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Generation Oh Oh Oh!

Trickfrage: Wie sagt man „baby boomer“ auf Deutsch? „Babyboomer“, sagen Sie. Tut mir leid. Die Antwort ist falsch.

Das englische „baby boomer“ wird benutzt, um alle Kinder, die zwischen 1946 und 1964 in den USA auf die Welt kamen, als eine pauschale Gruppe zu erfassen. „Boom!“ So klingt eine Explosion. Und so explosionsartig stieg die Geburtenrate nach dem 2. Weltkrieg und die GI‘s kehrten heim. So blieb die Fruchtbarkeit bis ca. 1964. Dann zack! Der Geburtensturz. Keine Ahnung, warum es so wurde.

By the way: Um dieses Geburtenphänomen zu beschreiben, tauchte der Begriff „baby boomer“ erst ca. 1963 in den USA auf. Denn damals ging die Zahl der Neuimmatrikulierten auf den amer. Unis schlagartig nach oben. Man suchte also nach dem Grund: das baby boom! 1970 wurde dieser Begriff in der Oxford English Dictionary aufgenommen.

Doch jetzt zu den dt. „Boomers“. Sie heißen aber nicht „baby boomer“, sondern „Baby Boomer“ oder „Baby-Boomer“ oder „Babyboomer“. Kleiner Unterschied, großer Sinn.

Darüber hinaus wird mit diesem Begriff die Kinder bezeichnet, die in Deutschland zwischen ca. 1955 oder so und 1965 auf die Welt kamen, was dem Höhepunkt der sog. „Wirtschaftswunder“ entspricht.

Der Gebrauch des Begriffs „Babyboomer“ für den dt. Geburtenanstieg ist natürlich „Denglisch“.

Aber back to the USA. Als ab 1965 klar wurde, dass der Boom vorbei war, meinten die Journalisten, sie bräuchten nun wieder einen Begriff, um auch die nächste Generation zu etikettieren.

Keine Ahnung, wer auf die Idee kam. Vorsitzender Google könnte die Antwort mit Sicherheit innerhalb Millisekunden rausspucken. Ein Journalist (m/w/d) hatte jedenfalls den Einfall, die nächste „Generation“ einfach als „Generation X“ zu bezeichnen. Eine großartige Idee! Es sollte jedenfalls leicht ironisch klingen. Denn „X“ ist ein Terminus aus der Mathematik und bedeutet „Keine Ahnung, oder in diesem Fall: „Keine Ahnung, was wir sie sonst nennen sollten.“

„Generation X“ dauerte an, wenn ich mich nicht täusche, bis ca. 1980. Inzwischen wurde die Pauschalisierung der Generationen unter einem Begriff zu einer Masche der Popkultur. Auf „Generation X“ folgte logischerweise „Generation Y“.

So weit so gut. Und auf „Generation Y“ sollte dann folgerichtig „Generation Z“ kommen.

Doch nun wird die Chose kompliziert. Die jungen Menschen in den USA, die man „Generation Y“ hätte nennen sollen, bekamen plötzlich eine ganz andere generationale Designierung: „Millennials“ sagten die Leute von den Medien. Denn das waren die Kinder der spät 1980er Jahre bis ca. 2000. Geboren also nah der Jahrtausendwende.

Auf die Millennials folgten dann doch die erwartete „Generation Z“, auch „GenZ“ genannt. Und als solche werden die heutigen junge Menschen noch immer bezeichnet…

Ende der Pfanni-Stange? Denn schließlich geht mit „Z“ das Alphabet zu Ende. Ja, was nun?

Easy. Irgendein Schlaumeier aus der Publizistikbranche kam auf die Idee, die Generation, die ab ca. 2012 auf die Welt kam „Generation Alpha“ zu nennen. Über sie wissen wir immer noch sehr wenig. Alles klar?

Was ich bisher schreibe, gilt eigentlich nur für die Anglosächsische Welt. Die Terminologie wurde aber im Eilverfahren ins Deutsche übernommen und hat jetzt den dt. Pass als doppelte Staatsbürgerin.

Die genauen Daten unterscheiden sich nach wie vor, wenn man USA und Deutschland vergleicht. Aber who cares?

Nebenbei: Eigentlich hätte die dt. Sprache einen eigenen Begriff für diejenigen, die die Amerikaner „Boomer“ nennen: „68er“!

Ach und noch etwas: Frühere Generationen machten sich keine Gedanken über Namen für Generationen. Es ging viel mehr um ästhetische Dinge: z.B. „Barock“, „Sturm und Drang“, „Biedermeier“, „Wilhelminisch“ und so weiter.

Und jetzt Schluss.

In eigener Sache: Nächste Glosse Ende Juli. Bin auf Geheimmission.

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