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Retten Sie das Englische! Sprechen Sie Deutsch!

Bye bye, deutsche Sprache. Toodle loo! (Achtung Aussprache: tu-d‘-LU; heißt „bye bye“ oder „tata“).

Die Lage ist ernster als ich dachte, liebe Lesende. Hier der Beweis: Anfang September stieß ich auf einen Artikel in der Münchner Abendzeitung mit der Überschrift: „Schmähtitel für Münchner TU-Chef“. Es ging um eine Entscheidung des Präsidenten der Münchner-TU, Wolfgang Herrmann, dass künftig alle Master-Studiengänge der Technischen Hochschule ausschließlich auf Englisch abgehalten werden sollten. Die Begründung: Heute spreche die Naturwissenschaft Englisch.

Mit Entsetzen reagierte der zahnlose, 1998 gegründete Verein Deutscher Sprache auf dieses Vorhaben und erklärte Herrn (oder Doktor oder beide) zum „Sprachpanscher des Jahres 2015“.

Gähnen Sie schon, liebe Lesende? Ich nicht.

Seit Jahrzehnten beobachte ich, ziemlich unbeeindruckt, wie sich die Sprachpuristen Deutschlands aufregen, wenn ein paar coole englische Sprüche Deutschland im Sturm erobern. Sie wissen schon. Ich brauche hier keine Beispiele zu nennen. Ich jedenfalls hab das Phänomen immer ziemlich gelassen hingenommen. Denn Sprache unterliegt stets der Mode. Wissen Sie, wie sich Goethe und seine Compagnons unterhalten haben? Sie haben goutiert und contempliert und waren parbleu stark impressioniert, wenn etwas Ungewöhnliches passierte. Denn damals war Französisch die Kultursprache, und jeder, der au courant erscheinen wollte, hat gern ein bisschen Französisch in seine Umgangssprache inkorporiert. Nur: Finden Sie solche Wörter in Goethes literarischen Texten? Kaum. Und darum geht es.

Heute ist Englisch das Französisch der Gegenwart. Und why not? Doch sie werden feststellen: In der dt. literarischen Sprache, kommen die coolen words meiner Muttersprache nur selten vor. Also abregen und chillen. So war immer mein Rat…

…bis ich vom Vorhaben des Herrn oder Doktor Herrmann erfuhr, der die Studiengänge der TU gänzlich auf Englisch abhalten will. Nein, das geht mir zu weit.

Wissen Sie, warum?

Nein, das werden Sie nicht wissen. Fakt ist: In den vergangenen Jahren hatte ich Gelegenheit als Englischlehrer bei einer dt. Hochschule zu arbeiten. Es war eine schöne Aufgabe. Nur eins fand ich verwunderlich: Auf dieser Hochschule war Englisch die Unterrichtssprache schlechthin. Es war meine besondere Aufgabe, Studenten beizubringen, journalistische Texte in meiner Muttersprache zu schreiben. So konnte ich aus erster Hand die englischen Sprachfähigkeiten der Studierenden beobachten. Einige hatten tatsächlich ein brauchbares Gefühl für meine englische Muttersprache und haben sehr anständige Texte verfasst. Für die meisten hingegen wäre der Weg ins Englischsprachliche noch sehr lang und holprig geblieben. Ich weiß, wovon ich rede: Obwohl ich 40 Jahre in Deutschland lebe, bleibt mir Ihre Muttersprache immer noch eine Fremdsprache, mit der ich täglich zu kämpfen habe.

Wissen Sie, was es bedeuten wird, sollte die TU tatsächlich zur akademischen Oase meiner Muttersprache werden? Ganz einfach: Lehrkraft und Studierende werden sich gegenseitig mit schlechtem Englisch infizieren. Natürlich gäbe es Ausnahmen.

Für mich klingt ein solches Englisch, wie wenn man Kreide über eine Schiefertafel fährt und es zum Quietschen bringt. Noch trauriger: Die Sprachfehler von Lehrern und Studierenden werden sich in so einer Lehrsituation verewigen. Autsch.

Ich behaupte, dass deutsche Studenten und Studentinnen in Deutschland gern ihre schöne Muttersprache benutzen. Auf der Hochschule, wo ich unterrichtete und wo manche Studierende keine Deutschkenntnisse hatten, wurden fast alle nichtakademische Aktivitäten– also Partys, Rundfunksender, Band usw. – von deutschsprachigen Studenten und Studentinnen – immerhin in der Mehrzahl – organisiert und zwar auf Deutsch. Yes, they spoke German.

Deshalb meine bescheidene Bitte: Retten Sie meine schöne englische Sprache, liebe TU! Halten Sie Ihre Studiengänge auf Deutsch ab! Mir zuliebe…bitte.

Get the message, Mr. or Dr. Herrmann?

P.S. Warum muss es “Bachelor” und “Master” heißen? I mean, really…

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