„Ist Ihr Hund der schönste Münchens?“ So stand es vor zwei Wochen in der Münchner Abendzeitung. Und weiter, auf Bühnenbayrisch: „Hund samma – die Wahl mit WAU!“ Zu gewinnen war ein Fressnapf-Gutschein im Wert von 300 Euro. Dazu ein Orthobett – Farbe Schiefer, Größe L im Wert von 219.99 Euro (nehm ich an für den Hund). Darüber hinaus wurden ein 2., 3., 4., und 5. Preis ausgeschrieben. So möchte man auf den Hund kommen! Aua. Schlechter Witz. Tut mir leid.
Doch zurück in die nüchterne Wirklichkeit: Ist es Ihnen aufgefallen, dass etwas im Wortlaut obiger Preisverleihung nicht stimmt?
Auf den Punkt gebracht: Es wird im Text nicht einmal der Versucht gemacht, korrekt zu gendern! „Schönster Hund“ heißt es? Wo bitteschön sind dann die „Hündinnen“ geblieben?
Eine kleine Korrektur: An einer Stelle in der Annonce heißt es in der Tat, dass man ein Foto „von Ihrem Hund/ Ihrer Hündin“ einschicken solle. Das wäre es aber mit der Gleichberechtigung gewesen.
Obendrein: Von der Möglichkeit transsexueller Wauwaus wird ganz abgesehen.
Vielleicht gibt es ja unter diesen Tieren auch dieses Phänomen: Hunde, die sich für Hündinnen halten und umgekehrt. Ich bilde mir ein, dass ich schon mal Hündinnen gesehen habe, die das Bein gegen einen Baum hoben…oder wenn ich mich nicht täusche, dass es Hunde gibt, die in die Hocke gehen, wenn der Harndrang treibt.
Leider aber war ich selbst nie Hundebesitzer. Meine Beobachtungen sind immer aus der Ferne gewesen. Schuld daran sind meine Eltern. Als Kind durfte ich nämlich keinen Hund haben. Erstens, weil meine Mutter Angst vor Hunden hatte und zweitens, weil mein Vater der Meinung war, dass kein Hund seinen „Brownie“ – so hieß sein Hund, als er klein war – ersetzen könnte.
Wahre Hundebesitzer sind sicherlich in der Lage, mir meine Theorie zu bestätigen oder sie zu widerlegen. Keine Berührungsängste, bitte. Ich bin hart am Nehmen.
Aber zurück zum Gendern. Im Ernst. Warum wird bei Tieren nicht gegendert? Ich bekomme monatlich eine Zeitschrift vom Journalistenverband. Früher hieß sie „Journalist“. Inzwischen wird die Auflage gezweiteilt. Die eine Hälfte heißt „Journalist“, die andere „Journalistin“. Meistens erhalte ich „Journalistin“. Und jedes Mal denke ich, „Journalistin“? Klingt wie „Elle“ oder „Frau im Bild“. Und dann leg ich sie ungelesen beiseite. Denn ich habe – bitte verzeihen Sie mir – kein Interesse, „Elle“ oder „Frau im Bild“ zu schmökern.
Warum auch nicht bei Hunden gendern? Ach. Nun fällt mir ein, dass das mit dem Gendersternchen nicht so einfach beim „Hund“ und „Hündin“ zu bewerkstelligen ist. Wissen Sie warum nicht? Wegen des verdammten Umlauts!
Will heißen: Weil die alten Germanen auf eine Art Vokalharmonie standen, fügten sie einen Umlaut ein, wenn sie zwischen „Hund“ und „Hündin“ differenzierten. „Klingt besser“, hätten sie in Althochdeutsch gesagt.
Und nur deshalb ist es heute nicht möglich, wenn man Werbung für einen Wauwau-Schönheitswettbewerb macht, „Ist Ihr Hund*In der schönste Münchens?“ zu schreiben.
Nebenbei: Gleiches Problem hat man auch auf menschlicher Ebene. Denken Sie an „Bauer“ und „Bäuerin“. Wie könnte man eine Annonce für die/den„schönste(n) Ba(ä)uer*In formulieren? Schon wieder das Problem mit dem verdammten Umlaut!
Die Sünden der alten Germanen suchen uns wohl auch heute heim! Und ich sehe dafür keine Lösung…außer eine: den Umlaut abschaffen!
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Umlaut
Bravissimo
Bauern
Chapeau
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