Zu Anfang das Fröhliche: Wenn ich Äpfel, Birnen, Bananen, Tomaten oder Zwiebel brauche, gehe ich ins Paradies. So heißt der Obstladen auf meiner Straße. Dort wird man bestens bedient.
"Paradies“ ist ein treffender Name für ein Obstgeschäft. Denn dieses Wort wird vom altpersischen "pari-daida“, "Umwallung“ und "Lustgarten“, abgeleitet. Es hatte also schon immer irgendwie mit Obst zu tun. Die gleiche Vokabel kommt auch in der Bibel als "pardes“ vor. Auch dort bedeutet sie"Lustgarten“. Aus diesem Lustgarten aber wurde allmählich ein Ort der ewigen Seligkeit.
Der Garten als Paradies. Keine so abwegige Vorstellung, wenn man im regenkargen Nahosten zuhause ist. Auch Adam und Eva lebten in einem Garten – bevor sie ihre berühmte große Dummheit begingen. "Gan eden“ hieß dieser Ort auf Hebräisch. "Gan“, wie "pari-daida“ bedeutet "Umwallung“ und „Lustgarten“. Das arabische, "Dschanatun“, auch einst ein Wort für "Garten“, wurde im Islam zum stehenden Begriff fürs "Paradies“. Und der deutsche "Himmel“? Der hatte einst den Sinn von "Stein“. Fragen Sie mich nicht, warum ein Stein zum Sinnbild des Himmels wurde. Zudem ist "Himmel“ mit "Hammer“ verwandt. Wer möchte das ewige Leben auf einem Stein verbringen? Offenbar die Germanen.
Der Sinn vom englischen "heaven“ ist indes leichter nachzuvollziehen: wohl mit dem deutschen "Hafen“ verwandt. Für einen seefahrenden Angelsachsen mutet ein sicherer Hafen in der Tat wie ein Stück Himmel an.
Die Kehrseite vom Himmel ist die Hölle, ein deutsches Wort, das auf den Namen der germanischen Unterweltgöttin "Hel“ zurückgeht. Das weiß aber jeder. Weniger bekannt, ist die Tatsache, dass der eigentliche Sinn von "Hel“ "verborgen“ ist, verwandt also mit "hehlen“. Die Hölle war vielleicht kein Ort der ewigen Qual, eher eine Adresse, die man nicht gut kannte.
In der hebräischen Bibel sucht man vergebens nach der "Hölle“. Denn von Himmel und Hölle ist in der Bibel – zumindest im Sinne des Jenseits – nirgends die Rede. Erst in nachbiblischen Texten taucht das "Gehinnom“, wörtlich "Schlucht von Hinnom“, auf. "Hinnom“ war damals ein ganz normaler Name – wie Schmidt oder Blumenthal heute. Die "Hinnomschlucht“ war zunächst nichts anders als die städtische Müllhalde vor den Mauern des antiken Jerusalem. Wieso ausgerechnet eine Restmülldeponie zum Inbegriff der Hölle wurde, ist mir nicht ganz klar. Im Neuen Testament wird "Gehenna“ stets für "Hölle“ gebraucht. Auch der Koran hat sich das hebräische Wort angeeignet. "Dschahannam“ heißt der qualvolle Ort, wo die unartigen Seelen brutzeln.
Nun wissen Sie das Wichtigste über Himmel und Hölle, vor allem aber, dass sie beide ziemlich zufällig zu ihren Namen gekommen sind, wie das so ist im Leben.
Alles, was mit dem Jenseits zu tun hat, bastelt man sich stets aus Indizien oder Spekulationen. Es geht nicht anders. Und das gilt auch für den "Tod“. Haben Sie gewusst, dass dieses deutsche Wort ursprünglich die Bedeutung "Leben“ und "Atmen“ hatte? Nein, das habe ich nicht erfunden. Es steht in Kluges "Etymologischem Wörterbuch“.
Eigentlich treffend, dass das Geheimnis, das hinter dem Tod steht, "Leben“ heißt.
Ich würde diese Glosse am liebsten mit obiger positiven Botschaft ausklingen lassen, doch zum Schluss muss ich zu meinem Bedauern Unerfreuliches berichten.
Nach 250 Sprachglossen wird die Redaktion PM den Sprachbloggeur einstellen. Schade. Ich habe das Gefühl, ich komme erst jetzt allmählich richtig in Gang. Wenn Sie möchten, können Sie sich mit Ihrer Meinung zu dieser Neuigkeit an den PM-Chefredakteur Thomas Vasek wenden. Wenn Sie mich persönlich kontaktieren möchten, schreiben Sie an pjb@sprachbloggeur.de.
Doch kein Tod ohne Wiedergeburt. Diese Glosse wird künftig in eigener Regie weitergeführt. Womöglich wird sich einiges ändern, d.h., ich werde den Begriff „Sprache“ noch etwas breiter auslegen. Wenn alles nach Plan läuft, ist der Sprachbloggeur unter der Adresse www.sprachbloggeur.de bald wieder für Sie erreichbar. Falls es mit der Einrichtung nicht sogleich klappt, haben Sie bitte etwas Geduld. Aller Anfang ist schwierig. Jedes neue Haus muss erst gebaut werden.
Ich danke Ihnen liebe Leser, liebe Leserinnen, für Ihre Treue. Es hat mir stets großen Spaß gemacht diese Glossen zu machen. Ohne Sie aber hätte ich kein Wort davon schreiben wollen.
ZUSATZ: 24. Februar 2009. Der Sprachbloggeur ist ab jetzt mit neuen Beiträgen unter www.sprachbloggeur.de zu erreichen.
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