An wen soll ich mich mit folgender Bitte wenden? An den Weihnachtsmann? An Santa Claus? Ans Christkind (sprich Jesus im Kinderalter)? An Mutti und Vati? Geht nicht, sie leben nicht mehr…
Ich möchte mich jedenfalls mit meiner Bitte an jemanden wenden, der für die Ausgabe von Geschenken zuständig ist.
Aber an wen wenden!? Denn das, was ich mir – und Ihnen – wünsche, erhält man nicht einmal bei Amazon oder Notebooksbilliger.
Ich wünsche mir (uns) nämlich einen achten Wochentag und evtl. einen neunten und – wer weiß? – vielleicht einen zehnten. Kein egoistisches Verlangen. Ich wünsche dies nicht für mich (uns) persönlich, sondern für die…Konjunktur!!
Vielleicht erinnern Sie sich. Wir erlebten vor etlichen Wochen etwas, das sich „Black Friday“ nannte. Tagelang erhielt ich (und erhielten Sie) Werbemails von unseren Freunden bei Notebookbilliger, Amazon, etc., die dieses bald eintretende Ereignis mit Leidenschaft und Begeisterung verkündeten…fast wie die Verkündung der heiligen Geburt in Bethlehem.
Aber „Black Friday“? Ein Komischer Name. Denn wenn ich mich richtig erinnere, bezieht (bzw., bezog) sich dieser finstere Begriff auf eine Katastrophe im Jahr 1929, als es den großen Börsencrash in New York gegeben hatte, und die Investoren und Börsenmakler in Scharen aus den Fenstern der Hochhäuser auf die Wallstreet gesprungen sind, um große, blutige Fettlachen auf den Trottoiren zu hinterlassen.
Alles wohl längst vergessen. Denn heutzutage bedeutet „Black Friday“ nix anderes als eine vorprogrammierte Kauforgie. Auf Englisch sagt man „shop till you drop“ oder man spricht vom „urge to splurge” (bitte googeln).
Nebenbei: In den USA bezieht sich “Black Friday“ tatsächlich auf einen einzigen Tag, einen Freitag sogar – und dann ist Schluss. In Deutschland kann „Black Friday“ tagelang anhalten – wie Halloween. Ich versteh das nicht so ganz.
Und dann: Kurz nach „Black Friday“ tritt „Cyber Monday” ein, den es im Jahr 1929 freilich nicht hätte geben können. Auch nicht im Jahr 1999.
Aber weiter: Auf „Cyber Montag“ (der sich in Deutschland wie „Black Friday“ gewöhnlich in die Länge erstreckt) folgt „Super Saturday“. Falls Sie sich für Statistiken interessieren: Im Jahr 2019 wurden am „Super Saturday“ (damit wird übrigens der letzte Samstag vor Weihnachten gemeint) – zumindest in den USA – 34 Milliarden Dollar umgesetzt. Nach Auskunft einer zuverlässigen Quelle („Microsoft News“) ist dieser Betrag Rekordverdächtig. Ich kenne die Zahlen für Deutschland leider nicht.
Und bitte „Green Tuesday“ nicht vergessen. Eigentlich sagte man früher „Green Monday“. Nachdem aber dieser Tag in „Cyber Montag“ umgetauft wurde, hat man den grünen Tag auf Dienstag verlegt.
Fassen wir das Bisherige zusammen. Gegenwärtig haben wir Beinamen für Freitag, Samstag, Montag und Dienstag zusammengestellt. Es fehlen nur noch die entsprechenden Bezeichnungen für Mittwoch und Donnerstag – und natürlich Sonntag.
Als geborener Optimist bin ich überzeugt, dass auch diese Tage bald im wachsenden Kaufrausch des Minuszinszeitalter mit dem passenden Beinamen versehen werden. Vielleicht ist es sogar soweit, und ich weiß es nur nicht.
Und: Falls es weiter so geht, werden wir ganz bestimmt noch einiger Tage bedürfen, um sie für Sonderangebote zu reservieren.
Übrigens: Das, wofür ich hier plädiere, ist gar nicht so abwegig.
Wenn ich mich richtig erinnere, hatten schon die Altägypten eine zehntägige Woche! Auch die Griechen (zur Zeit von Platon) kannten die siebentägige Woche nicht. Das kam alles später. Es sind die Babylonier, denen wir unsere Woche zu verdanken haben. Aber das ist schon lange her.
Manchmal ist es lustig, alles Mögliche neu zu ordnen…nicht wahr?
Comments
billiger kann jeder
Endlich ein Kalendarkünstler!
Zwei (allerdings sehr
Ach natürlich, die Franzosen...
Ja ich bins - bzw. "i bims"
Wie die Jahre vergehen!
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