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Das hässlichste Wort in der deutschen Sprache

Über die hässlichste Vokabel in der deutschen Sprache zu schreiben: das habe ich mir vorgenommen. Denn ich weiß, wie sie lautet.

Doch dann geschah es – wie ein Blitzschlag aus dem kollektiven Unterbewusstsein: Ich bin nämlich auf eine Leserzuschrift in der Münchener Abendzeitung gestoßen. Und siehe da: Jemand schien auf der gleichen Schiene zu seinawie ich!

Sie heißt Anneliese Niekamp. Ich kenn sie persönlich nicht und weiß sonst gar nicht über sie außer einer Sache: Wir sind wohl beide Leser der AZ…oder sollte ich lieber „Leser*Innen“ dieser Zeitung sagen?

Nein brauche ich wirklich nicht. Ich glaube, Frau Niekamp würden, sollte sie sich als Teil eines gegenderten Wortes entdecken, die Haare zu Berge stehen. Hier zum Beispiel ein Zitat aus ihrem Leserbrief, der in der Pfingst-Feiertagausgabe dieser Zeitung veröffentlicht wurde:

„Entweder wird gegendert oder nicht. Wenn ich schon mal dabei bin, die Anlieger-Schilder. Ich fühle mich als Frau ausgegrenzt und bitte darum, die Schilder mit „Anlieger*innen neu aufzustellen.“

Ja. So stand es im. „Leserforum“

Hmm. Wäre es eigentlich nicht korrekter – ich meine politisch korrekter – anstatt „Leserforum“ „Lesendeforum“ zu schreiben? Oder falls das zu blöd klingt, vielleicht „Leser*Innenforum“?

Kein Wunder, dass einer manchmal das Gefühl hat, dass die Genderist*Innen nicht wirklich konsequent genug durchgreifen. Eben das ist worüber sich Frau Niekamp beklagte, als sie sich ein Schild vorstellte, worauf „Anlieger*Innen frei“ oder so ähnlich stehen würde.

Aber ich wollte Ihnen heute eigentlich meine Wahl für das hässlichste Wort in der deutschen Sprache vorstellen und wurde dann abgelenkt, weil ich gemeint habe, dass Frau Niekamp über das gleiche Wort schwadroniert hatte wie ich. Das stimmte aber nicht, wie ich nun entdecke.

Jedenfalls: Mein Kandidat in diesem Wettbewerb heißt…“Studierendenschaft“.
Für einen Augenblick habe ich mir eingebildet, dass auch Frau Niekamp dieses Wort auf den Magen ging, aber ich habe mich geirrt. Frau N. hat vielmehr in ihrem Leserbrief („Leser*Innenbrief“?) Folgendes geschrieben:

„Was sind Sie dann nun, Studenten oder Studierende? Studierendenwerk – wie sich das anhört! Komisch, sehr komisch. Und dann die U-Bahn- und Bushaltestelle ‚Studentenstadt‘. Sofort, aber sofort plädiere ich dafür, dass sie ab jetzt ‚Studierendenstadt‘ heißt…“

Amen!

Nun muss ich selber überlegen, ob „Studierendenschaft“ wirklich das hässlichste Wort der deutschen Sprache ist. Vielleicht ist „Studierendenstadt“ ebenso hässlich oder noch mehr so. Bloß: „Studierendenstadt“ ist eine Fantasieschöpfung. „Studierendenschaft“ gibt es tatsächlich.

Oder vielleicht bin ich noch nicht aufs hässlichste Wort in der deutschen Sprache gekommen. Wahrscheinlich könnte man die Kandidatenliste erweitern. All diese Gedanken haben wir der sprachlichen Gleichberechtigung zu verdanken.

Jetzt muss ich also nochmals darüber nachdenken, ob auch andere frische Hässlichkeiten noch hässlicher sind. Arme deutsche Sprache. Sie war einst so schön.

Vielleicht haben auch Sie einen eigenen Lieblingskandidaten, die Sie vorschlagen möchten. Man kann es nie wissen.

Nebenbei: Hoffentlich werde ich von der AZ wegen irgendeiner Urheberrechtsverletzung nicht verklagt. Man weiß es heute nie. Immerhin habe ich die Quelle ordnungsgemäß angegeben.

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