Ach, es wäre so schön gewesen, wenn ich nur über unterhaltsame Belanglosigkeiten schwadronieren könnte…zum Beispiel, über Folgendes:
(Der Sprachbloggeur erreicht die Haustür seines Hauses. Ein junger Mann, wohl ein „Millenial“ – auch „Generation Y“ genannt – steht vor der Tür. Er hat bereits irgendwo geklingelt und wartet auf Einlass. Der Sprachbloggeur hat einen Schlüssel, will aufmachen.)
Millenial: Servus.
Sprachbloggeur: mmmf
(Der Sprachbloggeur öffnet die Haustür)
Sprachbloggeur: Bitte.
Millenial: Danke.
(Der Millenial fliegt die Treppe hoch, während der Sprachbloggeur den Anstieg Schritt für Schritt zurücklegt.)
Millenial: ( bereits im zweiten Stock) Hi!
Stimme da oben: Hi!
Worum geht es? Der Sprachbloggeur reagiert ungehalten, weil der Millenial zum ihm, dem Fremden, „servus“ gesagt hat, was nach Meinung des Sprachbloggeurs auf einen Mangel an Manieren hindeutet. Früher, so grantelt der SB sauertöpfisch, hätte ein junger Mann einem Älteren „grüß Gott“ gesagt – zumindest hier in Bayern. Und dann das mit dem „hi“. Aber wirklich. Schlimm genug, dass sich in Dänemark das „hej“ eingebürgert hat, aber die haben nach '68 auch das Siezen abgeschafft! So eine Dummheit…
Ach, es wäre so schön, wenn ich mich nur über solche Belanglosigkeiten aufregen könnte. Doch dann haben diese hirntoten islamischen Terroristen in Sri Lanka über 350 Menschenleben ausgelöscht. Vielleicht waren sie, bevor sie sich in die Luft gesprengt haben, höfliche junge Männer, die „grüß Gott“ und nicht „servus“ mimten (ich meine, in der eigenen Sprache)!
O je! Hab ich „islamische Terroristen“ geschrieben und nicht „islamistische“? Darf man das noch in Deutschland?
Die Überschrift in der Dienstag-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung zum Thema Sri Lanka hat sogar jegliches Beiwort zu „Terrorist“ weggelassen.
Ich weiß auch, warum. Man hat Angst, Vorurteile gegen Muslime zu schüren. Ja, echt. Man hat Angst, dass man Vorurteile schüren könnte, würde man das Wort „islamisch“ im Zusammenhang mit einem „Terroranschlag“ bringen. Im Ernst. Und wenn die Identität nicht zu kaschieren ist, dann schreibt man lieber „islamistisch“. Komisch.
Nur: Genau das Gegenteil bewirkt diese Scheue der SZ. Denn jeder witterte ohnehin gleich, wer hinter dem Massenmord gesteckt hat. Jeder hat gedacht: Hmm, bestimmt waren es muslimische Terroristen. Ein prüdes Presseorgan will die Fakten vertuschen, und zack! Die befürchteten Vorurteile werden erst recht geschürt!
Der islamische Terrorismus ist nun mal ein immenses Problem – das wissen auch beinahe alle Muslime. Fragen sie die Rückkehrer in Mosul oder Rakka, was sie vom islamischen Terror halten.
Das mit dem „islamisch“ und „islamistisch“ hab ich nie richtig verstanden. Meine Theorie: Es ist eine verspätete Wiedergutmachung angesichts der Judenverfolgung. Sorry, too late. Und die IRA: sind das radikale „Katholikisten“? Und die Ulster Freedom Fighters „Protestantisten“?
Ja, servus.
(Alles nix Neues. Muss aber immer wieder gesagt werden).
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