Was haben E-Scooters und Nichtbinarität gemeinsam?
Schon ratlos? Falls ja, haben Sie dann entweder keine Ahnung, was ein E-Scooter ist, oder Sie sind noch nicht über die Nichtbinarität auf dem Laufenden.
Da man Gelegenheit hat, auf nahezu jeder Straße in Deutschland über einen querstehenden Scooter zu stolpern, gehe ich davon aus, dass Ihre Wissenslücke eher im Bereich der „Nichtbinarität“ liegt, ein Wort, das Sie wohl nicht täglich im Rundfunk oder im Supermarkt antreffen.
Falls Sie mal dem Wort begegnet sind, dann höchstens in der adjektivischen Form „nichtbinär“, was auch kein Alltagswort ist. Tatsache ist: Man muss in ganz gewissen Kreisen verkehren, um den Kontakt mit diesem Begriff zu machen…
…und zwar in „dysphorischen“ Kreisen!
Schon wieder ein ungewohntes Wort! Aber alles der Reihe nach. „Dysphorie“ (Adjektiv: „dysphorisch“) ist quasi das Gegenteil von „Euphorie“. Jeder weiß, was „Euphorie“ ist…oder? Man ist „euphorisch“, wenn es einem besonders gut geht. Man schwebt quasi im siebten Himmel oder so.
Geht es einem nicht besonders gut, ist die Rede von einer „dysphorischen Verstimmung“. Das sagen vor allem die Psychologen, wenn sie miteinander über depressive Zustände fachsimpeln. Eine dysphorische Verstimmung kann mitunter ein sehr ernstes Problem sein. Wer sich über längere Zeit dysphorisch fühlt, sollte sich auf jeden Fall nach Hilfe umsehen. Kann wirklich helfen.
Seit ein paar Jahren wurde in der dt. Sprache (und im Englischen) ein neuer Begriff aus dem Boden gestampft: die „Genderdysphorie“. Will sagen, dass jemand mit der Zuordnung im eigenen biologischen Gender (sprich: Geschlechtszugehörigkeit) nicht zufrieden ist. Ist ein Mensch über die eigene Geschlechtszugehörigkeit nicht euphorisch, wird er „genderdysphorisch“: etwa Männer, die sich nicht „männlich“, sondern „weiblich“ fühlen und Frauen, die sich „männlich“ empfinden.
Eine genderdysphorische Person kann sich auch als „nichtbinär“ bezeichnen. Und somit kehren wir zum ersten ernannten Begriff in dieser Glosse (neben E-Scooter) zurück.
„Binär“ (binarius) ist eine spätlateinische Bildung (15. Jh.) und bedeutet „zweifach“. „Binäre Zahlen“ bezeichnen ein System bei der nur zwei Ziffern verwendet werden, um bis zur Unendlichkeit zu zählen. Das tun Computers. Sie verstehen lediglich „1“ und „O“. Diese sog. „Maschinensprache“ im Chiphirn eines Computers übersetzt lange Reihen von Einsern und Nullen in alles Mögliche – egal ob Text, Zahl, Bild oder Ton.
Auch Menschen sind „binär“. Deshalb existieren wir als Männlein und Weiblein. Nein, das stimmt nicht ganz. Es gibt auch sog. „Intersexuelle“. Sie werden mit den genetischen Merkmalen beider Geschlechter geboren. Ihre Situation ist von daher nicht immer einfach, und man soll ihnen stets den Daumen drücken.
Einen Menschen als „nichtbinäre“ zu bezeichnen, ist allerdings eine Sprachneuigkeit. Das sind Menschen, die sich zwar genetisch als Männlein und Weiblein eingeordnet werden können, die jedoch behaupten, dass sie im falschen Körper geboren wurden. Manche dieser Personen unterziehen sich deshalb eine Geschlechtsumwandlung. Diese erfolgt durch eine hormonelle Behandlung oder noch drastischer (bzw. unumkehrbarer) durch Chirurgie. In den letzten Jahren werden solche Menschen auch „transsexuell“ genannt.
Es gibt allerdings Fälle von Transsexuellen, die sich nach der Umwandlung es auch anders überlegen. Sie möchten dann zurück. Man nennt diese Rückverwandlung eine „Detransition“ oder manchmal eine „Retransition“. Falls aber ein operativer Einschnitt bereits erfolgt ist, kann diese „Detransition“ nie vollständig realisiert werden.
Sie sehen: Die Sache kann sehr kompliziert werden.
Doch nun zurück zur Öffnungsfrage: Was haben E-Scooters und Nichtbinarität gemeinsam?
Nein, dies ist keine Fangfrage.
Die Antwort liegt auf der Hand: Beide sind Fahrweisen, die fast ausschließlich von Menschen zwischen 18-35 in Anspruch genommen werden.
Jetzt wissen Sie Bescheid.
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