Zum Auftakt etwas für die Profis, d.h., für diejenigen, die mindestens ihre Habilitationsschrift im Fach Anglistik bzw. Amerikanistik hinter sich haben:
Es folgt ein Satz aus einem politischen Kommentar des amer. Ökonoms Paul Krugman. Ich habe nämlichen Text in der International New York Times vom 8. April 2017 aufgelesen.
Zitat:
„Repeal-and-replace didn’t face-plant because of poor tactics; it failed because Republicans have been lying about health care for eight years.“
Thema dieses Satzes ist der Umgang der regierenden republikanischen Partei in den USA mit „Obamacare“, der Krankenkassenreform des ehemaligen Präsidenten Obama. Die Republikaner hatten die Absicht, so Krugman, dieses Gesetz abzuschaffen (repeal) und durch ein eigenes zu ersetzen (replace).
Soweit so gut; aber jetzt wird die Sache auf der sprachlicher Ebene etwas kniffliger - zumindest mir. Denn ich, der ich amer. Muttersprachler bin, stellte fest, dass mir das Wort „face-plant“ unbekannt war.
Dass es sich um ein Verb handelte, war mir freilich klar, „to face-plant“, also. Außerdem: Der Aufbau des Satzes ließ ahnen, dass das Wort irgendwie gleichbedeutend mit „fail“, also „scheitern“, war.
Vielleicht wissen manche Leser - auch ohne Habil - mehr über obigen Begriff als ich. Das kann durchaus der Fall sein. Aber egal: Nun wollte ich herausfinden, was mit „face-plant“ gemeint ist.
Vor fünfundzwanzig Jahren hätte ich in dieser Situation einen Ausflug in die Bibliothek antreten müssen, um dort in einem dicken Lexikon der englischen Umgangssprache nach Antworten zu suchen. Trotzdem wäre ich womöglich auf keinen grünen Zweig gekommen -, z.B. wenn das Wort brandneu gewesen wäre und noch nicht erfasst wurde.
In dem Fall hätte ich für viel Geld einen Anruf in die USA getätigt, um einen Freund (heute „Joker“ genannt) zu kontaktieren in der Hoffnung, er wisse mehr als ich. Oder ich hätte einen Brief schicken oder (ganz auf der Höhe der Technologie) ein Fax schreiben können.
Heute wendet man sich mühelos an Onkel Google, was ich auch gemacht habe. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich meine Antwort. Ach! Wir leben wahrlich in einem goldenen Zeitalter, wo Wünsche (zumindest einige) unmittelbar befriedigt werden.
Aber zurück zum „face-plant“. Ratzfatz habe ich meine Antwort im „Urban Dictionary“ entdeckt. Übrigens. Falls Sie es nicht kennen: Das „Urban Dictionary existiert seit ca. 15 Jahren. Jeder Benutzer hat die Freiheit, jedweden Slangbegriff nach eigenem Gutdünken zu definieren. So ist daraus ein wahrhaftiges Volkslexikon der Popsprache entstanden. Im Fall von „face-plant“ habe ich Deutungen entdeckt, die bis ca. 2003 zurückgehen. (Notabene: Nach Merriam-Webster taucht das Wort „face-plant“ zum ersten Mal 1982 auf).
Was ist eine Gesichtspflanze? Sie beschreibt den Zustand eines Menschen, wenn er aufs Gesicht fällt und mit Gesicht am Boden daliegt - als wäre das Gesicht zur Pflanze geworden, die in dieser schmerzhaften Stellung Wurzeln schlagen könnte. Sowas passiert Skaters und auch Radlern immer wieder. Leider.
„Face-plant“ als Verb wird von dict.cc mit „auf die Fresse fallen“ übersetzt, was mit dem Englischen ziemlich genau übereinstimmt.
Im Satz von Paul Krugman heißt der Begriff also doch „scheitern“. Klares Bild.
Und jetzt sind Sie, liebe Lesende, - compliments of the Sprachbloggeur - über die „face-plant“ bestens informiert. Ende der Aufnahme. Klick!
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