Verzeihen Sie mir, wenn ich korrigiere: Es heißt nicht „Halloween“, sondern „Hallowe’en“. Der kleine Strich zwischen den zwei „e“s ist nicht ohne. „E’en“ war mal in der englischen Sprache die schriftliche Wiedergabe der damals gängigen Aussprache des Wortes „even“ (heute sagt man „evening“), also „Abend“.
Irgendwie ist das „v“ „flöten gegangen“.
„Flöten gegangen“. Komische Redewendung. Soll das heißen, dass das Flötespielen etwas mit „verloren gehen“ zu tun hat? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich spiele nämlich Querflöte. Und davon geht nichts verloren. Fragen Sie meine Frau…oder die Nachbarn. Nein: „Flöte“ ist hier eine Abwandelung von „pleite“, einer Vokabel aus dem Jiddischen, die „bankrott“ bedeutet.
Aber zurück zu „Halloween“ bzw. „Hallowe’en“.
Wie jeder weiß, sind Deutsch und Englisch sprachlich eng miteinander verwandt. Beide sind sog. „germanische“ Sprachen. Im Falle vom Deutschen blieb der alte Wortschatz, den die zwei Sprachen (bzw. Dialekte) teilten mehr oder weniger unangetastet. Ganz anders das Englische.
Im Jahr 1066 griff das Wikinger Nachkommen Wilhelm der Eroberer England an. Er siegte und eroberte. Allerdings: Da diese Wikinger, die sich in der Normandie niedergelassen hatten, ihre nordische Sprache längst aufgegeben hatten, parlierten sie Französisch. Wilhelm war eigentlich Guillaume geworden.
Die normannischen Eroberer brachten nun ihre französische Sprache nach England mit. Jahre vergingen, und nach und nach vermischten sich die alte germanische Lokalsprache mit dem Französischen. Die ehemalige germanische ist folglich zumindest teilweise…flöten gegangen.
Was aber für „Hallowe’en“ nicht gilt. Diese Vokabel entstammt nämlich jener ursprünglichen Sprache, die die Engländer mit den Deutschen teilten.
Hoffentlich klingt es nicht anmaßend oder überheblich, wenn ich hier den eigentlichen Sinn des Wortes „Hallowe’en“ verrate. Wahrscheinlich wissen Sie es ohnehin. Doch falls nicht: „Hallow“ bedeutet im Altenglischen „heilig“ und ist mit „heilig“ etymologisch verwandt; so wie „e’en“ ein Naheverwandte von „Abend“ ist.
Jetzt nochmals ein Blick auf „Hallowe’en“ (und nicht auf „Halloween“). Dieser Begriff ist das altenglische Äquivalent von „Heiliger Abend“, dem Abend vor „Allerheiligen“ („All Hallows“ auf Englisch).
Aber nun zurück zu „Halloween“ – ohne Strich. Diese Feier ist in Deutschland erst seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bekannt. Die damaligen amerikanischen Besatzungstruppen feierten diesen Abend vor „All Hallows“ volkstümlich als Geisterabend – ähnlich der Walpurgisnacht in Deutschland. Dies hat eine lange Tradition, die in Irland und Schottland begann.
Die Feier war lustig, was auf die kriegserschöpften Deutschen allerdings zuerst keinen großen Eindruck machte. Erst viele Jahre später durch den Einfluss der Massenmedien – sprich TV aus den USA – wurde die Feier bekannter in Deutschland. Schon in den 1970er und in den 1980er Jahren feierten – vor allem junge dt. Erwachsene – Halloween als Kostümparty. Letztendlich aber hat sich diese Feier in Deutschland nie wirklich eingebürgert. Wozu auch?
Nur der Hype um Halloween hält sich irgendwie dank den Medien, weshalb es in Deutschland auch heute noch immer eine kleine Halloween-Industrie gibt. Diese hat allerdings wenig mit der Feier in den USA gemeinsam. Mehr habe ich zu diesem Thema nicht zu sagen.
Vielleicht nebenbei eine Frage aber, die mir gerade einfällt: Warum sagt man auf Deutsch der Hype? Das Wort ist nämlich ein Kürzel des engl. „Hyperbole“ – dt. „Hyperbel“. Und da heißt es: die Hyperbel. Ich habe keine Antwort auf diese Frage. Vielleicht Sie?
Hallowe’en ist jedenfalls bereits vorbei. Ich schreibe diesen Text am Allerheiligen. Wer weiß, wann Sie ihn lesen werden.
Letztendlich geht alles flöten.
Comments
Abwandlung
an rossology
Zur Frage bezüglich "der" Hype
Wobei der Artikel manchmal Begriffe recht ändern kann. Beispiel gefällig?
Der Weizen und das Korn sind Begriffe aus der Landwirtschaft.
Das Weizen und der Korn sind Begriffe aus der Gastwirtschaft.
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