Heute habe ich ein neues Wort gelernt, und ich möchte es mit Ihnen teilen: „hanami“. Ja, kein deutsches Wort, zumindest kein traditionelles, das man bis ins Althochdeutsch zurückverfolgen könnte.
Leider weiß ich nichts über das Gender dieser exotischen Vokabel. Umso schwieriger ist die Problematik, weil „hanami“ ein Verb ist, d.h., etwas was man tut. Kein Ding also, das man irgendwie als weiblich, männlich oder neutral etikettieren könnte.
„Hanami“ bedeutet wörtlich „Blüten betrachten“. Und das tun die Japaner jedes Jahr, so wie man hört, zwischen März und Mai. Insbesondere bewundern sie die Kirschblüten. (Nebenbei: Das tut man auch jedes Jahr in Washington D.C., auch für seine Kirschbäume und seine Präsidenten bekannt). „Hanami“ ist natürlich ein japanisches Wort. Aber das haben Sie ohnehin schon angenommen – oder haben Sie gemeint, es könnte Ungarisch oder Türkisch sein? Es hat allerdings nichts mit Kirschenblüten zu tun. Diese üppigen hotpinkfarbigen Blüten nennen die Japaner „sakura“.
Schauen Sie. Vor vielleicht drei Minuten hatten Sie wahrscheinlich keine Kenntnisse der japanischen Sprache (außer vielleicht „harakiri“ und „sajonara“). Jetzt kennen Sie zwei Wörter dieser Sprache, und Sie werden sie – vielleicht – bis zum Ende Ihres langen Lebens abrufen können.
Soweit so gut, aber jetzt zur Sache.
Ich habe dieses Wort „hanami“ heute auf YouTube entdeckt. Es diente nämlich als Motto für ein nagelneues Lied mit dem Titel „Tupperware Box“. Das Motto lautete: „Happy hanami“: Englisch und Japanisch als sprachliches Gespann. Der Sinn ist klar: Viel Freude beim Blütenbetrachten.
Ich bin sicher, dass die meisten Leser dieser Seite – ach Entschuldigung, ich vergesse immer, dass ich gendern muss – also….dass die meisten Leser(Pause)Innen dieser Seite – den Begriff „Tupperware Box“ auf Anhieb verstehen. Bei „hanami“ ist es freilich anders. Denn auch in Deutschland ist „Tupperware“ so bekannt wie Schokoküsse. Wahrscheinlich müsste ich bei „Tupperware“ de jure ein „©“ aufsetzen, damit jeder wisse, dass es sich um ein geschütztes Produkt handelt.
Übrigens: Wissen Sie, woher dieses Wort „Tupperware©“ stammt? Wahrscheinlich nicht. Oder?
Das engl. „ware“ (uäärr) hat dieselbe Bedeutung wie das dt. „Ware“, wodurch man erkennt, dass diese Sprachen ziemlich verwandt sind! Denken Sie an „baking ware“ und „Backware“! Lustig, gell?
Ein gewisser Herr Earl Silas Tupper (sprich „töpper“) hat 1938 diese gläsernen Behälter mit Kunststoffdeckel erfunden, um Essbares luftdicht zu lagern. Dazu wollte er anhand dieser Erfindung den eigenen Namen verewigen. Hätte ich diese Behälter erfunden, hießen sie heute Sprachbloggeurware!
Aber zurück in die Wirklichkeit. Diese Verknüpfung zwischen Tupperware© und hanami© habe ich heute nur dank besagtem Lied, „Tupperware Box“ entdeckt.
Ein gewisser Jean Borno hat Text und Musik geschrieben, und er tritt als Sänger im Video auf. Allmählich kennen viele Fans den Namen dieses Musikers. Er scheint Belgier zu sein wie, z.B., Hercules Poirot. Im sehr geschickten Video sind er und seine Mitarbeiter – bzw., Mitarbeiter©Innen zu sehen. Allerdings erkennt man die Gesichter nicht. Alle sind kostümiert so, als ob sie der Frühjahrsschlamm oder Zombies waren, und sie agieren in einer Welt der Kirschblüten. Hut ab, sag ich. Denn diese Verquickung aus üppigen Kirschblüten, Schlammmenschen(?), Frühjahr und einem Text, der sich mit dem Thema „Tupperware Boxes“ befasst, ist ein visuelles Blumen- und Tonfest.
Ich habe aber das Gefühl, dass besagte Ton- und Wortkünstler Borno ein bisschen tiefer unter der Matte kratzt. Ja, so ist es oft mit der Kunst. (Falls Sie neugierig geworden sind:https://www.youtube.com/watch?v=17ZrVrYVdmU).
Heute haben Sie verschiedene neue Begriffe gelernt. Aber was sind meine holprigen Beschreibungen wert? Schauen Sie selber bei YouTube. Sie werden bald kapieren, worum es geht.
In eigener Sache: Achtung Achtung. Die nächste Glosse erscheint erst Ende Juni. Zum ersten Mal seit einem Jahr ist der Sprachbloggeur auf Geheimmission unterwegs…vielleicht unerkannt auf Ihrer Straße!
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