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Mein Freund der Roboter

Machen Sie sich keine Illusionen. Auch wenn wir erst Januar haben, steht das nächste Weihnachten bald vor der Tür. So schnell vergeht die Zeit. Wer klug ist, der sorgt schon jetzt für die passenden Geschenke vor.

Wie wäre es zum Beispiel mit einem Roboter? Ich habe in der "International Herald Tribune“ gelesen, dass man ein "I-Sobot“ für sage und schreibe $299 erstehen kann. Das sind dank dem günstigen Kurswechsel in etwa bescheidene Euro 215. Nicht die Welt also.

"I-Sobot“ ist ein putziges 15cm großes Roboterchen, verfügt über 17 Servomotoren – die für die Beweglichkeit der Glieder zuständig sind (mit 20 Servomotoren kann man fast alle menschlich mögliche Bewegungsabläufe bewerkstelligen). Und noch aufregender (zumindest vom Standpunkt dieser Glosse): "I-Sobot“ versteht zehn Befehle und kann 200 Wörter und Phrasen sprechen.

Ein sprechender Winzling aus Kunststoff, Metal, Kabeln und Halbleitern. Von drei AAA-Batterien gefüttert, führt "I-Sobot“ lustige Purzelbäume vor, spielt auf der "Luftgitarre“, boxt und und und...

Zugegeben: "I-Sobot“ ist nur ein Spielzeug. Sein Repertoire an Kunststücken wird sicherlich nach kurzer Zeit einen anspruchsvollen Menschen (und das sind wir alle) langweilen. Gut möglich, dass er nach wenigen Wochen in einer Ecke landet, um dort zu verstauben.

Täuschen Sie sich aber nicht. Das Roboterzeitalter steht an. Mitsubishi hat in Japan bereits den Wakamaru-Roboter hergestellt. Er ist etwa einen Meter groß, verfügt über einen Wortschatz von ungefähr 10.000 Wörtern und ist, wie es heißt, in der Lage einfache Gespräche zu führen. Wakamaru ist als "Kumpel“ für einsame ältere Menschen in Altersheimen oder im Krankenhaus vorgesehen. Noch erstaunlicher: Wissenschaftler an der Universität Osaka haben mit dem Q-1 einen Androiden entworfen, der fast menschliche Züge aufweist. Mit einer Haut aus Silikon und einem beeindrückenden Angebot an „unbewussten Bewegungen“ (Blinzeln, Händezappeln, Augen-Hin-und-herschauen usw.) ausgestattet, gewinnt er schnell unsere Sympathie. Kann Q-1 reden? Na klar.

Der jüngst verstorbene amerikanische Schriftsteller Kurt Vonnegut hat in einem seiner Bücher – ich glaube, es war "Sirens of Saturn“ – von einer Liebesbeziehung zwischen einem Menschen und einer attraktiven Androidin erzählt. Die Geschichte ist so rührend, dass ich Ihnen den Schluss nicht verraten möchte. Im letzten Stanley Kubrik Film "Artificial Intelligence“ (von Steven Spielberg realisiert), geht es um einen Androiden in Form von einem netten Knaben. Tragischerweise sehnt sich dieser sympathische Roboter – wie einst Pinocchio – danach, einmal ein richtiger Junge zu werden. Eine sehr traurige Geschichte.

Ob Wakamaru, Q-1 oder ihre künftigen Artgenossen jemals in der Lage sein werden richtig zu empfinden, ist heute unbekannt. Ich persönlich habe meine ernsten Zweifel. Roboter sind nun mal keine Menschen. Aber: Androiden werden ganz bestimmt in der Lage sein, unser Mitgefühl zu erwecken – durch das Erscheinungsbild und selbstverständlich durch ihr Sprachvermögen. Der Mensch ist nun mal vorprogrammiert (besser als jeder Roboter), auf alles, was ihm ähnelt, gefühlsbetont zu reagieren.

Übrigens: Die ersten "Roboter“ waren keine Maschinen, sondern gewissermaßen Zombies. 1920 hat der tschechische Schriftsteller Karel Capek ein utopisches Theaterstück "R.U.R.“ ("Rossum’s Universal Robots“) veröffentlicht und dieses Wort erfunden. In diesem Stück handelt es sich um einen verrückten Wissenschaftler namens Dr. Rossum, der auf einer einsamen Insel Fleisch-und-Blut-Roboter produzierte. "Robot“ bedeutet auf Tschechisch "Fronarbeit“. Nebenbei: Das deutsche “Arbeit” ist mit “robot” etymologisch verwandt.

Was wir heute unter „Roboter“ verstehen, nannte man im maschinentollen 19. Jahrhundert "Automaton“. Googeln Sie unter dem Begriff im englischsprachigenen Wikipedia. Sie werden Überraschendes entdecken.

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