Ich hatte mal einen Lehrer, der sehr von sich überzeugt war. Ich werde seinen Namen nicht verraten. Auf Englisch würde man sagen: „he was full of himself“. Schöne Redewendung, gell? Das wusste er allerdings nicht, und ich hab’s ihm nie unmissverständlich verraten. Das ist nun mal der Preis, den man zahlt, wenn man höflich (bzw. feige) ist.
Immerhin: Einmal hab ich ihm doch Vorwürfe gemacht. Leider habe ich die Details vergessen. Typisch. Kein Wunder, dass ich kein Anwalt geworden bin.
So viel weiß ich dennoch: Meine Vorwürfe waren berechtigt. Wie hat er darauf reagiert? Er schaute mich mit wässrigen Augen an (er war schon ziemlich alt und vergraut) und sagte: „Was kann man von mir erwarten? Meine Mutter ist kurz nach meiner Geburt gestorben. Ja, ich bin ohne Mutter groß geworden. Deswegen bin ich so!
Sie sehen: Er war wirklich nicht auf dem Mund gefallen. Manchmal sagte er: „Ich hätte Conférencier werden können. Hatte er recht. So sind halt die Narzissten.
Mir fällt dieser nicht besonders sympathische Mensch ein, weil ich eigentlich über Superlative erzählen will. Superlativ: D.h. gut…besser…beste. Dem eingebildeten Lehrer sagte ich einmal, als er mir eine Aufgabe gab: „Ich werde mein Bestes tun.“
Wie aus der Pistole geschossen, antwortete er: „Dein Bestes ist aber nicht gut genug.“ Danke für die freundliche Ermunterung. „Aber meine Mutter ist kurz nach meiner Geburt…“
Mein Bestes sei nicht gut genug. Interessante Idee, und deshalb halte ich diesen Lehrer für einen Propheten – nicht allerdings bzgl. Meiner persönlichen Leistungen, sondern bzgl. des neuen Zeitgeistes des fortschreitenden 21. Jh.
Ihnen ist mit Sicherheit schon aufgefallen, dass alles stets im Begriff ist, größer und „besser“ zu werden. Modellpflege halt. Apfel, Android, Samsung 6..7…8…9…10 usw. Panta rhei sagte Heraklit. Alles fließt.
Auch die Portionen in den Fast-Food-Restaurants werden stets größer wie die Menschen selbst. Eine gute Zeit, adipös zu sein.
Oder die Vermögen! Nur ältere Menschen erinnern sich noch, dass man als reich galt, wenn er mehr als eine Million (Dollar, Pfund, DM usw.) auf der hohen Kante hatte. Superreich waren diejenigen mit zehn Millionen oder hundert Millionen! Alles heute nur noch gehobener Mittelstand. Eine Milliarde = 1000x 1. Mio.
Früher wünschten sich Amerikaner im Alltag als Höflichkeitsfloskel „Have a nice day“. Klang ein bisschen abgedroschen, war aber freundlich gemeint. Inzwischen heißt es: „Have a great day“ –, oder besser: „a fantastic day“. Ja. „Nice“ war leider, wie mein damaliger Lehrer gesagt hätte „nicht gut genug“.
Nach „noch und nöcher“ „ kommt bestimmt mal „am nöchesten“.
Halt!!
Der Anlass für diese harmlose Tirade hat eigentlich mit einem Wort, das ich gestern im Internet (eines Tages wird es vielleicht auch ein „Outernet“ geben) entdeckt habe: „Prosumer“. Kennen Sie es? So nennt man einen, der als Konsument besonders hohe Ansprüche hat. Der Begriff ist ein sog. „Portmanteau“ – zu Deutsch „Kofferwort“. Will sagen: eine Kombination zweier Begriffe, um einen neuen Begriff zu fabrizieren wie „smoke“ + „fog“ = „smog“. In diesem Fall „pro“ (dt. „Profi“) + „consumer“ = „prosumer“. Fantastisch, nicht wahr?
Die dt. Entsprechung für „prosumer“ existiert schon: „Prosument“. Zugegeben: Sie macht aber erst seit ein paar Jahren die Runde. Kann sein, dass Sie ihr noch nicht begegnet sind.
Noch großartiger fände ich den „proaktiven Prosumenten. Sehen Sie: Auch die dt. Sprache wird großartiger.
Hallo Donald!
Superbeste Grüße
Ihr Sprachbloggeur
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Prosument = Produzent + Konsument
Hier nur Winners
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