Neulich habe ich erfahren, dass das Jahr 536 n.Chr. das allerschlimmste Jahr in der Geschichte war. Upps! Hab ich „n.Chr.“ geschrieben? Darf man das noch? Heißt es nicht „u.Z.“, also „unserer Zeit“.
Wenn aber „n.Chr.“ zu unserer Zeit geworden ist, was sagt man über die vorchristliche Zeit? Vielleicht „i.Z.“. Also „ihrer Zeit“. Wäre ja möglich.
Nein. Natürlich nicht! Viele Leute schreiben mittlerweile „v.u.Z.“. anstatt „v.Chr.“ Doch warum eigentlich? Wird auf jemanden Rücksicht genommen? Und wenn schon, auf wen?
Sicherlich nicht auf Juden. Auf Muslime vielleicht? Oder auf Menschen, die sich mit dem Christentum nichts mehr anfangen können?
Leider habe ich dazu keine Antwort, vermute aber, dass all dies mit der momentanen Beliebtheit der sog. „Säkularisierung“ zu tun hat.
„Säkular“ und „religiös“. Das sind Gegensätze wie Pfeffer und Salz. Im Augenblick ist dieses Unterscheiden – vor allem im säkularen Westen – sehr beliebt. Doch wie lange noch?
Denn es kann jederzeit geschehen, dass sich mal wieder der Wind plötzlich aus einer anderen Richtung bläst. Aufpassen. Die Zeiten sind weniger stabil als man allgemein wähnt. Schauen Sie sich die heutigen Fünfjährige an. Sie führen etwas im Schilde. Und sie sagen es…noch…nicht.
Wenn ich mal schlaflos in der Nacht Radionachrichten lausche, höre ich Formulierungen wie „Flüchtlinge und Flüchtlinginnen“ (bzw. „Flüchtlinginnen und Flüchtlinge“ – denn ladies first) oder „Soldatinnen und Soldaten“ oder „Deutsche und Deutschinnen“. Nein. Haha. Ich mache da nur einen Witz. Sie verstehen aber, was ich meine.
Diese Formulierungen sind praktisch selbstverständlich geworden. Denn wir stehen momentan unter dem Einfluss der sog. „politischen Korrektheit“ – auch „PC“ genannt.
Komisch. Man verwendet den Begriff PC immer seltener. So sehr hat sich wohl das Konzept in uns eingedrungen. Dennoch: Durch diese sprachliche „Korrektheit“ ist die deutsche Sprache immer unhandlicher – holpriger – geworden. Das stellt man insbesondere in den Medien fest. Ist dies Ihnen auch aufgefallen? Vielleicht nicht, weil wir im täglichen Leben die PC kaum beachten. Die Menschen reden nach wie vor ohne Rücksicht auf Korrektheit. Was die Kinder in der Schule lernen, ist aber eine andere Sache. Doch wie gesagt: Aufpassen. Erwähnte Fünfjährige werden einmal groß werden.
Eigentlich wollte ich heute nicht über die PC-Sprache erzählen, sondern über das katastrophale Jahr 536 n.Chr.
Ich habe nämlich vor kurzem in YouTube ein sehr kurzes Video – nur anderthalb Minuten! – zu diesem Thema gesehen. Es hatte den reißerischen Titel: „Das schlimmste Jahr in der Weltgeschichte“ oder so ähnlich. Ich glaube, der Text war auf Englisch. Doch leider weiß ich das nicht mehr.
Egal. Besagtes Jahr sei aber so schrecklich gewesen, weil, wie man erfährt, drei heftige Vulkane beinahe zeitgleich in die Luft aufgegangen waren. Ich habe leider vergessen, wo. Die Wirkung sei jedenfalls verheerend gewesen. Bald habe sich eine riesige Rauchwolke ausgebreitet, so riesig, dass – ich glaube, es war in der Türkei – der Sommer ausgeblieben war. Das Wetter sei darüber hinaus vielerorts so miserabel gewesen, dass nichts mehr gewachsen sei und die Menschen infolge wie die Dodos gestorben seien. Eine kleine Eiszeit war wohl das Ergebnis, ebenso– so der Sprecher – ein Pestausbruch in Byzanz, wo noch mehr Menschen dahingerafft wurden.
Justinian I war damals Kaiser. Auch er erkrankte, habe die Seuche aber überlebt. Ja und auch andere schreckliche Dinge seien wegen der Ereignisse im Jahr 536 passiert. So viel kann man aber in anderthalb Minuten nicht erzählen.
Warum fällt mir diese Geschichte ein? Keine Ahnung. Vielleicht will ich damit nur sagen, dass alles anders werden kann als man erwartet.
Das wissen die heutigen Fünfjährigen aber besser als ich.
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