Der Name Alexander Kinglake ist Ihnen wahrscheinlich kein Begriff - kein „Brand-name“ also, Neudeutsch ausgedrückt.
1834 machte sich dieser abenteuerlustige junge Engländer aus gutem Haus mit seinem Freund Methley auf den Weg ins osmanische Reich und wanderte anderthalb Jahre durch die westliche Türkei, Syrien, das Heilige Land und Ägypten - damals allesamt osmanisches Territorium.
Das war vor TUI und AIRBNB. Doch damals konnte ein junger Gentleman aus England, wenn er Geld hatte, Diener und Wachmänner noch und nöcher verpflichten, was die Härte des Reisens trotzdem nur unwesentlich erleichterte.
Das beste Beispiel: Irgendwo in Bulgarien, auf dem Weg nach „Stamboul“, erkrankte Freund Methley schwer.
Was macht man, wenn man im endlosen bulgarischen Wald krank wird? Ganz einfach: Man überlebt oder man stirbt. Denn damals in Bulgarien - zumindest da, wo sich diese Reisepartei befand - wäre weder Arzt noch Arzneien aufzutreiben. Auch Wasser war kaum vorhanden. Das einzige zur Verfügung stehende Medikament hieß Durchhalten. Methley musste konsequent die Ohren steif halten. Auch eine Ruhepause war unmöglich. In der Wildnis rastet man nämlich nicht. Was aber tun, zumal der Kranke nicht mal in der Lage war, im Sattel zu sitzen?
Ideal wäre es gewesen, einen Wagen zu organisieren, um Methley wenigstens liegend transportieren zu können. Doch auch dies erwies sich als Traumvorstellung. Wissen Sie, warum? In den bulgarischen Pampas waren Fahrzeuge mit Rädern damals unbekannt. Das behauptet jedenfalls der Autor.
Immerhin vermochten die Diener eine „araba“ zu improvisieren. Heute bedeutet dieses türkische Wort „Auto“. Damals meinte man damit eine Liege, die man mit Stäben an einem Pferd befestigte. Methley wurde hunderte von Kilometern über Stock und Stein unsanft geschleppt. Für den Patienten sicherlich eine denkwürdige Reise, wenn er überhaupt bei Bewusstsein war.
Die gute Nachricht: Methley hat diese Strapaze überlebt, was allein wohl seiner Jugend zuzuschreiben wäre.
Ach ja. Es gab auch unterwegs höchst exotische Sehenswürdigkeiten für damalige Reisende: zum Beispiel, an einer besonderen schnieken Wüstenei angekommen, stießen die Abenteurer plötzlich auf zwei aufgespießte Delinquenten, die zu Skeletten abgemagert waren. Und dann war die große Pyramide zu bewundern, die aus dreißigtausend Schädeln geköpfter serbischer Kriegsgefangener kunstvoll angefertigt wurde. Es waren, wie der Autor mitteilt, die sterblichen Reste von Teilnehmern eines Aufstands gegen die osmanische Herrschaft, im Jahr 1806…
Eigentlich wollte ich heute nicht über Kinglake berichten. Doch sein Buch „Eothen“ (etwa: „Aus dem Osten“) hinterlässt bildhafte Eindrücke. Es erschien übrigens 1840 und wurde prompt zum Bestseller.
Für heute hatte ich ursprünglich etwas ganz anders im Sinn. Ich hatte mir nämlich ein paar Gedanken über das Wort „Brandung“ gemacht. (Sicherlich hatten sich Kinglake und der wiederhergestellte Methley an den Brandungen am Bosporus ergötzt). Und neben „Brandung“ fiel mir der neudeutsche Begriff „Branding“, ein, der beschreibt, wie etwas zu einem „Brand“, also Markenzeichen, gemacht wird.
Notabene: Das engl. „Brand“, also „Markenzeichen“ bedeutete ursprünglich „Brandzeichen“.
„Branding“ und „Brandung“. So ähnlich und doch so unterschiedlich, hab ich gedacht.
Stimmt aber nicht. Der Wellenschlag heißt Brandung, weil einst irgendeine poetische Seele dieses Phänomen betrachtete und dabei dachte: Mei, das plätschernde Wasser erinnert mich an lohende Flammen…
Schön die Sprache, gell?
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