Dominque Strauss-Kahn, zum Beispiel.
Was passierte damals in Suite 2806…wirklich? Hat DSK das Zimmermädchen aus Guinea zum Sex – welcher Art auch immer – gedrängt, oder ist er in die Falle – welche Art auch immer – getreten? Ich habe keine Antwort auf diese Frage, und sie dürfen von mir keine erwarten.
Mein Bedenken ist in erster Linie sprachlicher Natur. Die Zeitungen haben vielfach berichtet, dass das angebliche Opfer (Notabene: Der Gebrauch des Wortes „angeblich“ weist stets daraufhin, dass der Berichterstatter keine Rechtschutzversicherung hat) nicht nur die Wahrheit über die Ereignisse in besagter Suite erzählt habe, sondern angeblich auch gelogen habe. Besonders suspekt: Sie habe mit ihrem Freund telefoniert, der in einem Gefängnis im Bundesstaat Arizona sitze und zu ihm in etwa Folgendes gesagt: „Keine Sorge, der Kerl hat viel Geld. Ich weiß, was ich tue.“
Mein Bedenken gilt hauptsächlich diesem Gespräch zwischen dem angeblichen Opfer und ihrem angeblichen Freund in Arizona. Dem Staatsanwalt zufolge, wurde der Wortlaut dieses Gesprächs bisher falsch dargestellt. Die zwei angeblichen Geliebten stammen, so heißt es, aus dem selben Dorf in Guinea und haben sich in der Muttersprache, Fulani, unterhalten. Diese Unterhaltung würde von einem Fulanisprecher gedolmetscht. Alles klar?
Anscheinend nicht. Der Staatsanwalt pocht darauf, dass die Übersetzung des Dolmetschers ungenau sei. Der Grund: Dieser verstehe den Dorfdialekt der Frau und ihres Freundes nicht. Wenn das so ist, dann muss man davon ausgehen, dass nur einer, der diesen Dialekt beherrscht, das Gespräch getreu zu übersetzen vermag. Wenn es aber so ist, dann stehe man vor zwei neuen Problemen. Erstens: Wo findet man in New York einen, der in der Lage ist, das Gespräch in diesem exotischen Dialekt fürs Gericht zu dolmetschen? Zweitens – und noch gravierender: Wäre dieser Dolmetscher bereit, das Gespräch zur Ungunst der Frau zu übersetzen. Anders formuliert: Wäre ein „Homie“ bereit, einen „Atzen“ zu verraten?
So wird eine Sprache zu einem Geheimcode. Eine kniffelige Sache, wirklich. Und es erinnert mich an einen cleveren Einfall des US-Nachrichtendienstes während des Zweiten Weltkriegs: Dieser setzte Cherokee-, Choctaw- und Lakotasprecher als „Codetalker“ ein. Da die Japaner nicht in der Lage waren, diese „Codes“ zu knacken, konnten die Indianer per Funk – ganz offen – wichtige militärische Geheimnisse austauschen. Sprache ist tatsächlich der komplizierteste Code überhaupt – zumindest für den Unkundigen.
Fazit: Man wird nie mit hundertprozentiger Sicherheit erfahren, was wirklich in Suite 2806 passierte.
Nun eine zweite Frage. Die ist vielleicht einfacher zu beantworten als die erste. Nur ich finde keine Antwort dafür. Es geht um den Fußball. Fußballer kann man auch als „Testosteronbrocken“ bezeichnen und ihre besonderen Leistungen mit der Ausschüttung dieses Hormons erklären. Wie ist es aber bei den Fußballerinnen? Was schütten sie aus, wenn sie fowlen, fluchen, kicken oder rennen, oder wenn sie sich gegenseitig das „high five“ geben? Dies ist keine sprachliche Frage. Ich bin trotzdem neugierig.
Dazu auch eine Nebenfrage: Ich erinnere mich, wie sehr Sportjournalistinnen in den 1980er Jahren kämpfen mussten – zumindest in den USA – , um das Recht zu bekommen, nach dem Spiel zu den Sportlern zwecks Interview in die Umziehkabine zu gelangen. Es kursierte damals ganz zotige Witze zu diesem Thema. Letztlich wurde die Sache zu einem großen Etappensieg der Gleichberechtigung. Wie ist es aber heute? Dürfen männliche Kollegen nach dem Spiel zu den Frauen in der Umziehkabine?
Zugegeben: Es sind nur naive Fragen, die mich momentan beschäftigen, aber sie sind bestimmt nicht unwichtig. Ja, und eine letzte Frage: Ist es nur Zufall, dass eine gewisse Frau Reding, die Ratingfirmen an den Pranger nimmt? Und ist es nur Zufall, dass eine diese Firmen „Moody’s“ (Englisch „launisch“) heißt? Eine andere „Standard and Poor’s“ – also „Maßstab und arm“ heißt?
Ist „nomen“ vielleicht doch „omen“?
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