Der Sozius bzw. die Sozia ist die Person, die hinten auf dem Motorrad hockt. Wer vorne sitzt, der lenkt und bestimmt die Geschwindigkeit. Der Sozius oder die Sozia können lediglich, wenn sie mitfahren, folgen.
Somit habe ich alles erklärt, was Sie über die sog. „social media“ zu verstehen brauchen. Facebook, Instagram, TikTok, YouTube, Whatapp, Twitter usw. lenken. Sie und ich sitzen dahinter und halten uns an der Taille fest.
Nebenbei: Lateinisch „socius“ bedeutet als Adjektiv „dazugehörig“ und als Nomen „Teilnehmer“. Das Wort ist eine Abwandlung des Verbs „sequi“, d.h. „folgen“. Denken Sie an „Sequenz“ oder „Konsequenz“.
Frage: Warum will ich heute Binsenweisheiten über die „social media“ in ein nettes, verständliches Bildchen verpacken?
Antwort: Weil ich allmählich den Braten rieche.
Eigentlich habe ich wenig persönlichen Kontakt zu den gängigen „sozialen Medien“. Ich habe noch nie ein Facebook-Konto gehabt, bin ebenfalls nicht bei Instagram, Whatsapp oder Twitter. Tiktok bin ich einmal über einen Link von der „Guardian“ begegnet. Dort habe ich in verschiedenen Kurzvideos lauter tanzende Teenager erblickt, was bald langweilig wurde. Immerhin habe ich ein Mastodon-Konto, das ich nie benutze. Ich habe allerdings dort ein bisschen rumgeschaut. Man stößt auf endlose Kommentare über Nichtigkeiten. Ein bisschen hat es mich an Kneipengeschwätz erinnert. Dazu bin ich offizieller Teilnehmer (Sozius) an einem Substack-Konto: ich mit sechs amer. Schreibenden. Ich mache dort aber nix und bin nur um zu helfen mit dabei. Mein Hauptkontakt zu den „sozialen“ Medien bleibt YouTube, wo ich Videos zu bestimmten Themen ansehe. Darunter über Musiktheorie und Sprache. Auch Tekkie-Diskussionen über Phones, Rechner, Tablets, Software, Hacker usw. schau ich mir an.
Einer dieser Seiten heißt „Waveform Clips“ und scheint sehr beliebt zu sein. Die Seite hat ca. 350.000 Abonnenten, was nicht wenig ist. Manche Videos werden sogar von Millionen Zuschauern angeklickt. Das ist beachtlich. Inzwischen habe ich erfahren, dass Google, der Eigentümer von YouTube, Geld bezahlt, wenn eine Seite eine gewisse Anzahl Abonnenten und Zuschauer hat. Leider kenne ich hier keine Zahlen. Diese können Sie selbst googeln. Ich weiß aber, dass „Waveform Clips“ viel Geld, sehr viel Geld, einbringt.
Dies hängt wohl damit zusammen, dass man sich beim Angucken eines Videos nicht umhinkommt, Werbung zu glotzen. Wie beim Fernsehen – zumindest bei den Privaten. YouTube auf dem Rechner anzuschauen, läuft auch ohne Werbung, wofür ich dankbar bin.
Neulich glotzte ich ein „Waveform Clips-Video“. Drei smarte Jungs mit Kopfhörern saßen an drei Tischen und diskutierten über die „social media“. Ein bisschen erinnert auch dies Gespräche an Kneipengeschwätz. In diesem Fall intelligentes Geschwätz. Die Jungs sprachen das Thema YouTube-Abos an. Der Chef (und Gründer) des “Waveform Clips“, er heißt Marques Brownlee, manchmal MKBHD genannt, erklärte, dass bald ein solches Zahl-Abo – auch für sein Kanal – anfallen würde. Der Preis lag, glaube ich, bei ca. zwölf Dollar monatlich. Immerhin jährlich ca. 150$. Ich habe den Grund für diese Änderung am Geschäftsmodel nicht ganz verstanden. Offensichtlich will Google YouTube noch mehr versilbern als bisher. MKBHD empfahl seinen Zuschauern alsbald zu abonnieren, um die kommende Bezahlungsschranke zu entkommen.
Einer der schlauen Jungs witzelte nun, dass man früher YouTube als Mitglied beitreten musste, um Videos werbungfrei zu glotzen. Bald werde man bezahlen müssen und trotzdem über sich Werbung ergehen lassen.
So jedenfalls habe ich die neue Wirklichkeit verstanden. Offensichtlich ist auch Instagram mittlerweile keine werbungsfreie Zone. Und auch Elon Musk hat Pläne, Twitter allmählich monetarisieren zu lassen.
Ja, die Lenker der sozialen Medien, Alphabet, Meta, Microsoft, Musk (habe ich jemanden vergessen?) machen ihre Plattforme immer teurer für Sozius und Sozia. Werden wir auch bald für Suchfragen bezahlen müssen?
Fällt mir gerade ein. Leute, die bei Twitter (und Mastodon) eine Seite abonnieren, heißen „Followers“, lateinisch „Sozii“ und „Soziae“ also. Bei Facebook sagt man immer noch „Freunde“.
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