„Matrosen bestätigen: Ihre Kriegsschiffe wurden von außerirdischen UFOs umschwirrt…“ Auf diese Schlagzeile bin ich neulich gestoßen. Erschienen war sie in der britischen Boulevardzeitung „Daily Mail“. Zugegeben nicht unbedingt die zuverlässigste Nachrichtenquelle.
Dennoch macht so eine Schlagzeile neugierig. Man will sogleich auf den Link klicken. Wenn es nur mit dem Link funktioniert hätte. Ich erreichte eine leere Seite.
Als nächstes führte ich eine Google-Suche zum Thema „Kriegsschiffe“ „Außerirdische“ durch. Und siehe da! Wieder ein direkter Link zur Story. Doch auch diesmal hat es nicht geklappt: gähnende Leere.
Immerhin bin ich bei meiner Suche auf eine Internetseite gestoßen, die dieselbe Story versprach. Ich vergesse, wie die Seite hieß. Ich war aber weiterhin neugierig und klickte sogleich. Die Seite wirkte aber irgendwie zwielichtig: billige Aufmachung wie ein Forum. Immerhin fand ich eine Art Zusammenfassung der „Daily Mail“ Story vor. Hier die paar Fakten: Es handelt sich offenbar um US-Kriegsschiffe, und die Sache fand schon 2019 statt. Das war es. Vielleicht hätte ich auf einen weiteren Link klicken müssen, um zusätzliche Details zu lesen. Ich habe so einen Link nicht gesehen. Ich fühlte mich ohnehin unwohl auf der Seite und machte mir Sorgen, dass der Wurm drin sein könnte oder dass ich ein „drive-by-Cookie“ mit dröger Werbung für Kunstlederhandtaschen aufschnappen könnte.
„Clickbait“ heißt dieses Phänomen auf Englisch. Zu Deutsch „Anklickköder“. Bisher habe ich allerdings keine Werbung für Kunstlederhandtaschen oder sonstige Angebote auf dem Rechner entdeckt.
Fakt ist: Journalisten profitieren schon immer von der morbiden Neugier anderer. Genauer gesagt: Journalisten und auch Betrüger.
Wer soll es leugnen? Schräge Dinge faszinieren in der Tat. Ebenso grausame Dinge…solange man sie selbst nicht erleben muss. Kein Wunder, dass man auf der Autobahn gafft, wenn Tote und Verletzte aus einem Autowrack geborgen werden. Den Vorgang nennt man auf Englisch „rubbernecking“. Der Hals wird quasi zu Gummi, damit die Augen alles sehen können.
Mir fällt obiges nur deshalb ein, weil ich am selben Tag, wie ich die „Daily Mail“-Schlagzeile wahrgenommen hatte, auf dem Weg zum Supermarkt an einer Gruppe Zeitungsverkaufskästen vorbeiging. Folgende Schlagzeile prangte von dem „Bild“-Kasten: „Drama bei TV-Turmspringen: Thorsten Legat verliert Hoden“ Dazu ein ernst aussehendes Foto des Verunglückten.
Ich bitte um Verzeihung, aber Thorsten Legat war mir bis dahin kein Begriff. Inzwischen weiß ich, dass er ein toller Fußballer war. Doch auch ohne dass mir der Name etwas sagte, hat auch mich die Schlagzeile zum Gummihals verwandelt. Riesiges Pech für Thorsten Legat, Großer Glücksfall für die „Bild“.
Nebenbei: Unterhalb erwähnter Schreckensschlagzeile prangten in roten Buchstaben die Wörter „Oh Schreck!“ Zuerst habe ich mich gefragt: Handelt es hier um eine Art Kommentar auf den schrecklichen kastrierenden Unfall?
Von Wegen: Neben „Oh Schreck“ war eine Eistüte bebildert. Möglicherweise ein Erdbeereis – oder vielleicht Hinbeer-. Und dann wieder eine Titelblatt-Schlagzeile: „Jetzt auch noch Eis-Krise“ und darunter: „Mega-Hitze und uns gehen die Beeren aus“.
Mehr war nicht zu lesen. In so einem Zeitungsverkaufskasten bekommt man lediglich die obere Hälfte des Titelblatts zu sehen. Köder halt. Analoger „Clickbait“. Funktioniert auch.
Uns bleibt nur noch das Geheimnis der Außerirdischen, die 2019 die amerikanischen Kriegsschiffe umschwirrten, zu lüften. Doch sorry. Mehr darüber habe ich nicht finden können. Warum die „Daily Mail“ an dem Tag unaufrufbar war, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht durch den Einfluss der Außerirdischen…?
Ohnehin: Wenn all dies 2019 stattfand, hätten diese Außerirdischen bereits drei Jahre Zeit, um sich bemerkbar zu machen. Oder…oder…kann es sein, dass sie für Covid-19 verantwortlich sind…oder Putin hypnotisiert haben? Fortsetzung folgt ganz bestimmt.
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