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Die Wahrheit über die „Nachhaltigkeit“

Sie haben sich ein neues Phone oder Tablet erstanden oder vielleicht einen neuen Fotoapparat. Sicherlich haben Sie sich dabei, die IP-Höhe des neuen Kleinods eruiert. IP68? Oder wenigstens IP67?

Soll Ihnen dieser Begriff „IP“ fremd vorkommen: Es geht um die Wasserfestigkeit eines Geräts. „IP“ steht für „International Protection“. Schon wieder ein Fremdwort.

IP68 bedeutet übrigens, dass ein Gerät 30 Minuten eine Wassertiefe von 1,5 Meter aushält. Leider kenne ich die Messung für IP67 nicht. Fragen Sie den Vorsitzenden Google. Zum Vergleich: Bei Fotoapparaten reicht IP57 durchaus. So gilt ein Fotoapparat als „Spritzwasser geschützt“.

Ich erwähne dieses Thema lediglich deshalb, weil man beim Erwerb eines teuren Geschenks – ob Phone, Tablet, Fotoapparat usw. – das Gefühl haben will, der neue Liebling wird sehr sehr lange halten. Ist verständlich.

So eine Empfindung fängt bereits in der Kindheit an. Man wünscht sich ein Spielzeug, das nicht kaputt gehen wird.

Früher – und damit meine ich vor 10 oder 20 Jahren – hätte man vor dem Kauf gefragt: „Kann ich davon ausgehen, dass es robust (bzw. solide) gebaut ist?“
Das war damals. Heute interessieren wir uns für die „Nachhaltigkeit“.

Man könnte fast sagen: Die „Nachhaltigkeit“ ist die neue „Robustheit“. Nein. Stimmt nicht ganz. Diese Vokabeln stimmen bedeutungsgemäß nur zum Teil überein. „Robust“ bezieht sich auf den Wunsch, dass etwas nicht leicht kaputtgeht. „Nachhaltig“ ist zum Leitwort einer ideologischen Bewegung geworden, die mit der Umwelt zu tun hat.

Meinem fünfbändigen Duden von 1979 zufolge hat „nachhaltig“ folgenden Sinn: „sich auf längere Zeit stark auswirkend“. Es ist eine weitere Bildung des Verbs „nachhalten“, das „längere Zeit anhalten“ oder „bleiben“ bedeutet. Deshalb, so steht es im Duden, ist eine Suppe nicht „nachhaltig“. Sie sättige nur eine kurze Zeit. Wahrscheinlich wäre es früher der falsche Begriff gewesen, wenn ich mich über die Robustheit eines Kaufwunsches erkundigt hätte.

Nebenbei: In meinem alten Duden findet man auch das Wort „Nachhaltigkeit“. Es wurde aber ausschließlich in der Forstwirtschaft verwendet im Sinne von der Zukunftsträchtigkeit des Baumbestands.

Wie kam es dazu, dass die „Nachhaltigkeit“ zum Schlagwort der ökologischen Bewegung wurde? Meine Theorie: Es schien eine passende Übersetzung für das englische „sustainability“ zu sein, das unter amer. Umweltschützer en vogue wurde.

Dem WehWehWeh zufolge wurde seit Ende der 1980er Jahre der Begriff „sustainability“ zum Fanal für die amer. Umweltbewegung. Sagt Wikipedia: “sustainability is a social goal about the ability of people to co-exist on Earth over a long time…etc.”. Das heißt: Sie sei ein gesellschaftliches Ziel, das die menschliche Fähigkeit betrifft, langfristig auf Erden zusammenzuleben…etc.

Nebenbei: In meinem 5kg „Webster’s Unabridged Dictionary“ aus dem Jahr 1989 existiert das Wort „sustainability“ gar nicht – lediglich das Adjektiv „sustainable“ in der Bedeutung von „in der Lage, aufrechterhalten zu werden“. Das Verb „sustain“ bedeutet nämlich „aufrechterhalten“, „unterstützen“ usw.

Wenn Sie mich fragen, passt „Nachhaltigkeit“ als Übersetzung für „sustainability“ nicht besonders gut. Zwar gibt es Übereinstimmungen zwischen den zwei Begriffen aber nur zum Teil. Denn „sustain“ (unterstützen) und „nachhalten“ (länger anhalten) unterscheiden sich erheblich.

Hier übrigens – Wikipedia zufolge – die neuste Bedeutung der „Nachhaltigkeit“:
„Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip bei der Nutzung von Ressourcen. Hierbei soll eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung gewährleistet werden, indem die natürliche Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme bewahrt wird, vor allem von Lebewesen und Ökosystemen.“

Nun wissen Sie so viel über dieses Thema wie ich. Möge unser Wissen stets auf IP68 zertifiziert bleiben!

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