You are here

Schwarz auf weiß und die Farbproblematik

Lisa Lim, Professorin in Perth, Australien, war schneller als ich. Anlässlich „International Colour Day“ hat sie im März 2019 v.C. („vor Corona“) einen Bericht für die South China Morning Post über den Ursprung der zwei Urfarben – wenn man sie so bezeichnen darf: „black“ und „white“ verfasst.

„Black“, schreibt Prof. Lim, sei mit dem dt. „bleich“ und dem französischen „blanc“ (weiß) sprachlich verwandt. Am Anfang ihrer Reise durch die Sprachengeschichte bedeutete diese Vokabel nämlich etwas wie „glühend“ oder „glänzend“. Hab ich das richtig verstanden? Hat „black“ einst „white“ bedeutet?

Wenn dem so ist, wie kommt es denn, dass dieses Wort zum Inbegriff der Dunkelheit geworden ist? Antwort: Weil das „Glühen“ irgendwie mit „Brennen“ zu tun hat. Wenn etwas brennt, leuchtet es zunächst hell auf. Am Schluss bleibt nur das Verkohlte übrig.

Und „white“? Diese Farbe hat wohl vom Anfang an „scheinen“ oder „hell sein“ bedeutet. Wie langweilig, wie eintönig.

Gleiches gilt übrigens fürs dt. „schwarz“? Denn es hat immer etwas Dunkles bezeichnet.

Über die „Mohren“ habe ich schon einmal geschrieben. Man sollte bedenken, dass dieses Wort in der Berbersprache „Land“ bezeichnet. Da die Griechen und die Römer in Nordafrika auf eine dunklhäutige Bevölkerung stießen, die ihr Land irgendwas mit dem Laut „mor“ murmelten, und da die Griechen und Römer der Berbersprache nicht kundig waren, verwendeten sie dieses „mor“ als Beschreibung der Menschen dieser Gebiete. „mauroi“ (auf Griechisch) „mauri“ auf Lateinisch nannten sie sie. Und bald hatte diese Vokabel die Bedeutung „dunkel“.

Seit ein paar Jahren sind die vielen „Mohren-Apotheken“ oder „Gasthaus zum Mohren“ aus Gründen der pol. Korrektheit verschwunden. Nicht verschwunden aber sind die uralten Namen „Mauretanien“, „Marokko“ und „Marrakesch“. Bisher hat niemand es gewagt, eine Namensänderung im Sinne der Gleichberechtigung aufzufordern. Vielleicht kommt’s noch.

Nebenbei: Das Porträt des dunkelhäutigen Heiligen Mauritius hängt, falls Sie sich gefragt haben, nach wie vor in der Münchener Alten Pinakothek. Wie lange aber noch wird diese kulturelle Aneignung andauern?

Nein, Sie hören keine Ironie in meiner Stimme heraus, obwohl sich in mir drei verhasste Zustände – zumindest in bestimmten Kreisen verhasst – vereinen: weiß, alt und Mann. Klingt wie ein Lottogewinn!

Letztes Jahr erblickte ich auf einer Umweltdemonstration eine junge weiße Frau, die ein Plakat hochhielt: „Alte weiße Männer vergewaltigen Muttererde“.

Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, dass ich Muttererde vergewaltigt habe. Schlafwandler war ich aber nie. Vielleicht eine sich anbahnende Demenz. Doch vielleicht hab ich’s getan und weiß es nicht mehr. Kommt bestimmt unter Verbrechern vor. Wenn ich aber schuldig bin, so sind auch andere, ob männlich, weiblich, schwarz, weiß, gelb etc. Ich könnte sogar Namen nennen.

Das alles nur nebenbei. Denn nun fällt mir etwas anderes ein: Könnte mir jemand erklären, warum ausgerechnet „weiß“, „schwarz“ und „gelb“ die gängigen Bezeichnungen für Hautfarben sind?

Nehmen Sie mich, z.B. Ich bin alles anders als weiß. Ebenso wenig sind keine meiner „schwarzen“ Freunde „schwarz“. Zudem habe ich in meinem Leben nie einen gelben Menschen gesehen. Nein, das stimmt nicht. Als ich meinen Großvater im Krankenhaus besucht habe – ich war damals 13 – war sein Zimmergenosse durch und durch „gelb“. Man nennt diesen Zustand „Gelbsucht“. Kein schöner Anblick für mein zartes Dasein.

Halt! Hat diese Glosse einen Sinn bzw. eine Aussage? Wahrscheinlich nicht.
Ja, natürlich, hat sie einen Sinn. Ich wollte lediglich zeigen, dass Menschen gewisse Farbbezeichnungen benutzen, weil sie sonst auf der Schnelle keine Wörter finden, um einen Teint zu beschreiben. Und davon gibt es viele. Microsoft verfügt über 64.000, oder sind das 640.000? Ich hab’s vergessen. Eine Farbe akkurat zu beschreiben, erfordert Zeit.

Ein anderes Mal Vielleicht werde ich über Farben schreiben.

In eigener Sache: Nächste Glosse erst Anfang August. Ich tauche unter. Vielleicht werden Sie mich auf Ihrer Straße sehen…ohne zu wissen, wer ich bin.

Add new comment

Filtered HTML

  • Web page addresses and e-mail addresses turn into links automatically.
  • Allowed HTML tags: <a> <p> <span> <div> <h1> <h2> <h3> <h4> <h5> <h6> <img> <map> <area> <hr> <br> <br /> <ul> <ol> <li> <dl> <dt> <dd> <table> <tr> <td> <em> <b> <u> <i> <strong> <font> <del> <ins> <sub> <sup> <quote> <blockquote> <pre> <address> <code> <cite> <embed> <object> <param> <strike> <caption>

Plain text

  • No HTML tags allowed.
  • Web page addresses and e-mail addresses turn into links automatically.
  • Lines and paragraphs break automatically.
CAPTCHA
This question is for testing whether you are a human visitor and to prevent automated spam submissions.
Image CAPTCHA
Enter the characters shown in the image.