Nachricht von DHL: Man (oder frau) will mir ein Paket zustellen und verlangt eine „Beschtetigung“. Was mache ich? Ich lösche die Mail natürlich. Das Irrwitzige: Diese Mail erreicht mich zeitgleich mit einer authentischen Zustellankündigung von DHL. Denn ich erwarte wirklich ein Paket.
Wie soll ich diese Gleichzeitigkeit der Mails bewerten? Zufall? Oder haben Verbrecher die DHL-Seite längst gehackt? Schon möglich, oder? Kommt immer wieder vor – auch wenn man bisher in der Zeitung bzgl. DHL nix darüber gesehen hat. Fest steht jedenfalls. Die DumpfköpfInnen, die von mir die „Beschtetigung“ abverlangt haben, waren sicherlich SchulschwänzerInnen.
Wahrscheinlich arbeiten sie auch mal als falsche PolizistInnen, die alten Damen und Herren um ihren Schmuck und ihr Bargeld bringen.
Die gute Nachricht: Am Schluss landen solche GaunerInnen unter der Brücke, oder sie sterben jung.
Aber die Gerechtigkeit ist heute nicht mein Thema. Obwohl es sie gibt, ob man daran glaubt oder nicht. Heute warte ich lieber – wie oben angekündigt – mit einer kurzen Abhandlung über die Sprache der Tiere auf.
Ich komme momentan auf dieses Thema, weil ich neulich etwas über die Tiersprache in den Medien gestoßen bin. Wissenschaftler haben festgestellt, so hieß es, dass Tiere in der freien Natur – in diesem Fall waren es Schimpansen – „kooperativ“ miteinander kommunizieren. Ich habe den Text nur schnell überflogen. Denn das Thema ist mir schon lange bekannt.
Natürlich geht man davon aus, dass sich weder Schimpansen noch andere Tiere übers Wetter oder über die Börse oder über spannende Bücher unterhalten. Genauer gesagt: Sie kennen nur zwei Themen: 1.) Bedürfnisse befriedigen und 2.) Gefahr hinausposaunen.
Jeder weiß, dass sich manche Tiere, z.B. Wölfe, Löwen, auch Krähe, Elefanten, Affen etc., zusammentun, um auf der Jagd strategische Infos auszutauschen. Jeder spielt seine Rolle bei der Attacke. Sie tun dies allerdings nur, wenn sie unbedingt auf die Hilfe ihrer Mittiere angewiesen sind. Sonst vermeiden sie tunlichst die anderen, um eine ergatterte Mahlzeit für sich allein zu schnabulieren.
Eine Gefahrsituation erfordert ebenfalls Kooperation. Denn es geht ums Überleben der Gesamtheit. Da hilft es dann, wenn alle wissen, der Feind ist nahe. Grad dies habe ich vor ein paar Tagen beobachtet. Vom Fenster aus sah ich unten eine Amsel. Sie war sehr aufgeregt und hat unentwegt lauthals gezwitschert. Der Ton klang ausgesprochen ätzend – beinahe aggressiv. Es war klar, dass etwas im Busch war. Nicht nur etwas, denn nun nahm ich die bedrohliche Katze, die auf der Straße herumschlich, wahr. Das Gezwitscher hat die Katze in der Tat verunsichert. Vor allem, weil auch andere Amsel an diesem unheimlichen Chor teilnahmen, bis die Katze endlich die Botschaft verstand und die Weite suchte.
All dies ist eindeutig die Sprache der Tiere.
Wenn allerdings keine Kooperation nötig ist, kennen Tiere – alle Tiere – nur ein einziges Wort, egal wie sie es „sagen“ – ob gezwitschert, gewauwaut, miaut oder gebrüllt: Das Wort heißt: ICH. Genauer gesagt: ICH! ICH! ICH! ICH! ICH! usw.
Ich weiß dies, weil ich mal ein Buch über sog. Wolfskinder veröffentlicht habe – in drei Fassungen sogar. In diesem Buch habe ich auch ein paar Kapitel über die Sprache der Tiere gewidmet. Insbesondere habe ich mich auf jene Tiere fokussiert – sprich: Schimpansen und Gorillas –, denen der Versuch gemacht wurde, die Menschensprache beizubringen. Allerdings in Form von einer Gestensprache.
Folgendes habe ich festgestellt: Ein Gespräch mit einem Tier kann schnell langweilig werden. Hier zum Beispiel eine Unterhaltung zwischen Koko dem Gorillaweibchen (inzwischen an Altersschwäche gestorben) und ihrer Pflegerin, Penny Patterson:
Frage: Was willst du zu Weihnachten?
Koko: Süßigkeiten, Medizin-Süßigkeiten [d.h. Vitamin C], Apfel.
Frage: Bist du glücklich?
Koko: Ich gut.
Frage: Wie ist das Leben unter Menschen für dich?
Koko: Menschen gut. Ich durstig.
Frage: Willst du einen Hund?
Koko: Süßigkeiten
Etc.
Und jetzt kehren wir kurz zu jenen LoserInnen, die von mir eine „Beschtetigung“ für die „Zustellung“ eines Pakets verlangt haben. Nun wissen Sie es: Auch Menschen reden manchmal nur die Sprache der Tiere.
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