Verdammt! Alles für die Katz! Am Schreibtisch wollte ich endlich für Ordnung sorgen, aber am Schluss nur neues Chaos!
Zur Sache: Ich habe vor etlichen Tagen einen kurzen Artikel über Kim Kardashian (nein, mit Kim Jong Un nicht verwandt) aus der Zeitung ausgeschnitten. Doch jetzt find ich ihn in der neuen Schreibtischordnung nicht mehr!
Eins steht fest: Er war aus einem deutschen Tagesblatt, und KK wurde als „Reality-Star“ etikettiert. Was sonst im Text stand, hat mich eigentlich nicht besonders interessiert. Lediglich der Begriff „Reality-Star“. Und daher nun folgende Frage: Was ist ein „Reality-Star“? Ein „Wirklichkeitsstern“?
„Star“ besitzt, wie jeder weiß, längst den dt. Pass (anders als ich) und wird gendergerechterweise für Menschen beider Geschlechter verwendet (von daher gibt es keine „StarInnen“) und weist üblicherweise auf Menschen aus der Unterhaltungsindustrie hin, die es bis nach ganz oben geschafft haben, die ja leuchten! Die dt. Sprache hat sogar mittlerweile in eigener Produktion ein Pendant zum Original, die Vokabel „Sternchen“, aus dem Boden gestampft, um – zugegeben abschätzig – jene Unterhaltungspersonen zu kennzeichnen, die schlussendlich als Sternschuppen runterpurzeln. „Starlets“ heißen sie auf Englisch. Auch das mittlerweile mit dt. Aufenthaltstitel.
So weit so gut. Ab jetzt aber wird’s philosophisch. Denn ich möchte wissen, ob das Wort „Reality“ im Begriff „Reality-Star“ irgendwie mit dem Konzept „Realität“ bzw. „Wirklichkeit“ verwandt ist.
Hoffentlich wird das, was nun folgt, Sie nicht ganz erschrecken. Denn ich werde an dieser Stelle den ersten Satz aus einem Traktat des österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein zitieren. Sein Buch „Über Gewissheit“ fängt nämlich folgendermaßen an: „Wenn du weißt, dass hier eine Hand ist, so geben wir dir alles übrige zu.“
Wittgenstein untersucht in seinem Buch den Begriff „Gewissheit“. Seine Aufforderung an ein unbestimmtes „Du“ lautet also: Dieser möge die Gegenwärtigkeit (sprich „Realität“) einer Hand nachweisen. Falls dieses „Du“ dies könne, so sei dann auch Wittgenstein bereit, die Gegenwärtigkeit alles Sonstigen zuzugestehen.
Alles klar?
Und jetzt zurück zur Berufsbezeichnung von Kim Kardashian: „Reality-Star“.
Soll man darunter verstehen, dass diese Dame besonders befestigt in der Wirklichkeit ist, so dass man sie praktisch als himmlische Leuchte erachten müsse? Wäre ja schön.
Da ich aber leider zu wenig über KK weiß, außer dass in Fotos oft ihre üppige Brustweite zur Schau gestellt wird, kann ich über sie persönlich nur wenig berichten, was aber ohnehin nicht so wichtig ist. Denn es geht hier lediglich um besagte Berufsbezeichnung und ihren Bezug zum Begriff der Realität.
Eigentlich keine einfache Sache, denn das mit der Realität kann wirklich kniffelig sein. Weshalb wir es nicht einmal als komisch empfinden, wenn einer wie Wittgenstein vorsichtig wird, eine Hand als Hand hinzunehmen.
Der einfachste Beweis dafür, ob eine Hand eine Hand ist, wäre freilich, denjenigen, der nach der Wirklichkeit seiner Hand fragt, bei der Hand zu packen und dann einfach kräftig reinzubeißen.
Wäre eine Lösung.
Und würde jemand KK (oder einen anderen Reality-Star) in die Hand beißen, wüssten wir auch sicherlich etwas mehr die Wirklichkeit.
Auch das ein Schritt näher an die Wirklichkeit.
Und jetzt sind Sie bestens gewappnet, ein eigenes Urteil über die Wirklichkeit und die Wirklichkeit als Show zu fällen. Und all dies nur deshalb, weil ich am Schreibtisch für Ordnung sorgen wollte.
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