Iren sind menschlich.
Hoffentlich bin ich nicht der einzige, der obiges schlechtes Wortspiel für lustig hält. Doch nichts für Ungut: Es bringt eine Kniffelei der deutschen Sprache – zumindest für diejenigen, die keine Native-Speaker sind (wie ich einer bin) – auf den Punkt.
Für einen Deutschen ist es völlig unproblematisch, zwischen langen und kurzen Vokalen zu unterscheiden. „Betten“ und „beten“, „Riten“ und „ritten“. Für uns Ausländer, insbesondere für die Englisch sprechenden, ist dieses Unterscheiden nicht selten ein Ding der Unmöglichkeit. Jahre lang habe ich die Wörter „Iren“ und „irren“ in den Mund genommen, als handele es sich um die gleiche Tonfolge. Wir Ausländer hören den Unterschied einfach nicht. Ähnlich geht es mir, wenn ich „Stadt“ und „Staat“ (oder auch „statt“) auseinander halten muss. Für meine Ohren alles das gleiche Wort, wenn ich mich nicht gerade anstrenge, den Unterschied zu betonen. Etwas alberner ist es natürlich, wenn du jemanden „beraten“ willst, und es klingt so, als wolltest du dem anderen eine Nagetierplage aufoktroyieren.
Doch auch das Englische ist für den Lernenden nicht ganz ohne. Das Wort „content“ hat zwei total unterschiedliche Bedeutungen, je nachdem wie man es betont: „CONtent“ („Inhalt“) oder „conTENT“ („zufrieden“). Muss man einfach wissen.
Manchmal kann eine falsche Aussprache allerdings zu großen Peinlichkeiten führen. Vor vielen Jahren saß ich in einem Restaurant in Paris mit einem lieben Jugendfreund, auch Amerikaner. Der Kellner, ein vornehmer Professioneller, wartete geduldig auf die Bestellung meines Freunds, der die Speisekarte sehr genau studierte. Endlich stammelte er: „Je veux (ich will) lapine.“ Aus war es mit der vornehmen Miene. Der Kellner schnaubte kurz, dann kugelte er sich schamlos vor Lachen. „Warum lacht er?“ fragte mich mein Freund verdutzt. „Du wolltest Kanninchen, (lapin), bestellen“, antwortete ich, „Du hast aber gerade einen Penis („la pine“) verlangt.“
Alles nur halb so schlimm, wenn man bedenkt, dass auch Irre menschlich sind.
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