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„Kunst“ und „künstlich“: komisch der Unterschied

„Kunst“ kommt, wie jeder weiß, von „können“.

Will heißen: Die „Fähigkeit“ etwas zu tun, ist gleich einer schöpferischen Handlung. Stimmt das wirklich?

Z.B.: Wenn einer in der Lage ist, etwas Schreckliches anzustellen, dann müsste auch das als „Kunst“ bzw. eine „Kunsthandlung“ gelten. Oder?

Immerhin sagt man lobend über jemanden: „Er (bzw. sie) kann was.“ Damit meint man eindeutig Positives.

Was lernen wir daraus? Wahrscheinlich, dass es gute und schlechte, hohe und kitschige Kunst gibt.

So viel also zu „Kunst“.

Und jetzt weiter, liebe Freunde der deutschen Sprache. Denn nun sind wir nach obiger Einführung in der Lage, d.h., wir können – also wir haben die nötige Kunstfertigkeit, um über eine weitere Vokabel nachzusinnen: „künstlich“.

Woran denken Sie, wenn Sie dieses Wort „künstlich“ hören? An etwas Gutes oder an etwas, sagen wir, „weniger gut“?

Ich meine, dass man das Wort „künstlich“ mit etwas „Unechtes“ assoziiert. Und üblicherweise, wie man weiß, hat das Unechte weniger Wert als das Echte. Oder?

Komisch. „Künstlich“ ist mit „Kunst“ verwandt, und dennoch genießt die Kunst einen viel höheren Stellenwert als das „Künstliche“.

Zum Beispiel ein Weihnachtsbaum. Die echten Weihnachtsbäume wirken (zumindest für die meisten Menschen) allemal edler als die künstlichen. Oder?
Meine Nachbarin liebte allerdings ihren künstlichen, weißfarbigen Kunststoff (notabene: „Kunst“+„Stoff“) Weihnachtsbaum tierisch. Doch warum sollte man nicht eine Vorliebe fürs Kitschige haben? Auch kitschige Dinge können ja einen Reiz haben!

Viel Palavern bisher in dieser Glosse, aber wahrscheinlich haben Sie längst erraten, worauf ich hinauswill.

Ja, es geht um den momentan sehr umstrittenen digitalen Popstar: die künstliche Intelligenz.

Haben Sie Angst davor?

Benutzen Sie sie?

Vermeiden Sie sie?

Ich zum Beispiel komme täglich mit Kiki in Kontakt. Auf meinem Phone, z.B., jedesmal , wenn ich nach der Wettervorhersage schaue. Bei Google heißt es übrigens „KI Wetterbericht“.

Oder neuerdings, wenn ich einen Begriff „googele“, bekomme ich immer häufiger anstatt einer Liste geeigneter Webseiten bzgl. meines Begriffs zuerst eine knappe Zusammenfassung der Inhalte besagter Webseiten, die ich dann wahrscheinlich nicht mehr anklicken werde, weil ich bereits genug zum Thema erfahren habe. Will heißen: Ich werde, wenn ich mich nur auf Kiki verlasse, letztendlich weniger informiert, als wenn ich den möglicherweise differenzierteren Bericht, der von Kiki ausgeplündert wurde, konsultieren würde.

Worauf will ich hinaus?

Ich möchte lediglich darauf hinweisen, dass Kiki zwar nützlich sein kann: leider aber auf Kosten anderer.

Und jetzt zurück zum Unterschied zwischen „Kunst“ und „künstlich“: Was Kiki tut, heißt nicht von ungefähr „künstliche Intelligenz“ und nicht etwa „Kunst Intelligenz“ bzw. „kunstvolle Intelligenz“.

Um es auf den Punkt zu bringen: Wir betonen falscherweise die Vokabel „Intelligenz“ im Begriff „künstliche Intelligenz“. Das ist falsch.

Die gerechte Betonung dieses neuen Begriffs sollte vielmehr auf „künstlich“ liegen. Und nun siehe wieder die ersten Sätze dieser Glosse.

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