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Die zwei deutschen Sprachen und ein Witz

Wettbewerb beim Sprachbloggeur!

Aber zuerst etwas über die zwei deutschen Sprachen. Ja, es gibt davon zwei! – und damit meine ich nicht Schrift- und Umgangssprache. Das hat es immer gegeben.

Nein, die Rede hier ist von einer anderen Zweisprachigkeit der einen Sprache. Hier geht es um den Genderismus. Die eine Sprache ist diejenige, die man im täglichen Umgang mit anderen verwendet. Sie hat wenig Zeit für Gendersternchen oder sonstige „-Innen-en“. Sie kennt keine Studierende usw. „Meine Kinder? Was sie machen?“, sagt Frau M., „Die Lisa und der Majk sind beide Studenten. Wie die Zeit vergeht…usw.“

Die andere Sprache erreicht uns von oben herab. Genauer gesagt: Sie unterliegt den Regeln einer selbst ernannten Sprachpolizei. Will heißen: der Willkür von Politikern (oder soll ich hier lieber „PolitikerInnen“ schreiben?) und den Medien.

Das kennen Sie alles bestimmt. Wahrscheinlich aber war das mit den zwei Sprachen Ihnen nicht so ganz bewusst.

Oder ist die Sache noch nicht so einfach zu erfassen? Folgendes Beispiel: Neulich glotzte ich eine ZDF-Nachrichtensendung. Ein Nachrichtensprecher (oder war das eben eine Nachrichtensprecherin? Das weiß ich nicht mehr) hat etwas über „Studierende“ berichtet. Dann schaltete er – oder sie – um, damit eine Kollegin (ja, diesmal war es eine Frau) das Thema vertiefe. Sie aber benutzte das Wort „Studenten“. Hmm. Kann das bedeuten, dass der Kulturkampf um die Sprache in eine neue Runde geht?

Neulich, erzählte ich auf dieser Seite, dass der dt. Journalistenverband seit ein paar Jahren ihre monatliche Hauspostille in zwei Versionen versendet: die eine heißt – wie es früher war – „Der Journalist“, die andere– was sonst? – „Die Journalistin“. Damit sollte für Gendergerechtigkeit gesorgt werden. Denn schließlich gebe es nicht nur Journalisten auf dieser Welt, sondern ebenso Journalistinnen. Nachdem aber einige Monate infolge nur „Die Journalistin“ in meinen Briefkasten reinschneite, wurde ich stützig. Ich kam nicht umhin zu denken, dass diese Zeitschrift lediglich Themen behandelte, die weibliche Kollegen interessieren könnten – so als hätte ich „Elle“ oder „Vanity Fair“ bekommen. Mit dem Ergebnis, dass ich die Zeitschrift meistens ungelesen beiseite legte.

Demgegenüber kam mir der Titel „Der Journalist“, neutral vor, als könnte allerlei Themen drin sein. Schließlich gibt es eine lange Tradition fürs sog. „generisches Maskulinum“. Ich habe dies auch an den Journalistenverband geschrieben, bekam aber nie eine Antwort.

Es ist nicht lange her, dass das generische Maskulinum noch verbreitet war. Auch im Zeitalter der „Studierenden“ gibt es noch „Studentenproteste“ und keine „Studierendeproteste“. Sind alle Protestierende männlich? Gibt es keine Ärztinnen in der Ärztekammer? Keine Schauspielerinnen im Schauspielerverband?

Die Münchener Abendzeitung „gendert“ sein langem. Mit einer Ausnahme. Es wird immer noch über „Täter“ und nie „TäterInnen“ geschrieben. Meine Mail an die AZ über dieses Thema wurde schlichtweg ignoriert.

Trotz dem neuen Genderismus, so behaupte ich, bleibt die dt. Umgangssprache noch immun. Wie lange aber, bis die Sprachpolizei interveniert?

Aber genug des Schwadronierens. Oben habe ich einen Wettbewerb erwähnt. Es geht um Folgendes: Jeder kennt den rasch gewisperten Werbespruch "Lesen Sie den Beipackzettel oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker". Mir war aufgefallen, dass diese Formulierung vielleicht nicht mehr zeitgemäß ist. Denn wo bleiben die Ärztinnen und Apothekerinnen?

Hier können Sie vielleicht helfen. Wir brauchen einen gendergerechten Werbespruch mit dem gleichen Inhalt. Nur: Er muss so schnell zu sprechen sein, wie der bisherige. Immerhin: Zeit ist Geld. Na? Wie wäre es?

Nein halt! Im Titel habe ich Ihnen auch einen Witz versprochen. Und jetzt kommt er: Es stellt sich heraus, dass ich nicht der erste bin, der „fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ vom Standpunkt des Genderismus unter die Lupe genommen hat. Ende 2022 war dies auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aufgefallen. Auch er sucht nach einem Alternativ. Mit einem Unterschied zu mir allerdings: Er meint die Sache ernst…sehr ernst…

Comments

Gendern ist eine Seuche, die von einer arroganten akademischen Elite losgetreten und leider von den meisten Medien aufgenommen wurde und den Nutzern auferzwungen wird, obwohl sich 3/4 der Bevölkerung dagegen aussprechen. Für den Browser im Internet gibt es immerhin Plugins, die das gute alte generische Maskulinum wieder herstellen, aber in Radio, Zeitung, Fernsehen, kann man sich kaum dagegen wehren. Und meinen Beitrag zu Deinem Wettbewerb verrate ich hier nicht, sonst findet sich noch jemand, der das gut findet ;)

Danke Gorg. Dass es Plugins gibt, die das Gendern entgendern, wusste ich nicht. Vielleicht gibt es auch Plugins, die aus der künstlichen Intelligenz eine natürliche Intelligenz wiederherstellen! Du machst es für die Leser spannend. Man soll gleich bei LUSTWORT nachschauen. Grüße PJ

Da es sicher auch andere Leser interessiert: das Plugin heißt "Binnen-I be gone"; bei mir im Firefox, gibt es aber auch für Chrome. Man sollte es bei PJ aber abschalten, sonst gibt's Verwirrung ;) Hier meine etwas ältere Glosse auf Lustwort dazu: http://www.lustwort.de/deutsches/sprachvergutbesserer/

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