Moritz und die Spießer treffen auf die Hash Assassins

Sie werden sich vielleicht erinnern, dass ich vor ein paar Monaten einen nagelneuen Bandnamen zu verschenken hatte: "Moritz und die Spießer“.

Ich erklärte damals, dass ich ihn meinem Sohn und seinen Freunden als Namen für ihre Band angeboten hatte und dass mir daraufhin ein knappes "danke, nein“ erteilt wurde.

Ich teile wohl das Schicksal vieler, die Neues, Unangepasstes, in die Welt zu setzen bestrebt sind. Nicht anders erging es dem Engländer William Harvey (1578-1657), als er sein Buch über den Blutkreislauf veröffentlicht hatte. Weiter fällt mir ein, dass Sigmund Freud sowohl seine Theorie wie auch die von Kopernikus und Darwin einmal als "Kränkungen der Menschheit“ bezeichnet hat.

Wenn es um Namen oder sonstige verbale Neuschöpfungen geht, kann man nie mit Gewissheit vorausahnen, was bestechen wird, was nicht. Franz Münterferings "Heuschrecken“ schlüpften in den deutschen Wortschatz, als wären sie nie heimatlos gewesen. Produktnamen wie "Kodak“, "Xerox“, "Tesafilm“ oder "Google“ prägen sich ein, während andere gar nicht haften bleiben wollen.

Doch zurück zu der Band meines Sohns und seiner Freunde. Diese neue Musikgruppe tritt mittlerweile auf und hat – auf Neudeutsch gesprochen – einen sehr guten "Sound“. Für mein Ohr klingt ihre Musik wie eine gelungene Mischung aus "psychedelic rock“ und Jazz. Und klar, dass sie sich längst einen Namen ausgedacht haben. Sie nennen sich die "Hash Assassins“.

Natürlich spielen sie mit der Etymologie des Wortes "Assassine“, das sich aus dem arabischen "haschaschin“, zu Deutsch etwa "die Bekifften“, ableiten lässt. Mit diesem Namen wurden die Anhänger des persischen Terrorführers Hassan-i-Sabah (1034-1124) bezeichnet. Hassan war damals Oberhaupt der schiitischen Sekte der Ismailiten und hatte zum Terrorkrieg gegen das sunnitische Kalifat in Bagdad aufgerufen. Zu diesem Zweck bildete er Attentäter aus, die er dann losschickte, um führende Sunniten zu erdolchen. Die Attentäter überlebten das Attentat wohl selten. Der Legende zufolge machte er seine "Haschaschin“ durch Haschischkonsum gefügig.

Mein Sohn und seine Freunde möchten mit dem Namen "Hash Assassins“ provozieren, nehme ich an. Das wird ihnen möglicherweise auch gelingen. Doch inzwischen habe ich im Internet noch andere Musikgruppen entdeckt, die diesen Namen führen. Muss wohl in der Luft liegen. Die eine nennt sich "Hash Assassins“ (auch in zwei Wörtern) und stammt aus Los Angeles. Meiner Meinung nach spielen sie längst nicht so schön wie unsere hiesigen "Hash Assassins“. Weiter bin ich auf "The Opiated Hash Assassins“ – auch Amerikaner, so weit ich weiß – gestoßen.

Gibt es Platz auf dieser Welt für drei Musikgruppen, die sich "hash assassins“ nennen? Seit Darwin weiß man, dass sich im Kampf ums Überleben nur die Tüchtigsten durchsetzen. Doch warum sollen nicht drei oder gar zehn gleichnamige Bands tüchtig sein und gedeihen? Im Internet bin ich einmal auf einen Namensvetter "P.J. Blumenthal“ gestoßen, der ein Buch veröffentlicht hat, das ich nicht geschrieben habe. Und wie viele Menschen heißen ja "Helmut Schmidt“ oder "Richard Wagner“?

Was unsere hiesigen "Hash Assassins“ betrifft: Sie können sie bereits im Internet hören, um sich selbst ein Urteil zu bilden (myspace.com/thehashassassins). Und wer weiß? Vielleicht wird diese neue Band eines Tages irgendwo gemeinsam mit einer zweiten Gruppe, etwa "Moritz und die Spießer“ auftreten oder gar mit den "Hash Assassins“ aus L.A.. In dieser Welt ist alles möglich.