Ein Ohr schnell an den Rechner halten, liebe Surfende. Hören Sie es? Ein leises Knirschen soll es sein. Noch nicht wahrgenommen? Also tief einatmen und nochmals versuchen. Hören Sie es jetzt? Eigentlich ein Knirschen mit einem ebenso leisen Stöhnen vermischt.
Na ja, falls es Ihnen noch nicht gelungen ist, dann verrate ich Ihnen, worum es geht. Bald werden Sie es ohnehin selbst vernehmen:
Es ist das Geräusch der gebrochenen Nachrichten. Nicht breaking, sondern broken news.
Über dieses Thema hatte ich schon mal vor ein paar Jahren geschrieben. Das waren aber noch unschuldige Zeiten, lange vor dem Anbruch (Einbruch?) der „Fake News“.
Und dann hatte ich auch mal eine Glosse mit dem Titel „Big Facebook is watching you“ geschrieben, auch die war unschuldig.
Worüber schwadroniert der Sprachbloggeur heute? Sagt Ihnen der Name „Cambridge Analytica“ etwas? Falls Sie noch kein (oder ja ungenügendes) Wissen darüber haben, bitte kurz googeln, und denken Sie daran, dass Sie als Verdienst für Ihre Mühe den Sinn des Paradigmenwechsels namens Informationsrevolution endlich richtig kapieren werden.
Vor sehr langer Zeit - es dürfte mitte der 1980er Jahre gewesen sein - habe ich für die Münchner Abendzeitung einen Text über die Inforevolution geschrieben. Notabene: Damals staunten alle über meine Festplatte mit 20mb. „Du hast genug auf der Platte, um Dich für die nächsten zweihundert Jahre zu beschäftigen“, hieß es. Damals habe ich in meinem schlauen Text den Lesenden den Rat gegeben: Nur mit der Ruhe. Geht mit dem Infoschwall selektiv um. Sonst kriegt das Hirn einen Denkinfarkt.
Das habe ich wirklich geglaubt. Aber ich war schon immer ein Naivling. Denn andere haben bereits damals verstanden, was Inforevolution wirklich bedeutete: Wissen ist Macht; Information ist Übermacht.
Aber zurück zu Cambridge Analytica. Wenn die Geschichten stimmen - und heute kann alles als Fake News entlarvt werden -, dann ist der Einfluss der großen Internetfirmen noch größer als der von jedem Geheimdienst. Kein Wunder das sich China in eine Art Übergooglefacebookamazon verwandelt hat. Xi hat‘s kapiert. Hauptsache alle Leute sind mit nem glitzernden Fon online. Eine App der Firma Cambridge Analytica mit dem Namen „thisisyourdigitallife“ wurde vor ein paar Jahren über Facebook verbreitet. Es sollte eine kostenlose Personality Test sein. 270.000 Facebüchler packten eifrig zu (He! Es kostet nix, und ich erfahre etwas über MICH!). Wenn ich’s richtig verstanden habe, so wurden auch alle „Friends“ automatisch mitaufgenommen, bis auf diese Weise C.A. nützliche Psychogramme von möglicherweise 50mio Facebüchlern zusammengestellt hatte. Mit diesen Daten konnte man dann gezielt Werbung betreiben - auch Werbung politischer Art. Eine Nutznießerin dieser Software war die Trump-Präsidentschaftskampagne, auch die Brexitbefürwörter schlugen zu. Diese Methode heißt übrigens „Data Harvesting“ und „Data Mining“, also „Daten Ernten“, „Datenbergen“.
Facebook hat sich von diesem Missbrauch persönlicher Daten distanziert. Was weiß ich? Fortsetzung folgt aber. Denn die Kacke ist noch am dampfen.
Ja, Phisher, Trojaner, Ransomware, Viren…und große Firmen. Das Leben im WehWehWeh wird immer gefährlicher.
Knirschknirschknirschknirschknirschsstöhnknirsch. Ende der Aussage.
PS Heute ist das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn gestorben. Schlechte Nachricht für die Nashornwilderer - auch für diejenigen, die Nashornpulver statt Viagra schlucken.
Comments
Wo ist mein Gehirn?
Hirn- und Gehirnwäsche
Nun fällt mir, lieber Herr Rossologe, ein, dass ein Austritt aus Facebook irgendwie einer Hirnwäsche gleicht, dabei zu sein hingegen, einer Gehirnwäsche. Ich denke, es ist wirklich so einfach. Viele herzliche Grüße PJB Sprachbloggeur
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