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„Rope a Dope“ (s. Übersetzung unten) …mit Beispielen!

Hier kein Unwort des Jahres. Das versichere ich. Über mein Wort des Jahres habe ich bereits berichtet. Man braucht keine Traube Philologen, um Wörter und Unwörter für andere zu entscheiden. Auch darüber habe ich bereits berichtet.

Heute stelle ich ein amer. Idiom vor, das an Bedeutung zu gewinnen scheint. Mir war es bis neulich unbekannt. Die Rede ist von „rope a dope“.

Ich gehe davon aus, dass es Ihnen wie mir bisher unbekannt ist.

„Rope a dope“ stammt von der Sprache des Boxkämpfens. Genauer gesagt: Es bezieht sich auf einen ganz spezifischen Boxkampf, der am 30. Oktober 1974 zwischen den zwei Schwergewichtlern, Muhammed Ali und George Forman stattfand. Dieser Boxkampf geht in die Geschichte des Boxsports ein als der „Rumble in the Jungle“. Leider fällt mir im Augenblick keine richtig passende dt. Übersetzung ein, die den markanten Reim des Originals wiedergeben könnte. Vielleicht kommt man mit „Rumpeln im Dschungel“ einigermaßen auf seine Kosten.

Eine ähnliche Hilflosigkeit, gestehe ich bzgl. „Rope the Dope“ ein. Wörtlich bedeutet dies etwas wie „den Deppen an den Seilen (des Boxrings) einfangen“. Klingt nicht so schön. Sicherlich kann man mit einer schöneren Übersetzung aufwarten.

Im Fall vom Kampf Ali-Forman 1974 ist der Depp nicht derjenige der in den Seilen hängt – er hieß Muhammed Ali – , sondern derjenige, der ihn in die Ecke geboxt zu haben schien: George Forman. Ali, in dem er schwach zu sein schien, hat dort gegen die Seile seinen Gegner mit Siegesträumen eingelullt. Zuerst ließ er Forman auf ihn mit voller Pulle einschlagen. Natürlich konnte er die Schläge mit Leichtigkeit abwehren. Als dann Ali spürte, dass sein Gegner zu schwächeln anfing, begann er sich schlagkräftig aufzubauschen. Ja der „Depp“ wurde von seinem „Opfer“ schlichtweg ausgetrickst. Ali siegte.

Heute wird dieses nette Idiom zum neuen Leben erweckt. Und zwar durch die neue Generation Jugendlicher in den Vereinigten Staaten: genannt „generation Z“ (sprich „sie“), was mit dem „Z“ der russischen Aggression in der Ukraine nichts zu tun hat.

In seiner neuen Inkarnation beschreibt „Rope a Dope“ ein Phänomen, das in den letzten Jahren immer häufiger zum Vorschein kommt: das Vorpreschen der Opferkultur. Anders ausgedrückt: der Sieg der Jammerer im Welttheater.

Ich denke, z.B. an Harry und Meghan. Wer diese Namen nicht kennt, lebt wohl unter den letzten Naturvölkern in den Amazonas oder in Neuguinea oder in einem Funkloch.

In dieser Inkarnation des „Rope a Dope“ lässt sich das „Opfer“ in die „Seile“ drängen und fordert das Prügeln der anderen regelrecht heraus. Mit „anderen“ meine ich nicht nur die Royal Family oder die Medien, sondern hauptsächlich uns.

Wir spielen also die Deppen, vor allem diejenigen, die täglich den Storys folgen über den missachteten Prinzen oder die Feindlichkeit gegen seine Gemahlin, die sich als diskriminierte „POC“ (Person of Color) definiert.

Insbesondere sind diejenigen zu Deppen degradiert, die auf die Idee kommen, das neue Buch von Harry zu kaufen, wo es u.a. heißt, dass sein Bruder ihn mal geschubst hat. Aua. Nebenbei: Auch ich habe einen Bruder, und auch er hat mich bisweilen geschubst. Aua. Doch nicht mehr.

Sie verstehen jedenfalls das Konzept. Hier noch ein Beispiel: die zwei Schauspieler, die 1968 im Film Romeo und Julia, (Regie: Franco Zeffirelli) die Hauptrollen gespielt haben. Nun 55 Jahre nach der Premiere dieses Films, behaupten beide, nunmehr Rentner, dass sie traumatisiert seien, weil sie damals…o Schreck…sich nackert ausziehen mussten. Notabene: Es geht hier ums Jahr 1968. Damals haben sich viele junge Leute aus diversen Gründen nackt ausgezogen. Es war einfach so. Ein Zeichen der sexuellen Freiheit nach einem Zeitalter der Prüderie – zumindest in den USA. Besagter Film wurde damals prämiert, und zu gleicher Ehre gelangten die zwei Schauspieler, die beide auch später Karriere machten. „Julia“ hat bis 2019 stets von der Arbeit mit Regisseur Zeffirelli geschwärmt.

Nun hoffen wohl beide in die Jahre gekommenen Menschen, ihre Rente aufzustocken, indem sie sich als Opfer der sexuellen Gewalt darstellen. Was heißt „sexuelle Gewalt“? Hier geht es nur um eine textilfreie Filmszene.

Man fragt sich, ob die beiden während der letzten 50 Jahre am „Stockholm Syndrom“ gelitten haben, so dass es ihnen erst jetzt einfällt, dass sie missbraucht wurden. Klingt wie manche Schauspielerinnen, die erst nach etlichen Jahren freundschaftlicher Beziehungen zu Harvey Weinstein, entdeckt haben, dass er sie ausgenutzt haben. (Und sie vielleicht ihn auch?).

Na ja. Jetzt haben Sie ein neues Idiom gelernt. Sie werden ihm sicherlich wieder begegnen. Und wenn schon, denken Sie daran: „Das habe ich vom Sprachbloggeur!“

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