Her damit mit der Immunität!
Ohne jemandem auf den Schlips treten zu wollen, halte ich es für höchste Zeit, dass wir miteinander ein wichtiges Thema diskutieren: die Herdenimmunität.
Der Vize-Gouverneur von Texas (ich habe den Namen vergessen, wer ihn braucht, kann googeln), drückte vor ein paar Wochen die Meinung aus, dass sich Ältere bis zum Äußersten aufopfern sollten, damit die Konjunktur nicht – und nun ein amer. Idiom – „dead in the water“ ende. Man könnte diesen Zustand auch mit einer zweiten amer. Redewendung ausdrücken: „to go belly up“. Die Logik: Gehen die Finanzen „belly up“, dann sterben junge Menschen in Scharen an den Folgen der Armut.
Do schaugt her: Nun haben Sie zwei schöne Redewendungen aus der amer. Umgangssprache gelernt. Bereits ein Gewinn.
Dieser Vize-Gouverneur („deputy governor“) beteuerte, er selbst sei bereit für seine Enkelkinder zu sterben. Auch andere sollten seinem guten Beispiel folgen.
Klar geht es darum, dass junge Leute normalerweise an Covid-19 nicht sterben. Das tun meistens nur Alte und Kranke („Vorerkrankte“). Würden sich alle Menschen gegenseitig infizieren, entstünde eine Herdenimmunität!
Die Mathematik sieht folgendermaßen aus: Zwischen 0,5 und 3 Prozent der Bevölkerung werden an Covid-19 sterben. Noch weiß man es nicht so ganz genau. Doch das bedeutet, dass satte 97% bis 99%+ an der Krankheit nicht sterben, überleben also und nächstes Jahr in der Lage sein werden, schöne Anekdoten darüber zu erzählen!
Noch etwas Mathe: In den USA leben ca. 330 mio. Menschen. Das heißt…n u r 1,8 mio bis ca. 10 mio. müssten an Corona sterben, um besagte Herdenimmunität zu bewerkstelligen und die Wirtschaft dadurch zu retten.
Na? Was halten Sie davon? Bedenken Sie: Weniger Menschen sind gleich weniger Autos, weniger Flüge usw. Wäre ein grünes Paradies!
Mein Vorschlag: Wer älter ist als etwa 70 Jahre und mit der Idee des Dep. Gov. einverstanden ist, darf mir eine Mail zukommen lassen, die ich dann an den Deputy Governor höchstpersönlich per Einschreiben weiterschicken werde – selbstverständlich ins Englisch übersetzt. Sie werden bestimmt einen persönlichen Dankeschönbrief von diesem Amtsinhaber erhalten.
Gesetzt den Fall, Sie sind noch am Leben (bzw. er noch lebt!). Haha!
Und? Machen Sie mit?
Nicht zu vergessen: Auch Boris Johnson war vor etlichen Wochen von derselben Idee einer Herdenimmunität begeistert.
Auch in Deutschland gibt es etliche Stimmen aus der Wirtschaft und der Politik, die von dieser Idee nicht…tja…abgeneigt wären.
„Herde – eine willenlos treibende Menschenmenge“. Diese nette Definition habe ich im WehWehWeh aufgegabelt. Nun eine schöne Definition aus einem richtigen Buch, dem sechsbändigen „Großen Wörterbuch der deutschen Sprache“ von Duden. Herde: „größere Menge von zusammengehörenden zahmen od. wilden Tieren der gleichen Art unter der Führung eines Hirten oder eines Leittiers.“
Klingt gut.
Noch besser (auch im Duden): „unverständige, unselbständige Menschenmenge, die sich stumpfsinnig treiben lässt.“
Dazu bietet der Duden ein paar nützliche Redewendungen mit „Herde“ an: 1.) „mit der Herde laufen“ und 2.) „der Herde folgen“.
Also jetzt wissen Sie Bescheid, falls Sie mit anderen das Thema „Herdenimmunität“ diskutieren möchten.
Sie können dafür oder dagegen sein. Wenigstens haben Sie das passende begriffliche Werkzeug, um eine eigene Meinung zu bilden.
Muuuuu. Baaaaaaa.
Ach beinahe vergessen! Über „Immunität“ sollte man auch etwas sagen. Hier eine schöne Definition: „Immunität ist das, was Politiker und sonstige Amtsträger haben…aber nur wenn sie im Amt sind.
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Terminus Logie
Die kommunale Krönung der Corona
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