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Das "Stalking" im Zeitalter der "Wikigootube"

Bald wird es sinnlos für Menschen wie mich, ihren Beitrag zur Sprachforschung im Internet zu posten.

Wissen Sie, warum ich dies behaupte? Weil ich heute vorhatte, das Wort "Stalking“ zu erläutern.

Ich erkläre Ihnen meine Arbeitsweise: Zuerst hatte ich ganz altmodisch in meinen persönlichen Nachschlagewerken – und davon habe ich wirklich einige – nachgeschaut, um diverse Etymologien, Bedeutungswandlungen usw. für dieses Wort zu eruieren. Erst nach dieser Vorarbeit habe ich auf zeitgenössische Art und Weise das gesuchte Wort "Stalking“ gegoogelt, um noch weitere, ergänzende Infos zu holen. Nur stellte ich zu meinem großen Entsetzen fest: Wikipedia war mir längst zuvorgekommen.

Warum den Sprachbloggeur lesen, wenn man alles, was das Herz begehrt, schön verpackt, bei Wikipedia findet?

Vor wenigen Tagen lernte ich das, neue Wort "Gootube“ kennen. Ein interessanter Begriff. Es soll, u.a., den informationstechnischen Zustand veranschaulichen, der entsteht, wenn „Google“ und "YouTube“ fusionieren, was neuerdings zum Preis von 1,65 Milliarden Dollar der Fall war. Die Verquickung des "Googeln“ mit dem "YouTubieren“ lässt freilich so wohl Positives wie auch Negatives ahnen. Ich werde dieses Thema aber nicht weiter erläutern. Bei Wikipedia finden Sie alles über "Gootube“.

Was Sie bei Wikipedia nicht vorfinden werden, ist aber ein Hinweis auf den nächsten Schritt der schnell voranschreitenden Konsolidierung des Internets. Die Rede ist vom "Wikigootube“.

Noch nie davon gehört? Kein Wunder. Ich habe das Wort vor fünf Minuten erfunden. D.h: Ich dachte, dass ich der Erfinder dieses zukunftsträchtigen Wortes sei. Ein schnelles Googeln hat mich aber bald eines Besseren belehrt. Ich stieß auf vier uralte Treffer zum Begriff "Wikigootube“: den einen vom Oktober, die anderen vom November 2006 – alle übrigens von demselben gewieften Blogger, einem geswissen Malach, geschrieben. Mit meinem Beitrag werden es nun fünf werden. Immerhin: fünf Treffer für etwas, das noch nicht existiert! Warten wir’s ab, ob Malach und ich recht haben.

Was das "Stalking“ betrifft, so schreibe ich vielleicht ein anderes Mal darüber. Vorab sollten Sie die verschiedenen Wikipedia-Beiträge im Alleingang nachlesen. Achtung: Wenn Sie Englisch können, werden Sie feststellen, dass der Autor des englischen Textes eine völlig andere Etymologie für das Wort bietet als sein(e) deutsche (r) Kolleg/e/in. Interessant für mich war eine Info im niederländischen Beitrag. Dort habe ich erfahren, dass die Flämisch sprechenden Belgier das Delikt "belaging“ nennen – wohl mit dem deutschen "Belagerung“ verwandt. Ich frage mich, warum die begriffsmüden Deutschen ausgerechnet das englische Wort übernommen haben.

Doch nur Geduld: Im Zeitalter der "Wikigootube“ wird es ohnehin bald keine "Stalker“ mehr geben. Es wird sicherlich völlige Harmonie herrschen.

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