Wissen Sie, wer letzte Woche Geburtstag hatte? Die SMS – sprich "short message service“. Hier die Geschichte des SMSens (altertümlich für "Simsens") , falls Sie sie noch nicht kennen:
Am 6. Dezember 1992 wurde die erste SMS vom jungen Ingenieur Neil Papworth, damals 22 Jahre alt, geschickt. Bedenken Sie: 1992 war das "Handy“ alles anders als handlich. Die ambossgroßen (und –schweren) Kommunikationsgeräte waren noch immer eine Neuigkeit unter dem Weihnachtsbaum.
Papworth schickte seine Textnachricht über eine Computertastatur ans empfangsfähige Bürotelefon seines Freundes (und Mit-Techies) Richard Jarvis, der bei der Firma Vodaphone in Newbury, England arbeitete. Die Nachricht war schlicht und einfach und irgendwie rührend: "Merry Christmas“.
Das war der Anfang, bescheiden, dafür aber nicht weniger gewichtig als Alexander Graham Bells erstes Telefonat mit seinem Mitarbeiter Thomas Watson im Jahr 1876. Bell hatte etwas Batteriesäure auf seine Hose verschüttet und rief in seiner Not, "Watson, come here, I want you.“ Watson befand sich derzeit in einem Nebenzimmer und hatte die Stimme seines Chefs über das Gerät, das Telefon, an dem sie bastelten, hören können.
Aber zurück zum SMSen. Wenige Jahre nach obigem Weihnachtsgruß wurden auch die Mobiltelefone endgültig textnachrichtenfähig. Heute werden weltweit täglich Milliarden von SMS gesendet.
Ich habe über den Geburtstag des SMSens in einem Bericht von Kollegin Victoria Shannon in der "International Herald Tribune“ erfahren. Die Überschrift ihres Artikels lautete: "r top story 4 2day, txt msgs r 15 yrs old“. Sprich: "Our top story for today, text messages are 15 years old“ ("Unsere Leitgeschichte für heute, Textnachrichten sind 15 Jahre alt“).
Diese Überschrift sollte veranschaulichen, dass das "Texten“ eine eigene Kürzelsprache erzeugt hat. (Siehe meine Glosse "FUDHUK usw.“). Und das hat es in der Tat.
Mein Sohn meint allerdings, dass deutsche SMSer viel seltener solche Kürzel gebrauchen als ihre amerikanischen, kanadischen und britischen Kollegen. Das könnte stimmen, muss aber nicht bedeuten, dass deutsche Jugendliche über keine eigene Schriftsprache verfügen. Diese gibt es natürlich auch. Ihr Hauptmerkmal scheint aber darin zu bestehen, so zu schreiben, wie einem der Schnabel gewachsen ist. "Viel zu krass n Hirsch zu zocken ist ma was anderes solls mir recht sein ist interessant“ habe ich im Netz nach kurzem Surfen entdeckt, als ich schnell nach einem Beispiel suchte. Der Schreiber, ein gewisser Novadragon, erzählt in diesem Beispiel von einem Onlinespiel (daher "zockt“), das einen in die Rolle eines Hirsches versetzt. Nach diesem Hirsch wird dann in einem virtuellen Wald gejagt.
Englischsprachige Texter drücken sich hingegen ausgesprochen obskur aus. Mein Sohn chattet zum Beispiel mit einer gewissen "Poigee Smiith“ in Kanada. (Ich habe den Namen dieser Dame absichtlich verfälscht). Ihre Adresse lautet in etwa aber so: Am Anfang steht ein ein Ikon von einem Glas, dann folgt: xo.-0-. . Poigee Smiith; &*&. Xo <33* - - an dieser Stelle ein Herzchenikon, dann weiter: .xo _____***- - - . Was soll das bedeuten? Ihre Texte an ihn seien ähnlich exotisch, beteuert er. Ich darf sie hier leider nicht wiedergeben.
15 Jahre nach der Geburt des SMSens scheint sich in der schriftlichen Kommunikation etwas Grundsätzliches geändert zu haben – zumindest im angelsächsischen Sprachraum. Wohin die Reise? Nach Deutschland?
Hpy brthdy 2 U, SMS.
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