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Sex, Geld und Einsamkeit

Komisch. Kaum hat man diese drei Wörter, „Sex“, „Geld“ und „Einsamkeit“, aneinander gereiht, und zack! Jeder fühlt sich – irgendwie – angesprochen.

Das kann aber nicht ganz von ungefähr sein. Mit diesen drei Vokabeln hat man die wahre Situation der Menschheit bestens umfasst. Denn „Sex“, „Geld“ und „Einsamkeit“ sind die eigentlichen Bausteine jeglicher Sehnsucht. Und wie jeder schon weiß: Das Leben auf Erden besteht nur aus Sehnsüchten.

Aber genug der Platitüden, obgleich es mir Spaß macht, sie zu artikulieren. Sie möchten ganz sicher wissen, worauf ich mit diesen hochgestochenen Gedanken hinaus will.

Es geht aktuell um Folgendes: Seit etlicher Zeit führe ich einen bizarren Mailwechsel mit einer Dame aus England. Ich werde sie „Mary Smith“ nennen, was natürlich nicht ihr richtiger Name ist.

Vor zwei Wochen erhielt ich zum ersten Mal Post von Ms. Smith. Sie vertrete eine Firma, die Werbung für Webseiten vermittelt und möchte sich erkundigen, ob ich Interesse hätte auf meiner Seite, die sie übrigens sehr schön finde, solche Werbung zu platzieren. Der Kunde sei selbstverständlich „seriös“, und sie freue sich auf meine Antwort. Ach, das Wichtigste habe ich vergessen: Sie schrieb an „Hi PJ!“ und unterschrieb „Mary“. Die übliche unverbindliche angelsächsische Freundlichkeitsfloskel halt.

Ich antwortete auf die Mail aber nicht. Nach einer Woche bekam ich wieder Post von „Mary Smith“. Sie fragte diesmal, ob ich ihre Mail erhalten hätte.

Nun schickte ich ihr eine Antwort – natürlich auf Englisch. Hier eine Übersetzung: „Sehr geehrte Ms Smith, Ich habe die Mail in der Tat erhalten und sie prompt als Spam eingestuft. Falls ich mit meinem Urteil falsch liege, hätte ich ein paar Fragen an Sie: Wieso sind Sie ausgerechnet auf meine Seite als Werbeträger für Ihren Kunden gekommen? Außerdem möchte ich gerne wissen, ob Sie Deutsch lesen und selbstverständlich um was für eine ‚seriöse’ Firma es sich handelt. Mit freundlichen Grüßen, P.J. Blumenthal.“

Sie merken: Ich habe Frau Smith auf englische Art gesiezt. Ich wollte einfach im Gegensatz zu ihr Distanz halten.

Postwendend bekam ich ihre Antwort: Nein, sie verstehe kein Deutsch, dafür habe sie „Google translation“ oder wie immer das Ding heißt, konsultiert. Es handele sich um eine „gaming“-Firma, und sie biete mir 150 US$ jährlich für meine Mitarbeit an.

Ich ließ ein paar Tage verstreichen, bevor ich erneut zurückschrieb. In einem kurzen Satz habe ich mich bedankt und das Angebot abgelehnt. Notabene: Ich habe genau darauf geachtet, keine Patzigkeiten zu schreiben. Etwa: „Was hat ein Spielkasino mit meiner Seite gemeinsam? Ein Verlag vielleicht, aber ein Spielkasino?“ Nein, ich war sehr bemüht, sachlich und höflich zu bleiben.

Nun dachte ich, die Sache sei endgültig gegessen. Drei Tage später bekam ich aber wieder Post von „Ms. Smith“. „PJ – Ich wäre Dir dankbar, wenn Du mir erklären würdest, warum Du mein Angebot abgelehnt hast.“ Natürlich schrieb sie Englisch. Ich übersetze hier lediglich dem Ton nach. Und der klang traurig, verdutzt, enttäuscht.

„Liebe Mary Smith“, antwortete ich, schon wieder um Sachlichkeit bemüht. „Das Angebot passt nicht zu meiner Seite. Herzliche Grüße, P.J. Blumenthal.“ Ich glaubte, die Sache wäre damit nun wirklich ad acta gelegt. Fehlanzeige. Wieder eine Mail von Frau Smith. „Danke, PJ, Ich denke, ich verstehe dich. Deine Mary.“

Ja, Sex (im weitesten Sinn des Wortes freilich), Geld und Einsamkeit. Das wahre Menschheitsdilemma zeigt sich, wie schon gesagt, in beinahe jeder Kommunikation. Ich bewundere Mary Smith aber. Sie hat Schwäche gezeigt, das heißt, sie hat sich trotz ihrer Pose als Mensch erkennen lassen, und das, so glaube ich, war ihre wahre Stärke.

PS: Die nächsten zwei Wochen mache ich Pause. Bin nämlich verreist und ohne Klapprechner unterwegs. Selbstverständlich gilt meine Reise letztendlich nur Ihnen. Ich kehre mit schönen, frischen Erlebnissen aus der Fremde zurück. Fortsetzung folgt…Ihr Sprachbloggeur.

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