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Auch Spammer sind (manchmal) nur Menschen

Rappelkopf hat mir gestern Folgendes geschrieben. Vielleicht haben Sie seine Bemerkungen schon gelesen: „Leider scheint auch Deine Seite Opfer von Spammern geworden zu sein. Es gibt inzwischen auch "Kommentatoren", die irgendeinen Semmel eintragen, nur damit sie dazwischen auch ihre Webseite verlinken können.“

Er spielte damit auf einige auf dieser Seite befindliche falsche „Leserzuschriften“ an.

Ja, lieber Rappelkopf, es stimmt. Dem "Sprachbloggeur" werden manchmal Kuckuckseier ins Nest gelegt. Was Du aber nicht wissen kannst: Ich gehe mit diesen Menschen sehr unterschiedlich um. Beispiel: Einmal beglückte ein hilfloser Spammer mich mit folgender Englisch abgefassten Leserzuschrift:  „Great article. I enjoyed it very much.“ Unterschrieben war seine kurze Bemerkung mit einem Link. Leider habe ich vergessen, um was für eine Seite es sich handelte. Vielleicht hatte der Mann in London eine Waschainlage für Autos. Es war jedenfalls etwas völlig an den Haaren Herbeigezogenes. Natürlich hatte ich meinen berechtigten Zweifel, ob er meinen Text wirklich gelesen hat.

Wie habe ich darauf reagiert? Ganz einfach: Ich ließ sein Lob stehen und habe nur den Link zu seinem Geschäft gelöscht. Vorteil „Sprachbloggeur“ (wenn auch sehr klein!).

Es kommt natürlich auch vor, dass mir jemand einen Kommentar unterjubelt, das so dämlich ist, dass ich es sofort lösche. Mir fällt kein Beispiel ein. Doch einmal bekam ich einen Kommentar ganz auf Arabisch. Da meine Arabischkenntnisse sehr dürftig sind, habe ich ihn einfach stehen lassen.   Vielleicht war es relevant. Kann man nie wissen. Neulich hat ein Leser die Überschrift seines Kommentars auf Arabisch geschrieben. Die konnte ich aber entziffern. Es war das Wort „dolma“, für mich ein klarer Hinweis , dass sich der Autor auf meinen Weinblättertext Bezug nehmen wollte.

Aber bedenke, lieber Rappelkopf: Wer so verzweifelt ist, dass er ausgerechnet meine Seite, die in einem Vorort der Stadt WehWehWeh liegt, benutzt – bzw. ausnutzt – , um nach Kunden zu jagen, der verdient mein aufrichtiges Mitleid. Ich frage mich ohnehin: Was motiviert einen Menschen, meine Seite zu überfallen, um, z.B., Werbung für eine spanischsprachige Kasinoseite zu machen? Ja, auch das ist neulich vorgekommen.

In diesem Fall habe ich den„Kommentar“ nicht gelöscht, weil es mir klar war, dass sich der Schreiber die Mühe gemacht hat, meinen Beitrag tatsächlich zu lesen. Seine Nachricht – die freilich etwas obskur anmutete – bezog sich immerhin auf meinen Text. Grund also ihn zu belohnen statt zu vernichten. Gleiches gilt für den Immobilienkaufmann, der mich neulich im Kommentar mit einem Link zu seinem Geschäft beglückt hat. Tja, was soll ich sagen. Wenn der Autor des Kommentars wirklich der Meinung ist, dass Schleichwerbung beim „Sprachbloggeur“ die Geschäfte anregt…

Für manche Leser – bzw. Leserinnen – biete ich meine Seite hingegen äußerst gerne als Werbeplattform an. Ich denke an Monika Sims reizende Puppen. Weihnachten ist gleich um die Ecke, lieber Rappelkopf, und Monika ist wahrlich eine begnadete Künstlerin. Nun hat die Schöpferin der „Simcreations“ auch eine neue Seite ins Leben gerufen, die der „Wurstologie“ gewidmet ist. Man freut sich, wenn man Monika (oder auch Dir, lieber Rappelkopf, falls Du ein Geschäft hättest) helfen kann.

Doch letztendlich ist der „Sprachbloggeur“, wie gesagt, kaum mehr als ein Tante-Emma-Geschäft weitab vom Stadtkern.

Liebe Spammer: Auch wenn ich mir kein teueres Überwachungssystem leisten kann wie im großen Supermarkt, schlafe ich bei der Arbeit nicht. Wenn sich jemand eine Dose Bohnen unter die Jacke gesteckt hat, täuscht er sich, wenn er meint, er habe mich bestohlen. Ich habe ihn längst im Visier.

Und wenn ich ihn „unerkannt“ davonschleichen lasse, dann nur, weil ich festgestellt habe, dass er Mundraub begangen hat. Wer sich meine Waren leisten kann und trotzdem mich beklauen will, den frage ich natürlich, ob er vielleicht nicht ganz richtig tickt, wenn er ausgerechnet mich als Opfer ausgesucht hat.

Ja, das Internet ist ein neues, raues Land, das ebenso groß und wild ist wie die Landschaft, die ich letzthin durchquert habe, um meine Mutter von Phoenix, Arizona nach Dallas, Texas umzusiedeln.

Eines Tages werden wir auf diese gesetzlosen Tage zurückblicken und mit einem Hauch von Sentimentalität bemerken: Das waren ja lustige und harmlose Zeiten.

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