Hab ich all dies nur erträumet?
Ich bilde mir ein, dass ich als Neuling in Deutschland vor endlosen Jahren Folgendes gehört habe: Enna menna mu, raus bist du.
Dieser Kinderspruch, um beim Spielen auszusortieren, hat mich damals sprachlich sehr interessiert, weil, ich aus meiner amer. Heimat etwas Verwandtes kannte:
„Eenie meenie miny mo (sprich ienie, mienie, meinie mo)
catch a tiger by his toe.
If he hollers let him go.
My mother said to pick this one.”
Notabene (und - Achtung! - jetzt wird es mit der politischen Korrektheit fraglich): Ursprünglich singsangten wir auf meiner Straße in der Bronx nicht „catch a tiger“, sondern „catch a nigger“. Diese heute als „N“-Wort bekannte Vokabel darf man in diesem Zusammenhang nicht mehr aussprechen. Verstehe ich auch. Dennoch haben wir sie als Kinder noch unschuldig getrillert…d.h., bis eines Tages ein älteres Kind uns klarmachte (so sah das Lerngefälle auf der Straße aus), dass man dieses „N“-Wort nicht mehr sagen darf und dass wir fortan „catch a tiger“ zu sagen hätten. Was wir dann auch brav taten.
In Deutschland kam ich dann in Kontakt mit besagtem „Enna-menna-mu-raus-bist-du“-Spruch. Vielleicht hab ich ihn im Kinderfernsehen entdeckt. Damals lief eine Sendung namens „Rappelkisten“. Oder vielleicht hab ich es von meiner derzeitigen Lebensabschnittspartnerin erfahren. Egal.
Fakt ist: Ich habe beide Sprüche für etymologisch verwandt erachtet.
Neulich entschloss ich mich in Google, eine Bestätigung für diese Theorie der etymologischen Verknüpfung zu suchen. Peinlich. So faul ist der wissenschaftliche Geist geworden! Er googelt anstatt in richtigen Nachschlagwerken zu recherchieren! Ich habe jedenfalls die gesuchte Bestätigung nicht gefunden. Lediglich war zu lesen, dass „eenie meenie miney mo“ frühesten um 1810 belegt ist, was mir ziemlich spät vorkommt. Denn ich bin überzeugt, dass hinter beide Sprüche ein alter, vergessener Zauberspruch von Kelten oder alten Germanen steckt.
Was enna menna mu betrifft, da verstummt Google völlig! Komisch. Auch mein sechsbändiger Duden und mein Kluge (etymologischen Wörterbuch der dt. Sprache) schweigen sich darüber aus. Auch merkwürdig.
Alles doch nur erträumet?
Eigentlich hatte ich für heute ein anderes, viel spannenderes Thema vor. Ich bin nämlich vor ein paar Wochen auf einen neuen Begriff gestoßen, der mich sauer aufstoßen ließ: SEME. Kennen Sie ihn?
SEME ist eine Abkürzung und steht für „search engine manipulation effect“. Eine kurze Erklärung des Begriffs soll hier genügen: Wenn Sie einen Begriff in die Suchmaschine („search engine“), z.B. Google, eintippen, kann es passieren, dass an dem Ergebnis manipuliert („manipulation effect“) wird. Will sagen: Sie geben den Begriff „Klimawandel“ ein, und prompt erscheinen nur Ergebnisse, welche die negative Wirkung des Klimawandels hervorheben. Seiten, die von Skeptikern geschrieben werden, stehen eher hintenan.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich betreibe hier keine Polemik gegen das Phänomen des Klimawandels. Ich gebe nur ein Beispiel darüber, wie ein SEME funktioniert.
Eins steht jedenfalls fest: Mit Sicherheit heißt der Begriff SEME so, um an MEME zu erinnern, Poptechsprache also. „MEME“ (Achtung: auf Englisch ist dies die Einzahl) spricht man als „miem“ aus. Ich nehme an, dass „SEME“ „ssiem“ ist. Die Memes und Co. sollen freilich an die „Genes“ (auf Englisch dschiens wie die blue jeans) erinnern. Diese Wortspielerei klappt weniger gut auf Deutsch.
Immerhin hat man hier Elemente, die man so wie bei enna menna mu auch zu einem Zauberspruch zusammenfügen könnte. Zum Beispiel: „MEME, SEME HÄME“, jetzt gehma…
…oder so.
Comments
Richtiger Text?
Na endlich!
Abzählreim
eene meene muh ohne Tabu
Ene Mene Mu und Präsident bist du
Mea Culpa
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