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Häppi Börssdäj tu ju

Ich gebe zu: „Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag“ flattert nicht gerade wie flüssiger Honig über die Zunge. Auch „Alles Gute zum Geburtstag“ wird nie einen Preis für Wohlklang gewinnen.

Meinem Gefühl nach liegt das Problem an den vielen Kehllauten („G“ und „K“). Das dreimal „Z“ (einmal als „ts“ geschrieben) trägt auch nicht unbedingt dazu bei, aus diesem Glückwunsch eine wohlklingende Melodie zu erzeugen. „Alles Gute zum Geburtstag“ bringt keine Besserung. Leider.

Könnte das der Grund sein, weshalb heute in Deutschland bereits jede(r) Dreijährige freudig kreischt „Häppi Börssdäj!“, wenn er/sie jemanden beglückwünschen will?

Ich kam auf diesen Gedanken, als ich im Schreibwarengeschäft anstand, um Briefmarken zu kaufen. (Zu beachten: Viele kleine Geschäfte sind inzwischen Postfilialen geworden. Ohne das zusätzliche Einkommen würden sie schnell untergehen, und bald würde an der Stelle ein Handygeschäft, ein Nagelstudio, ein Immobilienbüro oder ein internationales Klamottengeschäft einziehen. Man tut, was nötig ist, um zu überleben. Gell?).

Neben mir, war ein drehbaren Ständer mit Glückwunschkarten, und nun stellte ich fest, dass die meisten Geburtstagskarten nicht mit „herzliche Glückwünsche…usw.“ beschriftet waren, sondern schlichtweg mit „Happy Birthday!“

Ich kann mich nur vage erinnern, wie es war vor zwanzig oder dreißig Jahren. Ich weiß aber, dass praktisch jeder „Herzliche Glückwunsche…etc.“ heraussprudelte, wenn eine(r) Geburtstag hatte. Damals kam dem jungen Amerikaner (mir!), diese Formulierung recht holprig vor. Die Glückwunschkarten der damaligen Zeit waren aber noch ärger.

Irgendwie wirkt „happy birthday“ doch spritziger. Oder? Z.B.:

„Guck: Dieses Jahr kosten die Kerzen mehr als der Kuchen! Happy Birthday!“ Das habe ich auf einer Karte gelesen. Oder: „Man wird alt wie ein Haus, und alle ziehen aus! Happy Birthday!“ So sind die frechen Geburtstagskarten der Generation 3.0.

In unserer Familie, haben wir schon immer „Happy Birthday to you, H.B. to you…usw.“ angestimmt, wenn einer Geburtstag hatte. Aber schließlich bin ich Amerikaner.

Allerdings: Nach Singen jenes bekanntes Textes, folgte gleich eine weniger bekannte Variante (mit selber Melodie):

„Happy Birthday to you,
you belong in the zoo.
You look like a monkey,
and you act like one too.”

Es sollte Bescheidenheit lehren.

Doch auch deutsches Liedergut kam bei uns nicht zu kurz. Denn gleich nach dem amerikanischen Brauch folgte die deutsche Show:

„Hoch soll er(sie) leben,
hoch soll er(sie) leben,‘
dreimal hoch!“

Selbstverständlich wurde dieses Lied dreimal vorgetragen. Es war, wenn ich mich nicht täusche, ursprünglich eine Reingabe meiner Schwiegermutter. Wer weiß, wie alt es ist. Für mein Ohr klingt es jedenfalls wie das Trinklied einer Burschenschaft aus dem 19. Jahrhundert.

Egal. Heute leben wir, mir nix dir nix, im Zeitalter des Happy Birthday, und das bleibt (wohl eine Weile) so, bis…

Aber vielleicht haben Sie heute Geburtstag?! Man kann’s nicht wissen.
Falls ja, wünscht der Sprachbloggeur happy birthday to you!

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