Heute etwas fürs Leben. Muss auch mal sein. Sonst passieren die schlimmsten Dinge. Zum Beispiel Folgendes: Man findet auf YouTube ein Video mit dem Titel „Ihr Freund ist ihr fremdgegangen und sie will ihn zurückhaben“. (Notabene: kein Komma im Original – schlampig!). Noch ärger: Man wird neugierig!
Ich bin nämlich neulich auf eben diesen Titel gestoßen und stellte fest, dass nach 19 Stunden online bereits ca. 43.000 „YouTuber“ das Video angeklickt hatten. Unfassbar…oder? Das Video ist genau sieben Minuten und dreiunddreißig Sekunden lang. Finden Sie es erstrebenswert, 7 Minuten und 33 Sekunden Ihres kurzen Lebens mit dem Inhalt eines solchen Videos zu befassen? Na ja, über die Geschmäcke sollte man nicht streiten. Aber trotzdem…
Im „Thumbnail-Teaser“ prangt ein Bild links von einer jungen Frau mit lang herunterhängenden blonden Haaren, das Gesicht etwas verpixelt; rechts eins von einem jungen Mann. Er ist unrasiert, seine Haare unten kurz geschoren, oben lang wuschelnd, so wie ein Karottenbeet. Er trägt weiße Ohrenstöpseln. Sein Gesicht ist allerdings nicht verpixelt, und er sieht dumm und arrogant aus. Zwischen den beiden hängt ein rotes Herz. Es ist – erwartungsgemäß gerissen. Aua und schluchz.
Mehr habe ich zu dieser Sache nicht zu sagen, außer dass ich nicht bereit war, 7 min 33 sek meines Lebens zu investieren, um mehr zu erfahren. Man wünscht den beiden alles Gute und hofft, dass beide den Partner – bzw. die Partnerin – finden, den/die sie verdient haben.
Eigentlich wollte ich mit einem ganz anderen leckeren Gericht aufwarten. Ich habe mir nämlich Gedanken über die Begriffe „links“ und „rechts“ gemacht.
Wie jeder weiß: Begriffe, die mit einer Form von der Vokabel „recht“ gebildet werden, stellen meistens etwas Positives dar. Man hat „recht“. Er ist ein „rechtschaffender“ Mensch. Sie sind auf den „rechten“ Weg. Auch „richtig“ ist mit von der Partei und dient als Gegensatz zu „falsch“.
Begriffe, die eine Form der Vokabel „links“ beinhalten, stellen hingegen nicht selten etwas Negatives dar. Aus ihm wird nix, er war schon immer „link“. Sorry, ich habe zwei „linke Hände“, kann also kaum einen Nagel in die Wand reinhauen. „Link“ auf Lateinisch heißt „sinister“. Die ganze verruchte Atmosphäre wirkt so…so…so…“sinister“. Oder auf Französisch „gauche“. „How gauche“, sagt man auf Englisch, also „wie krude“.
Hier sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich Linkshänder bin. Und: Ich kann den Zustand nur empfehlen. Ich habe damit beste Erfahrungen gemacht!
Immerhin werden in der Politik beide Körperseiten gleichwertig gehandhabt. Egal wie man steht, ist man überzeugt… im recht zu sein!
So weit so gut. Und jetzt komme ich endlich zurück zum Versprechen vom Anfang dieser Glosse: Ihnen heute etwas fürs Leben mit auf den Weg zu geben. Und zwar folgende Weisheit, die allerdings nicht von mir stammt. Ich bin lediglich der Bote.
Ich habe die Story vor etlichen Jahren von einem Bekannten gehört, der sie wiederum selbst lediglich als Anekdote weitererzählte. Ich weiß nicht mehr, ob er Augenzeuge war.
Es geht um den alten Herrn R, den ich selbst mal kennengelernt habe, allerdings ohne mit ihm ein Wort ausgetauscht zu haben. Er war weißbärtig und kam mir jedenfalls irgendwie fad und verdattert vor. Vielleicht war er auch damals so.
Herr R. war einmal in einem Gespräch mit einem hitzigen jungen Mann vertieft, der von Satz zu Satz immer vorlauter wurde, bis er endlich nachdrücklich beteuerte: „Aber ich habe recht!“
Daraufhin erwiderte Herr R. „Ach! Nicht nur hast du Ideen und Argumente. Du hast auch recht. O je. Mein Beileid. Recht zu haben, ist das schlimmste, was einem passieren kann.“
Nun frage ich mich, wer im oben erwähnten YouTube-Video recht hatte. Die junge Frau oder der junge Mann? Dem Sieger möchte ich nämlich mein Beileid zum Ausdruck bringen.
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