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Eine schockierende Story mit einer Botschaft

Wie heißt das Ding wieder? Nein, ich meine nicht „Ding“, sondern „Prozedur“, „Einrichtung“, „Vorrichtung“„Verfahren“ oder so. Wie heißt es, wenn Sie auf dem Phone eine Mail oder eine SMS schreiben, und Sie bekommen vom Phone Hilfsangebote, um ein Wort zu ergänzen, auch bevor Sie das Wort fertiggeschrieben haben - als würde das Phone „mitdenken“.

Ich bekäme die Frage freilich schnell beantwortet, würde ich mich an Onkel Google wenden. Das will ich aber nicht ….

…weil ich ebenso in Eile (sprich „faul“) bin wie alldiejenigen, die sich auf die Schreibhilfe der oben umschriebenen Ein- oder Vorrichtung, deren Namen ich vergessen habe, verlassen.

Heute, z.B., habe ich eine Mail von R. bekommen. Wir kennen uns seit sehr vielen Jahren. Er ist Schweizer, d.h., bei ihm heißt es das und nicht die Mail.

R. hat sich für meinen ungewöhnlichen Vornamen „PJ“ (sprich „Pi-Dschäj) eine eigene Schreibart ausgedacht: Er schreibt „Pitje“. Das find ich schön, auch wenn ich nicht überzeugt bin, dass diese Schreibart meinen Vornamen korrekt wiedergibt. „Pitje“ klingt - zumindest mir - ein Tick anders als „Pi-Dschäj“. Ich glaube, dass bei ersterer Aussprache die Zunge etwas höher liegt als bei letzterer. Zudem wird die Zunge, wenn man „Pitje“ im Gegensatz zu „Pi-Dschäj“ sagt, etwas weiter nach vorne geneigt.

Aber zurück zum Schreibhilfeprogramm auf dem Smartphone.

R. hat mir ein (bzw. eine) Mail von seinem Phone geschickt und hat dabei nicht aufgepasst. Er wollte sein(e) Mail, wie immer, an „Lieber Pitje“ richten. Nur: Da der Schreibroboter diesen „String“, „“Pitje“ nicht kannte, hielt er ihn für einen Tippfehler. Der Roboter machte also daraus „Putze“. Und so hieß es in der Mail, die ich erhalten habe: „Lieber Putze“.

„Putze“? hab ich mich gefragt. Was will R. damit sagen? Irgendwie klingt das wie „putzig“. Sicherlich wollte mich R. nicht mit „putzig“ anreden. Denn putzig bin ich sicherlich nicht.

Prompt traf ein(e) zweite(s) Mail von R. ein. Er sei entsetzt, dass sein Schreibroboter aus „Pitje“ „Putze“ gemacht hätte, hat er mir mitgeteilt. Nun verstand ich, warum ich „Putze“ wurde. Damit war für mich die Sache erledigt.

Doch jetzt eine Frage, genauer gesagt, ein Denkanstoß: Kann es sein, dass der Gebrauch von Schreibhilferobotern auf Smartphones und Tablets evtl. zu einer vorzeitigen Demenz führt? Ja, echt!

Ich rede nicht von R.; ich meine lediglich: Wenn eine Maschine in der Lage ist, Gedanken - nach eigenem Gutdünken - selbstständig fertig zu denken, wird, so behaupte ich, die Arbeit der kleinen grauen Zellen des de facto Schreibenden entsprechend reduziert. Man denkt: „Soll der Roboter es erledigen. Ich höre lieber Musik oder schau Pornos an.“

Das Ergebnis: Man wird denkfaul.

Nebenbei: Die Denkfaulheit sollte man nicht mit dem „faule-Zunge-Syndrom“ verwechseln. Unter FZS versteht man eine althergebrachte Weise, den Sprachwandel zu fördern. Beispiel: Man sagt (oder schreibt) „funzen“ und meint „funktionieren“. Ein klarer Fall der Zungenfaulheit, die sogar eines Tages womöglich in die dt. Hochsprache aufgenommen werden wird. Oder „Specs“ für „Spezificationen“, „Info“ usw. Alles logisch. Spanisch, Französisch etc. sind eigentlich nur Formen eines zungenfaulen Lateins.

Aber Denkfaulheit! Haben Sie jemals darüber nachgedacht, dass Roboter in vielleicht 20 Jahre in der Lage sein werden dementen Menschen die Inkontinenzwindeln zu wechseln? So geschickt wie Pfleger auch! Der Träger wird den Vorgang vielleicht kaum (oder gar nicht) merken. Zu sehr wird er mit seiner Musik oder mit virtuellen Pornos abgelenkt sein. Oder er wird dabei Emails schreiben. Genauer gesagt: Er wird zuschauen,während der Roboter, der ihn bestens zu kennen behauptet, Emails schreibt. „Hallo, puppi, wird der Roboter schreiben, „Wie geht’s Dir? Mir geht’s ausgezeichnet…“

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