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Kann ein Autor ein Fremdwort sein?

Ich, ja ich der Sprachbloggeur bin ein Fremdwort! Mit Vornamen nennt man mich „PJ“, was die Anfangsbuchstaben meiner eigentlichen Vornamen sind. „PJ“ klingt auf Englisch wie „Pidschäj“. Manche Deutsche scheinen Schwierigkeiten mit der Aussprache zu haben. Sie sagen deshalb „Pidschi“ – reimt sich mit „Fidschi“.

Über Fremdwörter schwadroniert man gern und leidenschaftlich. Ein beliebtes Thema sowohl der Medien wie auch Leserbriefeschreiber. Dann heißt es: „O je! Die deutsche Sprache geht dem Bach runter! Alles für die Cat! Alle reden über ‚Lunch‘ und ‚Meetings‘ und ‚Computers‘ und ‚Sales‘ und ‚Managers‘! Wo sind das „Mittagessen“, die „Sitzung“ usw. geblieben?

Ja. Es stimmt tatsächlich. Englische Vokabeln (manche total überflüssig) schleichen sich immer häufiger in die deutsche Sprache. Und mit Sicherheit wird es – zumindest eine Zeitlang – nur noch schlimmer werden.

Deshalb von mir heute eine gute Nachricht: Machen Sie sich keine Sorge um die Zukunft Ihrer schönen Sprache. Sie wird nicht nur das Gendern, sondern auch den englischen Einfluss überleben.

Fakt ist: Nur Praktisches und Schönes aus der Fremde bekommt den dt. Pass. Voilà!

Voilà? Sagen Sie auch manchmal „voilà“? Ich öfter. Und nicht nur, wenn ich Deutsch spreche. Ebenso, wenn ich Englisch rede oder Italienisch oder Spanisch radebreche. Ich habe „voilà“ sogar in Lettland verwendet! Jeder kennt das Wort. Es ist eine jener Vokabeln, die multinational geworden sind – wie „okay“.

Neulich entdeckte ich ein zweibändiges Fremdwörterbuch. Es heißt: „Wörterbuch zur Erklärung fremder, aus andern Sprachen in die Deutsche aufgenommener Wörter und Redensarten, welche in Schriften und Büchern sowohl, als im täglichen Leben häufig gebraucht werden. Mit beygefügten Beyspielen und mit Anzeige ihrer Abstammung und richtigen Aussprache“.

Sie stellen schon fest, dass wir uns in einem anderen Zeitalter befinden, wo man sich noch gern sehr lange Titel ausgedacht hatte…wahrscheinlich, weil das lesende Publikum damals mehr Muße zum Lesen hatte als das heutige. Das Buch – zumindest die „zweyte, stark vermehrte und verbesserte Ausgabe“, die ich besitze, stammt aus dem Jahr 1811 und wurde in Zürich veröffentlicht. Der Herausgeber hieß Johann Conrad Schweizer (passender Name für einen Schweizer) und war Schul-Inspector und Pfarrer zu Birmenstorf im Kanton Zürich.

Die zwei Bänder haben ca. 900 Seiten. Stellen Sie sich vor: Schon 1811 gab es so viele Fremdwörter!

By the way: Man findet in dem Werk nirgends das heute so beliebtes „okay“ – auch nicht „voilà“. Dafür aber „Ohe! jam satis ist!“, was mit „Oho! es ist schon genug“ übersetzt wird. Heute sagen wir dies nicht mehr. Zumindest nicht in Bayern.

Doch hier noch einige Köstlichkeiten aus besagtem Werk:

Zum Beispiel „Comet“? Heute schreibt man dieses Wort mit „K“, und es ist, wie jeder bestätigen wird, längst zum ehrenwürdigen Bürger der deutschen Sprache geworden. Nebenbei: Wissen Sie, was Deutsche früher sagten, um „Komet“ auszudrücken? Sie redeten vom „Wandelstern“, „Haarstern“, „Schweifstern“. Alles heute, seufz, äußerst selten, bzw., ungebraucht.

Oder dann habe ich in diesem Wörterbuch „Jacht“ entdeckt. Ich habe stets gedacht, das sei mit Sicherheit eine urdeutsche Vokabel. Damals sagte man allerdings „Jacht-Schiff“, womit ein Schiff gemeint war, „welches sehr gut steuert und schnell segelt.“ Hatte damals nichts mit einem Seetransport von Oligarchen zu tun.

Oder wie wäre es mit „Perversität“? Herr Schweizer gibt dieses Wort als Übersetzung für „Verkehrtheit“ an. Schade, dass es heute keine „Verkehrtheit“ mehr gibt.

Andererseits haben auch viele Fremdwörter aus der damaligen Zeit ihr Verfallsdatum erreicht. „Baratterie“, z.B. 1811 sagt man dies für „Betrug“ oder „Unterschleif“ besonders bei der Seehandlung. Aus irgendeinem Grund hat man aber lieber „Betrug“ gesagt. Vielleicht war die Aussprache leichter. Schade aber, dass man gegenwärtig keinen „Unterschleif“ mehr hat.

Wie dem auch sei. Heute möchte ich, der ich selbst ein Fremdwort bin, die frohe Botschaft verkünden, dass die schöne dt. Sprache noch am Leben ist und weiterhin so bleiben wird!

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