Was sagt ein Englischsprechender, wenn er seine pubertierenden Kinder aufklärt oder salopp ausgedrückt: „von den Bienchen und den Blümchen“ erzählt?
Vielleicht kennen Sie die Antwort schon. Sie lautet „to tell about the birds and the bees” – über die Vögel und die Bienen erzählen.
Irgendwie hört sich das mit den Vögeln und den Bienen den Bienchen und Blümchen ähnlich – bzw. beinahe. Das mit den Bienchen und Blümchen ergibt ein verständliches Bild. Wenn das Bienchen von Blümchen zu Blümchen fliegt, um den Nährstoff namens Blütenstaub einzusammeln, klebt dieser „Staub“ – sprich „Samen“ – zeitgleich an einem bestimmten Teil anderer Blümchen, was wiederum eine Art „Schwangerschaft“ verursacht. Natürlich hat das Bienchen keine Ahnung, was dieses bestäuben oder „besamen“ bewerkstelligt.
Doch „birds and bees“? Welche Rolle spielen hier die Vögel?
Nebenbei: Mein eigenes „Aufklärungsgespräch“ war eigentlich keins. Ich habe mich dazu gesellt, als mein Vater mit meinem älteren Bruder über die birds and the bees diskutierte. Ich hörte, wie mein Vater etwas über „scum bags“ erwähnt hatte. Denn mein Bruder hatte offensichtlich so etwas im Park gesichtet. „Scum bag“ ist ein vulgäres engl. Wort für Kondome. „Scum“ – mit dt. „Schaum“ verwandt – bedeutet „Sperma“, „Samen“. „Bag“ kennen Sie.
„Was ist ein ‚scum bag‘?“, fragte ich meinen Vater.
„Ach, das ist eine Art Blume“, antwortete er.
Ende meines Aufklärungsgesprächs. Keine Bienchen und Blümchen. Immerhin war die Rede irgendwie doch von Blümchen.
Aber zurück zum engl. Idiom. Warum „birds and bees“. Was haben die „birds“ mit dem Thema zu tun? Die schockierende Antwort: Keiner weiß es. Es gibt lediglich diverse, forcierte Erklärungen, die meines Erachtens nichts erklären.
Nur eins steht fest: Das mit den „birds and bees“ ist bereits 1640 belegt. In Wikipedia findet man sogar einen langen Artikel zum Thema. Leider nur spekulatives Gewäsch. Insofern werden wir ihn überspringen.
Mit einer Ausnahme. Eine müde Theorie besagt, dass sowohl Bienen wie auch Vögel emsige Wesen seien, die überall in der Natur rumschwirren.
Diese Antwort bringt uns leider nicht weiter.
Oder vielleicht doch. Es gibt nämlich eine dt. Vokabel die mit emsigen – ja – sexualisierten Vögeln zu tun hat…
Genau: das dt. Zeitwort „vögeln“!
Jeder dt. sprechende Mensch kennt diese Vokabel und – fast – jeder tut das, was das Wort beschreibt – zumindest nach einem gewissen Alter. Doch wieso heißt diese überall praktizierte Tätigkeit ausgerechnet „vögeln“?
Um diese Frage zu beantworten, habe ich ein ernstes dt. Nachschlagwerk konsultiert: „Wörterbuch der deutschen Umgangssprache“ von Dr. Heinz Küpper.
Doktor Küpper zufolge gab es das Wort „vögeln“ bereits im Mittelhochdeutsch. Es bezog sich allerdings ursprünglich ausschließlich aufs Tierreich in der Bedeutung von „begatten“ – insbesondere die Begattung beim Hahn und Enterich. Allmählich aber, vielleicht um das Jahr 1300, wurde es auf den menschlichen Trieb übertragen…auf humorvolle Weise nehme ich an. Wahrscheinlich hat das „rammeln“ einen ähnlichen Werdegang. Eine Erklärung auch für die „birds“? Durchaus möglich.
Und nun wissen Sie das Wichtigste über die Bienchen und die Blümchen, ebenfalls über die birds und die bees. Darüber hinaus sind Sie bestens informiert, warum heute so viele Menschen vögeln.
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