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Die Metawelt rückt an

Können Sie diesen Satz lesen? Dumme Frage. Natürlich können Sie ihn lesen. Sonst wären Sie nicht auf dieser Seite gelandet, wo es weit und breit weder Bilder zu glotzen noch Musik zu lauschen gibt. So eine Seite wird übrigens immer mehr zu einer Seltenheit.

Die gute Nachricht: Sie werden, weil Sie lesen können, weiterhin ein lesender Mensch bleiben. Das Lesen ist wie das Fahrradfahren. Man vergisst es nie – es sei denn Sie sind Chinese. Im Ernst. Wenn ein Chinese über Jahre keine Texte seiner Zeichensprache vor Augen gehabt hat, kann es vorkommen, dass er nicht mehr oder kaum zu lesen vermag.

Daher der Vorteil der Alphabetisierung der Sprache. War echt ein guter Einfall.
Das Alphabet ist so praktisch, dass auch die Ägypter und die Babylonier ihre Zeichensprache mit zig-tausende Zeichen peu à peu alphabetisiert haben. Na ja, nicht ganz. Ihr Schriftsystem bezeichnet man vielmehr als Silbenschrift. Es gab also ein Schriftzeichen für die die Silbe „scha“, eine für „sche“, eine für „schu“, für „la“, „li“, „lo“ etc., Ich glaube es waren am Schluss um die fünfzig oder sechzig Zeichen.

Wissen Sie, was das Lesen bewirkt, wenn ein Mensch es lernt?

Wenn ein Mensch zu lesen lernt, geschieht etwas in seinem Hirn. Er lernt nämlich automatisch logisch zu denken. Im Ernst. Wahrscheinlich habe ich Ihnen diese Info schon mehrmals mitgeteilt. Doch mehrmals hält immer besser.

Zuerst aber eine Frage: Was versteht man unter logisch denken? Hier ein Beispiel:

Alle Tiere haben vier Beine. Hunde haben vier Beine. Daher kann man schließen, dass Hunde Tiere sind!

Das nennen die Logiker einen Syllogismus. Man kann ihn auch mathematisch ausdrücken: a=b; b=c. Folglich ist a=c.

Fakt ist aber: Bis die Menschen zu lesen gelernt haben, hat dieses logische Denken nicht existiert. Nirgends.

Aber was heißt „Lesen“? Man kombiniert Zeichen mit Lauten um dadurch eine Sprache symbolisch, d.h., schriftlich darzustellen. Dieses Verfahren tut etwas im Hirn. Und dieses Etwas nennt man „logisch denken“.

Logisch!

Und wie sieht es für Menschen aus, die ihre Sprache nicht schriftlich festzulegen wissen? Wie denken sie?

Hier ein Beispiel, das ich vor vielen Jahren gelesen habe. Ein europäischer oder amerikanischer Wissenschaftler (den Namen habe ich momentan nicht im Kopf) verbrachte etwas Zeit in einer Kultur, wo man des Lesens nicht mächtig war. Vielleicht war das damals in Westafrika, als die Menschen in dieser Gegend noch immer ein Stammesleben führten. Der neugierige Wissenschaftler stellte zwei Becher auf einen Tisch. Der eine Becher war breit, der andere schmal. Er füllte den breiten Becher dreiviertel voll mit Wasser; den schmalen wurde bis zum Rand gefüllt. Nun fragte er seine Versuchspersonen: In welchem Becher befindet sich mehr Wasser? Die Versuchspersonen antworteten spontan: in dem schmalen! Das meinten sie, weil der Becher randvoll war. Die Antwort war falsch.

Logisch!

Wie aber denken Menschen in schriftlosen Kulturen, wenn sie nicht über die Logik verfügen? Sie denken „mythologisch“. Will heißen: Sie erzählen Geschichten, die die Phänomene dieser Welt erklären. Schöne Geschichten, manchmal darunter auch weise oder moralisierende. Eins besitzen diese Geschichten aber nicht: die objektive, mathematische Logik.

Im Übrigen: Schriftlose Völker leben auch ohne Geschichtsbücher. Aus diesem Grund wird die Vergangenheit durch Weitererzählen tradiert oder überlebt in Form von Mythen, die von göttlichen Königen und Helden erzählen. Da aber das Gedächtnis alles anders als zuverlässig ist, mutieren diese Geschichten mit der Zeit zu Fantasien.

Warum erzähle ich heute all diese schöne Dinge? Deshalb: Gestern habe ich gelesen, dass lediglich 30% der heutigen Jugend Bücher lesen. Die meisten dieser Leser sind übrigens Mädchen.

Was kann man daraus schließen? Folgendes: Es kommt mal eine Zeit, wo nur noch eine kleine Minderheit des Lesens und der Logik mächtig sein wird. Das werden die Lenker sein. Und der Rest? Der Rest wird schöne Geschichten erzählen übers Leben in der Metawelt…

Comments

Alle Tiere haben vier Beine. Hunde haben vier Beine. Daher kann man schließen, dass Hunde Tiere sind! Falsch! Tische haben vier Beine. Daher kann man schließen, dass Tische Tiere sind??? So waere es ein Schluss: Alle Tiere haben vier Beine. Hunde sind Tiere. Daher kann man schließen, dass Hunde vier Beine haben! Aber auch: Tintenfische sind Tiere.... Schoene Gruesse

Es ist genau, wie Sie sagen, Herr P. Ich wusste, es gibt, wenn man einen Syllogismus aufgibt, einen Dreh, den ich vergessen hatte. Und Sie haben es gleich begriffen! Der logische Schluss: Sie denken noch logischer als ich; und ich denke etwas logischer als ein Schriftloser. Fazit: Logik ist nicht gleich Logik. Viele schöne Grüße PJB

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