Beinahe wollte ich über die künstliche Dummheit schreiben. KD ist zwar im Augenblick vielleicht nicht so bekannt wie KI; ich wage aber zu behaupten, dass sie viel verbreiteter ist als man denkt – Tendenz steigend.
Hier eine persönliche Begegnung: Letzte Woche habe ich auf dieser Seite die Frage gestellt, ob die KI Angst vor dem Tod hatte.
Die Frage ist berechtigt, und ich habe mich direkt an die KI-Programme gewandt und deren Antworten dann veröffentlicht.
Stellen Sie sich vor, was aber ein paar Tage später passiert ist. Offensichtlich hatten diverse Internetbots das Stichwort „KI“ im Titel meiner Glosse registriert, und prompt machten sie den Versuch, diese beliebte Seite namens „Sprachbloggeur“ zu bestürmen. Natürlich vergebens. Heutzutage hat man Schutzmaßnahmen, um solche Angriffe abzuweisen.
Denken Sie an eine Hornochsenherde, die im wilden Getrampel wie Lemminge in den Abgrund stürzen. Denn genau das haben meine KD-Bots getan. Es gab keine Möglichkeit, die Schutzmauer dieser Seite zu knacken, um sie mit Texten über gefälschte Antivirus-Programme, Penisvergrößerer, Pornografie, Phishing, etc. etc. zu verseuchen.
Wissen Sie, wieviel Energie es kostet, diese Bots in Gang zu setzen? Der CO2-Fußabdruck ist mit Sicherheit viel höher als der der ganzen Autoindustrie. Mein Vorschlag: Jedes Mitglied der Letzten Generation sollte sich mit Sekundenkleber an den Rechnerzentren ankleben, wo diese KD-Bots produziert werden.
Mein Administrator Herr P. meinte, als ich über diesen abgewehrten Angriff berichtete, dies wäre ein interessantes Thema für den Sprachbloggeur. Ich lehne das Thema aber ab. Denn heute möchte ich lieber über das Licht berichten. Genauer gesagt über die Geschichte des Fensters.
Neulich fand in München eine beeindruckende Ausstellung in der sog. Antiken Sammlung statt. Sie hieß „Neues Licht aus Pompeji“ und hat ein Thema wahrlich veranschaulicht, worüber ich bisher keinen einzigen Gedanken gemacht habe: über die Beleuchtung der Innenräume in Pompeji.
Möchten Sie wissen, wie es in diesen römischen Räumen ausgesehen hat? Ich kann die Frage mit einem Wort beantworten: düster. Und wissen Sie warum?
Ganz einfach: Weil man damals keine Fenster in den Häuserwänden gebaut hatte. Warum nicht? Weil man Angst vor Räubern hatte!
Das klingt beinahe wie heute, nicht wahr? Wir machen unsere Webseiten so fensterlos wie möglich, weil auch wir Angst vor Räubern – genauer gesagt „Phishern“ etc. – haben.
Eigentlich gab es doch so etwas wie Fenster in manchen Häusern in Pompeji. Sie waren aber winzig klein und ohne Glas, vielleicht groß genug, um einen Menschenarm zu umrunden.
Nebenbei: Fensterglas scheint ca. 60 n.Chr. eine neue – sprich „höchstmoderne“ Erfindung gewesen zu sein. Man nannte diese durchsichtigen Scheiben, die plötzlich der letzte Schrei waren – sie waren allerdings nicht allzu groß – „speculares“ – will heißen „durchschaubare Dinge“. Auch der römische Philosoph Seneca berichtet darüber.
Die Germanen nannten diese Öffnungen etwas wie „ougdura“, d.h. „Augentüre“. Die Angelsachsen und die Nordmenschen hatten ein ähnliches Wort, und noch dazu sagten manche „vindauga“, ein „Auge“ (sprich „lichtempfindlich“) für den Wind.
Zuerst waren sie ohne Glas; später mit.
Diese Fakten versteht die KD nicht. Kann sie nicht verstehen. Die KI wäre hingegen sicherlich in der Lage darüber zu berichten.
Hier nun ein Hoffnungsschimmer: Langfristig gibt es natürlich keine Zukunft für die KD, dafür aber eine lange Vergangenheit.
Add new comment