Die Mail an den Sprachbloggeur kam völlig unerwartet und glich zum Glück den üblichen Mitteilungen an diese Mailadresse nicht. Damit meine ich: keine Werbung für Qualitätsnasen-und-Mundschutzmasken, kein Bettelbrief, keine Mittteilung, dass mir ein reicher Wohltäter aus Nigeria Geld schenken wollte, keine Drohmail von einem „Hacker“, der meinen Rechner gekapert habe und mich heimlich beim geilen Pornoanschauen gefilmt hätte.
Nein diesmal war es eine freundliche, bescheidene Mail von einem Menschen, der sich „GORG“ oder „Gorg“ nannte und mir mitteilte, er betreibe einen Blog mit dem Namen „Lustwort“.
Er bat mich freundlich darum, seinen Blog mal zu besuchen, was ich auch tat.
Aber erst zum Namen. Gorg? Wie spricht man diesen Namen aus, hab ich mich gefragt. Wie den ungarischen „György“ (sprich Dschördsch) oder den jugoslawischen „Djordje“? Oder ist das „G“ hart wie in „garam masala“? Keine Ahnung.
Sofort nahm mich auch der Name der Webseite: „Lustwort“ in Beschlag. Toller Name hab ich gedacht. Denn er ergibt sowohl auf Englisch wie auch auf Deutsch einen Sinn. Viele Kräuter und Heilpflanzen auf Englisch enden nämlich mit der Silbe „-wort“ (liverwort, kidneywort, spleenwort). „Wort“ in diesem Sinn heißt im Angelsächsischen „Pflanze“ oder „Wurzel“. Entsprechendes gibt es auch im Deutschen: Steinwurz, Hauswurz, Dachwurz usw. Noch interessanter: „Lustwort“ zumindest auf Englisch ist der Name eines bekannten Aphrodisiakums, das auch „sundew“ genannt wird. Auf Deutsch kommt „Lustwort“ (sprich: „ein Wort, das Lust erzeugt“) sogar bei Goethe vor.
All dies nur zur Einführung. Nun schauen wir die Webseite etwas genauer an.
Die Aufmachung hat etwas… Geheimnisvolles! Vor allem deshalb, weil man auf Anhieb sehr wenig über den Blogisten erfährt – nicht einmal im Impressum. Er scheint nur in seinen Texten zu existieren und sich zu outen.
Zwei Sachen habe ich allerdings gleich festgestellt: 1.) dass Gorg in Berlin zu wohnen scheint und 2.) dass er einen bunten Strauß von Interessen hat – inklusiv ein Faible für Sprache.
Das Layout seiner „Lustwort“ wirkt sehr professionell (viel professioneller als meins) und kunstvoll. Er bietet sogar „cookies“ an (aber ohne Milch. Ja, schon gut. Vielleicht funktioniert dieser dumme Witz nur auf Englisch.). Wie es aber meine Gewohnheit ist, habe ich auch bei Gorg das Cookie-Angebot abgelehnt. Das mit den Cookies irritiert mich, weshalb ich beim Sprachbloggeur keine anbiete.
Nebenbei: Bei „Lustwort“ kann man sogar zwischen zwei sehr unterschiedlichen Layoutformaten wählen. Gorg schreibt: „Ich finde diese moderne Gestaltung grundsätzlich langweilig und wünsche mir etwas ganz anderes mit mehr Charme!” Klickt man auf diese Aussage des Blogisten und zack! Man landet bei einem völlig anderen Format! S e h r raffiniert!
Die Themen bei „Lustwort“ sind, wie schon gesagt, vielfältig. Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es 24! Darunter, „Allerbestes“, „Ehrfahrungen“, „Gedanken“, „Kultur“, „Philosophie“, „Musik“, „Wörter“ usw. usw.
Ich bin auf Beiträge gestoßen, die bis ins Jahr 2015 zurückführen. Gorgs Impressum trägt das Datum 2010. Gründungsjahr?
Genaueres weiß ich über Gorg nicht zu berichten. Denn allzu viele Texte habe ich nicht gelesen. In seiner Mail an mich hat er mitgeteilt, dass er viele Jahre im anglosächsischen Sprachraum verbracht habe. Er scheint aber ein Deutscher zu sein. Ich hingegen habe viele Jahre im dt. Sprachraum verbracht und bin kein Deutscher. Aber das wissen Sie schon, wenn Sie manchmal oder regelmäßig diese Seite besuchen. Nur meine Bots wissen all dies nicht.
Gorg hat mir darüber hinaus mitgeteilt, dass er schreibt, nicht um „viele Leser zu finden und bekannt zu werden…“ Er betreibe „das Ganze vor allem aus Spaß an der Sache.“ Sympathisch, nicht wahr?
Hoffentlich habe ich mit obigem Zitat kein Geheimnis verraten. Doch der Satz hat mich zutiefst beeindruckt. Klingt wie „Schriftsteller aus Leidenschaft“. Aber vielleicht schauen Sie selber mal bei „Lustwort“ vorbei. Sicherlich lohnt sich der Besuch. Und nicht vergessen, schöne Grüße an Gorg auszurichten.
Comments
Werter Herr Kollege Sprachbloggeur,
Danke für die Blumen,
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