich: Beim "Modernen" handelt es immer um etwas Vergängliches.

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